Bayer Leverkusen Schmidt führt Bayers junges Team an die Spitze

Leverkusen · Bayer Leverkusen gerät gegen Hertha BSC zweimal in Rückstand und gewinnt dennoch 4:2. Zwei 18-Jährige spielen Hauptrollen.

Tin Jedvaj trifft erst ins eigene, dann ins gegnerische Tor
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Tin Jedvaj trifft erst ins eigene, dann ins gegnerische Tor

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Tin Jedvaj wollte erst gar nicht mehr aufstehen. Gerade hatte er den Ball nach einer flachen Hereingabe von Julian Schieber zur 1:0-Führung von Hertha BSC Berlin ins eigene Netz gegrätscht, der Außenverteidiger von Bayer 04 Leverkusen blieb verzweifelt auf dem Rücken liegen.

Nach dem Seitenwechsel war Jedvaj dagegen nicht mehr zu halten. Gerade hatte er nach fulminanter Vorarbeit von Mittelfeldspieler Gonzalo Castro das 1:1 erzielt, er hatte seinen Lapsus, als er nur am Ende einer Fehlerkette gestanden hatte, wieder wettgemacht. Nach einer abwechslungsreichen zweiten Hälfte stand ein 4:2-Sieg der Werkself und der Sprung an die Tabellenspitze.

Mitverantwortlich dafür war ein weiterer 18-Jähriger: Julian Brandt, den Trainer Roger Schmidt direkt nach der Halbzeit eingewechselt hatte, stand nach einem Pfostenschuss des überragenden Karim Bellarabi goldrichtig, stoppte den Ball mit der Brust, schoss ihn dann mit dem rechten Fuß und größter Selbstverständlichkeit zum 3:2 ein und drehte so den zweimaligen Rückstand.

"Das war schon eine Achterbahnfahrt", sagte Brandt, der vergangenen Woche vom DFB die Fritz-Walter-Medaille als bundesweit bester Spieler seines Jahrgangs bekommen hatte. "Das wichtigste ist, dass wir gewonnen haben, das Tor war für mich das i-Tüpfelchen."

Sein Trainer hält große Stücke auf den Mittelfeldspieler, dass er ihn nicht öfter von Anfang an bringt, hat damit zu tun, dass er in Jedvaj bereits einen 18-Jährigen fest in der Startelf hat — zu viel Jugend soll es bei allem Mut dann von Anfang an auch nicht sein. Schmidt hat aber bereits mehrfach betont, dass Brandt "eigentlich schon viel öfter von Anfang an" hätte spielen können, bereit dazu sei er.

Nach dem Sieg über Berlin sagte der Fußballlehrer: "Julian hat gezeigt, dass er sehr kreativ ist und besondere Sachen machen kann. Er ist torgefährlich und hat einen guten Abschluss." Generell meinte Schmidt: "Der Vorteil bei jungen Spielern ist, dass sie nicht fertig sind. Sie haben sehr viel Entwicklungspotenzial und übernehmen schon Verantwortung. Sie sind bereits in der Lage, in wichtigen Momenten des Spiels Akzente zu setzen."

Das hatte Jedvaj sowohl im negativen als auch im positiven Sinne getan: Sein Eigentor hatte der vom AS Rom ausgeliehene Blondschopf zwar mit seinem Ausgleichstreffer wettgemacht, dann leistete er sich aber defensiv noch einen folgenschweren Fehler, als er den Berliner Nico Schulz bei dessen Hereingabe nicht stoppen konnte, was wiederum zum 1:2 durch Julian Schieber führte.

Fünf Minuten danach wechselte Schmidt Jedvaj aus, begeistert war der Rechtsverteidiger darüber naturgemäß nicht. Sein Trainer erklärte: "Wir haben in den vergangenen Wochen extrem viel gearbeitet und ich habe bei ihm ein bisschen Verschleiß gesehen. Man muss als Trainer auch mal für die Spieler entscheiden", sagte Schmidt mit einem Schmunzeln und lobte trotz der beiden mitverschuldeten Gegentore Jedvaj so: "Dieser außergewöhnliche Laufweg vor seinem Tor, wo es nicht üblich für einen Außenverteidiger ist, da noch den Ball zu fordern, zeigt, wie viel Herz der Junge hat." Das war auch schon im Champions-League-Spiel gegen den FC Kopenhagen so, wo er auf diese Art den Elfmeter rausgeholt hat. Schmidt: "Er hat ein kroatisches Herz und eine kroatische Mentalität — das tut ihm gut."

Was Jedvaj in jedem Fall gut tat, war die Reaktion seiner Teamkollegen in der Halbzeit. "Sie haben mir sehr geholfen und gesagt, dass ich mein Spiel durchziehen soll. Das Tor war dann sehr wichtig für mich und mein Selbstvertrauen", berichtete er. Und davon haben sie bei Bayer Leverkusen nach dem perfektem Saisonstart mit fünf Siegen aus fünf Pflichtspielen in DFB-Pokal, Champions League und Bundesliga vor der Länderspielpause eine ganze Menge.

(RP)
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