Zoff um Derby-Verlegung Wie Bayer auf die Kritik aus Köln reagiert

Leverkusen · Bayer Leverkusens Nullnummer bei Union Berlin ist ein Spiel, an das sich keiner lange erinnern wird. Stattdessen wirft das Derby gegen Köln seine Schatten voraus. Die kurzfristige Verlegung der Partie sorgt für Unmut beim FC. Nun haben sich die Verantwortlichen des Werksklubs dazu geäußert.

 Kann die Vorwürfe aus Köln nach der Verlegung des Derbys nicht nachvollziehen: Bayer Leverkusens Sportgeschäftsführer Simon Rolfes.

Kann die Vorwürfe aus Köln nach der Verlegung des Derbys nicht nachvollziehen: Bayer Leverkusens Sportgeschäftsführer Simon Rolfes.

Foto: dpa/Marius Becker

Es gehört zur Derby-Folklore, dass ein paar verbale Giftpfeile über den Rhein fliegen. Das ist auch vor der 70. Auflage des Duells Leverkusen gegen Köln so. Dieses Mal geht es um die kurzfristige Verlegung des Spieltermins. Anstatt am Sonntag treffen die beiden Erzrivalen bereits am kommenden Freitag (20.30 Uhr) aufeinander. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat die von Bayer gewünschte Verlegung des Spieltermins genehmigt, damit vor dem Halbfinal-Hinspiel der Europa League bei der AS Rom am 11. Mai mehr Zeit zur Vorbereitung bleibt.

In Köln ist man mit den Umständen allerdings alles andere als glücklich. Christian Keller, Sportchef des FC und Aufsichtsrat der DFL, kritisierte das Verfahren – und das Verhalten des Werksklubs. „Wir als Spielpartner wurden als allerletztes involviert, als die Nummer mehr oder weniger schon durch war“, monierte er. „Wir hätten das im Normalfall mitgemacht, ohne zu viel zu motzen. Aber durch den Ablauf und die Art und Weise verstehe ich es nicht und finde es auch nicht gut.“

Das ist ein unmissverständlicher Vorwurf, der sich vor allem an die Leverkusener Chefetage um Geschäftsführer Fernando Carro und Sportgeschäftsführer Simon Rolfes richten dürfte. Neben der Stilfrage beschäftigte den Funktionär allerdings auch die Erklärung der Verlegung. Von „übergeordneten Gründen“ wollte der 46-Jährige nichts wissen. Ihm gehe es um die Integrität des Wettbewerbs. Als Eintracht Frankfurt vergangene Saison um die Europa League gespielt habe, seien auch keine Partien verlegt worden. Auch Bayern München strebe so etwas nie an. Zudem betonte er, dass Köln im Vorjahr 48 Stunden nach dem wegen starken Nebels um einen Tag verschobenen Conference-League-Spiel in Slovacko gegen Hoffenheim spielen musste und Stürmer Florian Dietz in dieser Partie einen Kreuzbandriss erlitt.

Dieses Messen mit zweierlei Maß stößt den Kölnern sauer auf. Bei der Kritik geht es um Grundsätzliches, aber auch um den fairen Umgang miteinander. Vielleicht auch, um ein wenig Schärfe aus dem Thema zu nehmen, fand Keller immerhin einen versöhnlichen Abschluss. Beim FC drücke man „ganz ehrlich und aufrichtig die Daumen“, dass Bayer weiterkomme und im Idealfall gar die Europa League gewinne – im Sinne des deutschen Fußballs.

Einzelkritik Union - Bayer Leverkusen: die Werkself in Noten
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Union Berlin - Bayer 04: die Werkself in Noten

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So oder so kommt durch die Verlegung unnötige zusätzliche Würze in das ohnehin brisante Duell. Der Verdacht einer „Extrawurst“ für Bayer steht im Raum. Andererseits ist verständlich, dass Leverkusen für sein erstes Halbfinale im Europapokal seit 2002 eine möglichst optimale Vorbereitung will – zumal die Werkself der letzte Bundesligist auf internationaler Bühne ist.

„Wir haben in diesem formal einwandfreien Prozess gemeinsam mit der DFL, dem TV-Partner Dazn und den Behörden eine für uns und letztlich für den deutschen Fußball gute Lösung gefunden“, betont Carro. „Ich schätze Christian Keller als Kollegen sehr. Wenn er und seine Mitstreiter beim FC das Gefühl haben, zu spät informiert worden zu sein, dann bedaure ich dies.“ Rolfes ergänzt: „Eine Vorverlegung hat für uns eine immense Bedeutung im Hinblick auf das Spiel in Rom.“ Er habe zudem Thomas Kessler, Kölns Leiter der Lizenzspieler-Abteilung, Mitte vergangener Woche informiert. Den Vorwurf des Eingriffs in die Integrität des Wettbewerbs kann Bayers Sportgeschäftsführer nicht nachvollziehen. „Wir hätten es von unserer Seite aus selbstverständlich auch unterstützt, wenn der FC oder irgendein anderer deutscher Verein jetzt im Halbfinale eines europäischen Wettbewerbs stünde und um Verlegung gebeten hätte“, betont Rolfes.

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