Hitzfeld: "Ich will endlich den Pott" Bayern-Coach hat noch eine Lücke in seiner Titelsammlung

München (sid). Champions League und Weltpokal hat er schon gewonnen, die deutsche Meisterschaft holte er gleich dreimal - nur ein Triumph im DFB-Pokal fehlt Ottmar Hitzfeld noch in seiner Titelsammlung. "Ich will endlich den Pott", sagte der Trainer vom deutschen Rekordmeister und Rekordpokalsieger Bayern München vor dem Halbfinale gegen Hansa Rostock am Mittwoch daher jedem, der es hören wollte.

Im Vorjahr hatte der erfolgreichste deutsche Vereinstrainer der letzten Jahre die goldene Trophäe schon fast in seinen Händen, doch dann triumphierte Werder Bremen im Elfmeterschießen. "Der Stachel vom letzten Jahr sitzt tief", gestand Hitzfeld. Am 6. Mai will er einen neuen Versuch starten, ein Erfolg gegen Rostock vorausgesetzt. Und dann würde der Endspielgegner wieder Werder Bremen heißen. Die Hanseaten zogen bereits am Dienstag durch ein 2:1 n. V. gegen Zweitligist Stuttgarter Kickers in das Finale im Berliner Olympiastadion ein.

Doch Hitzfeld bemüht sich um Gelassenheit. "Ich sehe das ganz emotionslos. Wir müssen erstmal unser Spiel gewinnen. Natürlich ist es ein schönes Gefühl, in Berlin beim Finale dabei zu sein." Für die Bayern wäre es die dritte Final-Teilnahme in Serie, das hatte der Rekordmeister zuletzt zwischen 1984 und 1986 geschafft.

Doch selbst wenn der "Tanz auf drei Hochzeiten" für den FC Bayern vorzeitig beendet wäre, bliebe die Position von Hitzfeld unangetastet. "Nach so einem Mann haben wir immer gelechzt. Mit ihm haben wir endlich denjenigen gefunden, der Kontinuität verspricht", sagte Manager Uli Hoeneß. Dabei hatte er vor einiger Zeit noch orakelt, dass ein Trainer beim FC Bayern "maximal drei Jahre" arbeiten könne, dann habe er sich "in der Medienstadt München verschlissen".

Nicht so Hitzfeld, der seit 1998 auf der Kommandobrücke bei den Bayern steht und auf Anhieb deutscher Meister wurde. Denn: Der 51-Jährige verlängerte seinen Vertrag vorzeitig bis 2003. Und selbst durch das unglückliche 1:2 gegen Manchester United im Finale in der "Königsklasse" ließ der Erfolgscoach sich nicht erschüttern: Hitzfeld hat aus dem "FC Hollywood" wieder eine schlagkräftige Truppe gemacht.

Dabei hatte er anfangs noch mit dem Gedanken gespielt, sich nach zwei, drei Jahren in München in den sonnigen Süden nach Italien oder Spanien abzusetzen. Mittlerweile jedoch ist Hitzfeld die bayerische Landeshauptstadt sonnig genug. "Ich fühle mich hier wohl, auch im menschlichen Bereich. Wir passen einfach zusammen. Und auch die Arbeit mit der Mannschaft macht Spaß", sagte Hitzfeld.

Sein Schlüssel zum Erfolg: Das Rotationsprinzip. Mit eiserner Faust griff er durch und verschonte auch Stars wie Lothar Matthäus oder Giovane Elber nicht. Alle mussten im erstklassig besetzten Kader rotieren und fanden sich in schöner Regelmäßigkeit auf der Ersatzbank wieder. Das Murren nimmt Hitzfeld in Kauf: "Wenn einer nicht spielt, kann er nicht gut bei Laune sein. Das ist normal, aber ich darf den Frust nicht in die Öffentlichkeit tragen. Man hat es zu akzeptieren, und ich verlange auch, dass man nicht mit einem lange Gesicht hier herumläuft."

Geprägt hat den Mathematik- und Sport-Lehrer vornehmlich die Zeit bei Borussia Dortmund, von wo er auch seinen Assistenztrainer Michael Henke mitbrachte. Bei den Westfalen war Hitzfeld acht Jahre als Trainer und Sportdirektor verantwortlich. Er machte den BVB 1997 durch den Triumph in der Champions League zur besten Vereinsmannschaft auf dem Planeten. Sein Nachfolger Nevio Scala holte wenige Monate später den Weltpokal an den Borsigplatz. Hitzfelds Credo: "Regeln müssen eingehalten werden. Als Trainer muss man das strikt durchziehen, sonst hat man keine Chance."

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort