Bayer Leverkusen Torgarant Kießling trotzt der Bayer-Krise

Leverkusen · Am Ende einer schweren Saison kann Bayers Nr. 11 erneut Torschützenkönig werden. Explizites Ziel ist dies indes nicht.

Es geht ein wenig unter in dieser so launenhaften Saison von Bayer 04, aber Stefan Kießling steht schon wieder bei 15 Saisontreffern. 15 Tore inklusive des Phantomtores - aber vor allem: 15 Tore trotz all der unschönen Nachwehen dieses 18. Oktobers von Sinsheim. 15 Tore trotz der leidigen Diskussion um eine Rückkehr in die Nationalelf. 15 Tore, obwohl auch er in einer Spielzeit, in der bis auf Bernd Leno jeder Stammspieler in seinen Leistungen schwankte, eine Durststrecke von 14 Pflichtspielen mit nur einem Tor (zwischen dem 30. November und dem 15. März) durchlebte. 15 Tore, die ihn vier Spieltage vor Schluss in Schlagdistanz zur erneuten Torjägerkanone sehen.

Doch ein vorrangiges Ziel ist diese persönliche Titelverteidigung für Kießling nicht. "Da habe ich mir gar keine Gedanken zu gemacht. Das will ich auch nicht. Ich habe mir von Anfang an gesagt, dass ich mich davon nicht unter Druck setzen lasse. Ich bin jetzt auch in einem Alter, in dem ich mir so einen Druck nicht mehr machen muss", sagte der 30-Jährige gestern. Dabei hätte eine Wiederholung von Kießlings Vorjahres-Triumph gerade aus Leverkusener Sicht einen gewissen Charme. Schließlich ist Vor-Vorgänger Ulf Kirsten der bis heute Letzte, der 1996/97 und 1997/98 zweimal in Folge Bundesligatorschützenkönig werden konnte.

Kießling trotzt in jedem Fall beharrlich der Bayer-04-Krise. Und er legt längst nachweislich eine Konstanz im Bayer-Trikot an den Tag, die sich auch in Zahlen widerspiegelt. In nun fünf seiner acht Spielzeiten im Werksklub traf der Blondschopf zweistellig. In 309 Bundesligaspielen traf er insgesamt 126 Mal. Das sortiert ihn momentan auf Rang 24 der ewigen Torschützenliste der Bundesliga ein. Mit dem nächsten Treffer überholt er Dieter Hoeneß (127), bis zu seinem Sportdirektor Rudi Völler (132) sind es nur noch sechs Treffer, ein Uwe Seeler (137) liegt genauso in Schlagdistanz, und auch ein Karriereende unter den besten zehn der Geschichte ist kein Ding der Unmöglichkeit. Der Kölner Hannes Löhr auf Platz zehn liegt 40 Treffer entfernt.

Zugute kommt "Kieß" derzeit die vor zwei Spielen vollführte Systemumstellung auf ein 4-2-3-1, das ihm nachrückende Mitspieler in größere Nähe spült. "Ich habe mehr Anspielstationen. Wenn ich prallen lasse, dann ist jemand bei mir. Oder gleich mehrere", sagte Kießling.

Welches System ab Juli bei Bayer 04 als optimal angesehen wird, entscheidet der neue Trainer. Wer dies wird, ist noch unklar. Klar ist nun allerdings, dass sich die Verantwortlichen mit Roger Schmidt von Red Bull Salzburg beschäftigen. Der gilt zwar als Wunschkandidat von Eintracht Frankfurt, aber Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen wurde gestern in der "Frankfurter Neuen Presse" mit der Aussage zitiert: "auch Bayer Leverkusen mischt mit" - bei Schmidt.

(RP)
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