Bayer Leverkusen Wie Kießling vom Publikumsliebling zum Sündenbock wurde

Stefan Kießling war bei Bayer Leverkusen jahrelang gesetzt. Unter dem neuen Trainer Roger Schmidt findet sich der früherer Bundesliga-Torschützenkönig plötzlich auf der Ersatzbank wieder – auch gegen Atletico Madrid.

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Über Jahre hinweg Top-Torjäger und Publikumsliebling – plötzlich ein Sündenbock: Stefan Kießling erlebt derzeit bei Bayer Leverkusen einen bösen Traum. Am vergangenen Samstag hatte der zweitbeste Bayer-Torjäger nach Ulf Kirsten im Auswärtsspiel beim FC Augsburg 87 Minuten auf der Bank geschmort, ehe er auf dem Feld den Ausgleich zum 2:2-Endstand durch FCA-Torwart Marwin Hitz miterlebte.

Eine Woche zuvor blieb er beim Spielstand von 0:3 im Duell der Champions-League-Anwärter gegen den VfL Wolfsburg zur Pause draußen und wurde damit von seinem Trainer Roger Schmidt ebenso wie Lars Bender und Hakan Calhanoglu, die dasselbe Schicksal ereilte, zum Hauptverantwortlichen für das 45-minütige Desaster der Gastgeber gestempelt. Nach dem 4:5-Endstand rauschte der Bundesliga-Torschützenkönig von 2013 an allen Medienvertretern vorbei. Sein Motto: Nur nicht den Mund verbrennen.

Zwar weiß der sechsmalige Nationalspieler selbst am besten, dass er sich angesichts von nur vier Treffern in 22 Ligaspielen in einer Formkrise befindet, das mangelnde Vertrauen seines Trainers drückt aber merklich auf sein Gemüt. Dass Schmidt in Augsburg Josip Drmic, der in der Winterpause am liebsten das Weite gesucht hätte, im Angriff den Vorzug gab, tut weh. Vor dem Achtelfinal-Hinspiel der Werkself in der Königsklasse gegen Atletico Madrid hielt sich Kießling aber bewusst zurück.

Dabei hatte die Saison für den 31-Jährigen so gut angefangen. In der ersten Runde des DFB-Pokals gelangen Kießling beim 6:0-Erfolg gegen den Sechstligisten Alemannia Waldalgesheim fünf Treffer, in den Qualifikations-Playoffs gegen den FC Kopenhagen (3:2, 4:0) erzielte er drei der sieben Tore und zum Saison-Auftakt der Bundesliga traf Kießling zum 2:0-Endstand bei Borussia Dortmund. Doch was so traumhaft begann, entwickelte sich für den früheren Nürnberger zum Albtraum. Denn in der Liga folgte für ihn die längste Torflaute seiner Karriere (859 Minuten).

"Ich bin davon überzeugt, dass er am Ende der Saison 10 bis 17 Tore auf dem Konto hat", prognostizierte sein Coach damals noch und nahm Kießling aus der Schusslinie: "Man darf Stefan nicht nur auf Tore reduzieren. Er hat eine unglaublich wichtige Rolle in unserem System." Auch Kießling war in der Winterpause noch guter Dinge: "Natürlich bin ich mit meiner Quote nicht ganz zufrieden. Aber meine Rolle als einziger Stürmer hat sich auch etwas geändert. Ich werde nicht nur an Toren gemessen sondern auch daran, was ich für die Mannschaft leiste."

Doch mittlerweile hat Schmidt offensichtlich seine Geduld mit Kießling verloren, der in insgesamt 353 Pflichtspielen für Bayer 144 Treffer erzielte. Ob Kießling seinen Vertrag bis 2017 erfüllt, ist ungewiss. Denn für Kießling könnte ausgerechnet das zutreffen, was er in einem Interview mit den Ruhr Nachrichten vor dem Rückrundenstart in Bezug auf Borussia Dortmund gesagt hatte: "Wenn man erst mal im Schlamassel steckt, ist es oft schwierig, wieder herauszukommen."

(sid)
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