Bayer Leverkusen Sami Hyypiä mahnt zur Ruhe im Verein

Leverkusen · Vor der Partie beim VfL Wolfsburg am Samstagabend (18.30 Uhr/Live-Ticker) ist die Lage für den Trainer von Bayer 04 so bedrohlich wie noch nie.

 Bayer-Trainer Sami Hyypiä.

Bayer-Trainer Sami Hyypiä.

Foto: afp, pst/dg

Vor der Partie beim VfL Wolfsburg am Samstagabend (18.30 Uhr/Live-Ticker) ist die Lage für den Trainer von Bayer 04 so bedrohlich wie noch nie.

Sami Hyypiä war dieser Tage sehr zufrieden mit seiner Mannschaft. Er, der die Sportart früher selbst aktiv ausgeübt hat, hätte es wohl kaum besser machen können. "Ich hoffe, dass die Jungs jetzt noch einmal die gleiche Arbeit liefern", sagt der Trainer von Bayer 04. Es sind aber nicht die Fußballer der Werkself, über die er sich am Freitagmittag so lobend auslässt. Es sind die Eishockeyspieler der finnischen Nationalmannschaft, die bei Olympia in Russland reüssierten, überraschend die favorisierten Gastgeber aus dem Wettbewerb beförderten und gestern Nachmittag im Halbfinale um den Einzug ins Endspiel kämpften — Schweden aber mit 1:2 unterlagen.

Die aktuellen Helden seines Heimatlandes taugen durchaus, um eine Vorbildfunktion für seine Schützlinge im Rheinland einzunehmen, sagt Hyypiä: "Sie haben Russland mit einer guten Mannschaftsleistung geschlagen" — Bayer 04 brach dagegen zuletzt im Kollektiv auseinander, als sich ihm ein ähnlich unbezwingbar erscheinender Gegner im Achtelfinale der Königsklasse in den Weg stellte. "Ich weiß nicht, ob wir zu viel Respekt gehabt haben. Oder Angst", sagt Hyypiä zwar, nimmt seine Fußballer dann aber doch etwas in Schutz: Falle das 0:1 gegen Paris nicht zu einem so frühen Zeitpunkt, "läuft das Spiel vielleicht etwas anders". Vielleicht, ja. Aber angesichts der Blutleere seiner Spieler wohl eher nicht.

Am Samstag gilt es aus Sicht des Trainers, eine "schwierige Woche" mit Niederlagen gegen einen Zweitligisten (Kaiserslautern), einen Verfolger (Schalke) und neureiche Franzosen zu den Akten zu legen. Es geht gegen die nicht mehr ganz so neuen Neureichen aus Wolfsburg (Samstag, 18.30 Uhr/Live-Ticker), die sich soeben für viel Geld den auch von Bayer umgarnten Kevin de Bruyne geleistet und für vergleichsweise wenig Geld den Leverkusenern Julian Brandt überlassen haben. Womöglich stellt sich noch heraus, dass Bayer damit das bessere Geschäft getätigt hat — der unbekümmerte Vortrag von Brandt in der zweiten Halbzeit am Dienstag, der den 17-Jährigen in den Bereich eines Startelf-Debüts gespült hat, könnte dafür sprechen.

"Das Spiel wird ein Charaktertest für meine Mannschaft"

Aber im Hier und Jetzt halten die Niedersachsen mit dem belgischen Nationalspieler und ihren drei Siegen in Folge in Pokal und Meisterschaft die höheren Trümpfe in der Hand. Es geht für die Werkself gegen den Abstieg aus den Champions-League-Rängen, und entsprechend bemüht der Trainer Rhetorik, die nach Abstiegskampf klingt: "Selbstmitleid bringt uns nicht weiter", "Ärmel hochkrempeln", "zeigen, wer wir sind", "daran erinnern, was uns in der Hinrunde stark gemacht hat" — kürzer gesagt: "Das Spiel wird ein Charaktertest für meine Mannschaft", bekräftigt Hyypiä.

Dass die Lage nie so brenzlig war, seit er Coach in Leverkusen ist, klingt immer wieder an. Hyypiä beschwört Einigkeit: "Alle im Verein müssen jetzt in die gleiche Richtung gehen." Hyypiä mahnt zur Ruhe: "Wir müssen keinen Panik-Knopf drücken." Er selbst geht diesbezüglich voran, hat keine Panik-verdächtigen Änderungen am Trainingsplan vorgenommen und dem Team, das in Wolfsburg ohne Emre Can (Gelbsperre) auskommen muss, nach drei Spielen in sieben Tagen nicht den freien Donnerstag gestrichen.

Wie bedrohlich die Lage ist, weiß Hyypiä aus eigener Erfahrung. Vor zwei Jahren, nach dem 1:7 in Barcelona, verpasste eine ähnliche Ausgangslage der Werkself mächtig Schlagseite: Gleich im Anschluss verlor sie vier Bundesliga-Spiele (das erste davon mit 2:3 in Wolfsburg) und lief Gefahr, die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb zu verpassen. Trainer Robin Dutt musste gehen, eingestellt wurde — unter anderem — Sami Hyypiä.

(RP)
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