Bayer Leverkusen Wie Schmidts Stil die Arbeit für Toprak und Co. verändert

Leverkusen · Das aggressive Pressing reformiert nicht nur die Aufgaben für Bayers Offensivspieler. Als Konsequenz daraus ändert sich ebenfalls die Herangehensweise von Defensive und Torwart an Raum und Gegner.

 Trainer Roger Schmidt und sein Spielmacher Hakan Calhanoglu.

Trainer Roger Schmidt und sein Spielmacher Hakan Calhanoglu.

Foto: Bayer Leverkusen

Zwei Wochen lang arbeiten die Leverkusener Profis gerade einmal mit ihrem neuen Trainer Roger Schmidt zusammen, aber schon jetzt könnte man wohl jeden einzelnen Bayer-Kicker nachts aus dem Tiefschlaf herausholen und bekäme bei der Frage nach Schmidts Credo wie aus der Pistole geschossen "Pressing" als Antwort. Seit der allerersten Einheit am 30. Juni nutzt der 47-Jährige jedes Training, um seinen neuen Schützlingen sein Erfolgsrezept aus Überzeugung nahezubringen und ihnen die aus seinen Salzburger Tagen erfolgreich erprobte Spielweise Stück für Stück einzuimpfen.

Das weite Hinausrücken aus der eigenen Hälfte, das frühe Attackieren, das koordinierte Pressing - all das wird Bayers Offensivspiel verändern, wird neue Laufwege mit sich bringen und Automatismen modifizieren. Was bei der Vorstellung all dessen ein bisschen untergeht: Genauso für die Defensivspieler bringt der Systemwandel eine veränderte Herangehensweise an Raum und Gegner mit sich. Vor allem die Viererkette muss sich dem Primat der offensiven Dominanz anschließen.

Denn eines ist klar: Wenn in einem zu erwartenden 4-2-2-2-System die vier vorderen im Verbund draufgehen, müssen auch das defensive Mittelfeldduo sowie die hintere Abwehrreihe diesem Vorwärtsverteidigen beiwohnen, um keine Räume zwischen den Mannschaftsteilen entstehen zu lassen, in die sich der unter Druck gesetzte Gegner spielerisch hinein befreien kann. Schmidt sagt: "Der Ansatz ist nicht, hinten sicher zu stehen und dann zu gucken, wen wir vorne noch haben zum Attackieren. Im Gegenteil: Wir wollen vorne genügend Spieler haben, damit das Attackieren sehr wahrscheinlich von Erfolg gekrönt ist."

Der preisgegebene Raum wird sich aus Bayer-Sicht demnach vor allem im Bereich zwischen Viererkette und Bernd Leno befinden. Das heißt, wenn es der Gegner schafft, sich trotz des Leverkusener Pressings mit einem zielgerichteten langen Ball zu befreien, ist die Gefahr groß, dass sich die vier Verteidiger in Eins-gegen-Eins-Laufduellen wiederfinden (Im Optimalfall der Schmidt'schen Spielvariante ist das Pressing natürlich so erfolgreich, dass - wenn überhaupt - nur unkontrollierte lange Schläge möglich sind). Umso erfreuter war man gestern, dass Ömer Toprak nach seiner Verletzung wieder individuell auf dem Platz trainierte. Als Abwehrchef soll er Schmidts System schließlich so zügig wie möglich verinnerlichen.

Im Wissen um den großen Raum vor seinem Tor kommt schließlich auch auf Leno selbst eine veränderte Arbeitsweise zu. Ähnlich den Auftritten eines Manuel Neuer bei der Weltmeisterschaft in Brasilien wird auch Bayers Nummer eins verstärkt eine Art absichernden Libero geben müssen, der ein Timing für das Herauslaufen bei langen Bällen perfektionieren muss.

(RP)
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