Bayers Sportdirektor „Mit ,alle oder keiner’ kommt man eher später ans Ziel“

Leverkusen · Simon Rolfes wünscht sich natürlich eine zeitnahe Rückkehr von Fans in die Stadien, der Sportdirektor von Bayer 04 Leverkusen mahnt aber auch zur Umsicht. Er sieht seine Mannschaft gut vorbereitet auf dem Weg in das Europa-League-Turnier.

 Simon Rolfes hofft auf einen ersten kleinen Schritt zurück zur Normalität.

Simon Rolfes hofft auf einen ersten kleinen Schritt zurück zur Normalität.

Foto: dpa/Marius Becker

In einer Medienrunde hat Simon Rolfes viele Fragen zu Kai Havertz beantworten müssen, es gab aber auch noch andere Themen für den Sportdirektor von Bayer 04 Leverkusen. Rolfes über...

...den durch die Coronavirus-Pandemie veränderten Rhythmus: „Das ist eine ungewöhnliche Herausforderung, keine Frage. Man muss die Frische behalten, vor allem im Kopf. Und da hilft es, wenn man Ziele klar vor Augen hat. Wir alle hatten durch die Pandemie eine lange Pause, dann gab es sehr viele Spiele in einer komprimierten Zeit, dann ein bisschen Urlaub. Die Anzahl der Spiele hat sich aber nicht erhöht. Klar war man ein bisschen aus dem gewohnten Rhythmus raus, aber der Urlaub hat dann geholfen, die nötige Frische zu bekommen, auch für die Regeneration. Das war ja kein langer Urlaub, in dem man viel verliert. Das hilft, ein gutes Level für die Europa League zu haben. Wir müssen es so annehmen, wie es ist und das Beste daraus machen. Ich bin überzeugt, dass unsere Mannschaft das tun wird.“

...die unterschiedlichen Start-Termine in den europäischen Ligen: „Für die einen ist es eine längere Belastung, andererseits sind sie dadurch auch im Rhythmus. Es ist am Ende Spekulation, was besser ist, und das Europa-League-Turnier ist dafür auch zu kurz, als dass es ein Vorteil sein könnte, hinten raus ausgeruhter zu sein. Immerhin sind es maximal nur vier Spiele, ohne Hin- und Rückspiel, ein Spiel, fertig. Ich glaube, wir sind darauf gut vorbereitet. Wie es bei anderen Mannschaften sein wird, davon müssen wir uns ein bisschen überraschen lassen.“

...die Rückkehr von Fans in die Stadien: „Wir hoffen natürlich alle, dass nächste Saison wieder Fans ins Stadion können, um das Erlebnis Fußball zu genießen und es wieder emotionaler zu machen. Das macht den Fußball schließlich auch aus. Wenn wir es schaffen, einen kleinen Schritt in diese Richtung zu machen, würden wir uns alle darüber freuen. Und viele haben die Hoffnung, dass das nächste Saison wieder passieren kann. Wenn man sich an das Hinspiel in Glasgow erinnert, hat man mittlerweile das Gefühl, das wäre ein Spiel aus einer völlig anderen Zeit: mit Fans im Stadion, statt Separierung und Abstand. Die Sehnsucht, diese Emotionalität wieder zu erleben, ist groß, und ich hoffe, unsere Gesellschaft findet einen Weg dahin zurück.“

...die Forderung „alle oder keiner“ des Fan-Bündnisses: „Ich kann absolut verstehen, dass man auch Gäste-Fans da haben will, das Ganze lebt von der Rivalität im Stadion. Wir müssen versuchen, einen guten Weg zu finden, wie das aussehen kann. Der Wunsch ist natürlich ein volles Stadion, aber das ist hier kein Wunschkonzert. Es gibt wichtige Dinge, die beachtet werden müssen, und dass das Einschränkungen bedeutet, ist allen bewusst – das betrifft schließlich nicht nur uns im Fußball, sondern alle Menschen. Deswegen finde ich es besser, einen kleinen Schritt Richtung Normalität zu gehen, denn dadurch gewinnt man auch Erfahrung, mit der man Sachen anpassen und verbessern kann. Mit ,alle oder keiner’ kommt man eher später ans Ziel. Wenn es die Möglichkeit gibt, mit einer geringen Zahl Fans zu starten, sollten wir das versuchen.“

...die mögliche Anzahl an Fans: „Dazu gibt es noch keine verlässliche Zahl. Wir arbeiten an verschiedenen Konzepten und müssen ja auch sehen: Wie ist die Situation mit dem Virus im September, wenn die Bundesliga wieder starten soll? Deswegen werden es eher flexible Zahlen sein, die immer wieder angepasst werden müssen.“

...die Mannschaft: „Nach dem verlorenen Pokalfinale in Berlin war die Enttäuschung da. Es dauert ein paar Tage, bis man das verarbeitet hat, aber das gehört im Fußball dazu, daraus Motivation für das nächste Spiel zu ziehen. Das muss die Energie sein, und die Mannschaft wirkt wieder angriffslustig. Aus dem Finale konnten wir ja auch lernen. Da gab es in der ersten Halbzeit Sachen, die nicht gut waren, aber als wir sie in der zweiten Halbzeit besser gemacht haben, war es ein völlig anderes, ein offenes Spiel gegen eine Top-Mannschaft in 2020. Daran anzuschließen, muss das Ziel sein, und so erlebe ich auch die Spieler. Alle sind fokussiert. Es ist diesmal keine lange Vorbereitung, in die man so langsam starten kann. Wir müssen sofort da sein gegen Glasgow und dann ins Turnier starten.“

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