Bayer Leverkusen Sami Hyypiä spricht seinen Spielern den Willen ab

Leverkusen · Bayers Trainer regt sich über die aus seiner Sicht mangelnde Einstellung im Kader auf. Vor dem auch für ihn wegweisenden Spiel in Augsburg ( 20 Uhr/Live-Ticker) deutet er (personelle) Konsequenzen an.

 Das mentale Versagen seiner Spieler ist für Sami Hyypiä ein Graus.

Das mentale Versagen seiner Spieler ist für Sami Hyypiä ein Graus.

Foto: dpa, pse dbo

Bayers Trainer regt sich über die aus seiner Sicht mangelnde Einstellung im Kader auf. Vor dem auch für ihn wegweisenden Spiel in Augsburg (20 Uhr/Live-Ticker) deutet er (personelle) Konsequenzen an.

Wer Sami Hyypiä regelmäßig erlebt, wer ihm Woche für Woche zuhört, der kann irgendwann ziemlich exakt den Zeitpunkt benennen, wann Bayers Trainer den Zwang abstreift, sich in erster Linie regelkonform in dieser fremden deutschen Sprache auszudrücken. Dann redet er sich frei, dann sprudelt es aus ihm heraus. Inhalt geht dann vor Form. Das macht seine Aussage in der Wirkung nur noch klarer. Gestern Mittag war wieder einer dieser Momente.

Auf der Pressekonferenz ging es gerade darum, wie er, Hyypiä, darauf reagiere, wenn er wie am Sonntag gegen Hoffenheim eine fehlende Einstellung bei seinen Spielern feststellen müsse. Hyypiä sagte zunächst: "Wenn mentale Sachen fehlen, wenn man nicht versucht, alles zu machen, ist das für mich schlimmer, als wenn man fußballerische Fehler macht."

Dann aber schwamm er sich verbal frei und verdeutlichte anhand eines Beispiels, wie sehr es ihn trifft, wenn ein Profi den nötigen Willen vermissen lässt. "Ich kann irgendeinen Mann von der Straße nehmen, ihm sagen, er soll 90 Minuten lang rennen und kämpfen, so lange er kann, und dass er es dem Gegner so schwer wie möglich machen soll. Das kann er tun. Aber wenn ich ihm sage: 'Hier, schieß diesen Ball in den Winkel', kann er es nicht."

Ja, natürlich sei er müde, immer über dieselben Sachen sprechen zu müssen, sagte der Finne. Er meinte — natürlich — die Einstellung, über deren Wichtigkeit er an selber Stelle schon dutzende Male vor Medienvertretern gesprochen hatte und die er nun Spielern unter seiner Verantwortung absprach.

Für Hyypiä ist es ein Graus. Für ihn, der das Credo von der harten Arbeit im Training glaubhaft lebt, für ihn ist mentales Versagen eine Größe, die er irgendwie nicht zu fassen bekommt. Weil sie etwas ist, das man nur begrenzt vermitteln kann. Weil es etwas ist, das aus jedem selbst kommen muss. Wo es fehlt, sagt es etwas aus über den, dem es fehlt. "Ich weiß, welche Fehler ich gemacht habe. Und ich werde sie nicht mehr machen", sagte Hyypiä vielsagend.

Mancher deutet es als Ankündigung personeller Konsequenzen schon für Augsburg. Als Mitteilung, dass er verstanden habe, auf wen er in der aktuellen Krise bauen kann und wen sie offensichtlich überfordert. "Man möchte keinen Ball haben, um ja keinen Fehler zu machen. Vielleicht ist es ja so, wenn das Selbstvertrauen fehlt, dass man sich dann versteckt", sagte Hyypiä zum gegen Hoffenheim all zu offensichtlichen Weiterschieben von Verantwortung. Gut möglich, dass Julian Brandt heute sein Startelf-Debüt gibt. Gut möglich, dass Sidney Sam und/oder Heung-Min Son draußen bleiben. Stefan Reinartz bleibt auf jeden Fall draußen — wegen anhaltender Fersenprobleme.

Es geht um viel. Heute in Augsburg. Für Bayer. Für Hyypiä. Auch wenn der bei Fragen nach seiner Situation abwiegelt. "Ich habe keine Sorge. Ich mache meine Arbeit zu 100 Prozent, bis der Verein sagt, ich brauche nicht mehr zu kommen", sagte er. Ob der Verein genau das sagt, hängt davon ab, wie Bayer heute und am Samstag gegen Braunschweig punktet.

(RP)
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