Bayer Leverkusen Sidney Sams freier Fall bereitet Bayer Probleme

Leverkusen · Seine Formkurve befindet sich im freien Fall. Seine WM-Nominierung gerät in Gefahr. Sein Wechsel nach Schalke schwingt bei allem mit.

 Nachdenklicher Blick: So famos für Sidney Sam die Hinrunde mit Bayer 04 gelaufen ist, so problematisch stellt sich seine Lage in den Monaten vor der WM dar.

Nachdenklicher Blick: So famos für Sidney Sam die Hinrunde mit Bayer 04 gelaufen ist, so problematisch stellt sich seine Lage in den Monaten vor der WM dar.

Foto: imago

Es läuft prächtig für Sidney Sam. Nie traf er öfter in einer Bundesligasaison. Er hat Chancen, im deutschen WM-Kader zu stehen. Er hat ab Sommer eine üppige Gehaltserhöhung sicher. Und er braucht dann für seinen neuen Arbeitgeber nicht mal umzuziehen. Das ist die erste Wahrheit.

Es läuft gar nicht für Sidney Sam. In der Rückrunde befindet sich seine Formkurve im freien Fall. Den Status des Unersetzbaren hat ihm sein Trainer entzogen. Die Nominierung für den WM-Kader gerät in Gefahr, das haben er und sein Umfeld längst mit nervöser Sorge registriert. Und seine letzten Monate in Leverkusen drohen zu einem von Misstönen begleiteten Abschied zu werden. Das ist die zweite Wahrheit.

Das Problem von Sidney Sam und Bayer 04 liegt nun darin, dass die zweite Wahrheit die aktuelle ist. Wie tief der Fall des umjubelten Leistungsträgers aus der Hinrunde ausfällt, dafür lieferten das 1:1 in Hannover und seine Begleitumstände deutliche Hinweise. Zunächst einmal verzichtete Trainer Sami Hyypiä in einem Spiel, das wahrscheinlich für die Halbwertszeit seines Jobs von zentraler Bedeutung sein würde, auf Sam in der Startelf. Erst als Jens Hegeler nach 24 Minuten mit Syndesmoseriss vom Feld muss (Saison wohl gelaufen), darf Sam ran. Allerdings ist selbst die Einwechslung von Misstönen begleitet, weil Hyypiä Sam deutlich macht, er möge sich doch bitte etwas beeilen beim Fertigmachen. Was ein angefressener Sam in den verbleibenden knapp 70 Minuten an Leistung anbietet, wird so mancher Beobachter unter "Frechheit" verbuchen. Bernd Leno wird nach dem Spiel sagen: "Die Körpersprache war nicht immer optimal." Und viele werden dabei Sam vor Augen haben. Vor allem in der Phase bis zur Pause meidet der 26-Jährige jeden Zweikampf und lässt Defensivarbeit Defensivarbeit sein. Roberto Hilbert und er geraten deswegen relativ zeitnah aneinander. Als das Spiel vorbei ist, geht Sam leise vor sich hin schimpfend in die Kabine.

Bayers Krise ist auch Sams Krise. Spätestens, seit sein Wechsel zum Saisonende nach Schalke im Winter publik wurde, geriet einiges aus der Bahn. Der Transfer schwingt seitdem immer wieder mit. Torgefahr und Zielstrebigkeit aus dem Herbst sind weitgehend verschwunden. Vor dem Duell mit seinem künftigen Arbeitgeber meldete Hyypiä offen Zweifel an Sams mentaler Reife, seiner Professionalität an und strich ihn aus dem Kader. "Ich hoffe, dass er sich noch darauf konzentrieren kann, für uns gut zu spielen", sagte Hyypiä erst kürzlich. Die zu Saisonbeginn rosige Atmosphäre zwischen Spieler und Trainer wirkt – gelinde gesagt – erkaltet.

In Paris und München stehen nun zwei Spiele an, wo Körpersprache zur entscheidenden Währung wird – für die Werkself allgemein und Sam im Speziellen. Das ist die dritte Wahrheit.

(RP)
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