Bayer Leverkusen Sami Hyypiä - ein Trainer ist mit sich im Reinen

Leverkusen · Eine vorzeitige Entlassung als Trainer von Bayer 04 würde der 40-Jährige nicht als persönliche Niederlage verbuchen. Er wäre aus seiner Sicht dem Anspruch gerecht geworden, alles gegeben zu haben. Und das ist für Hyypiä letztlich das einzig relevante Bewertungskriterium.

 Wie lange arbeitet Sami Hyypiä noch bei Bayer 04? Das Spiel in Hamburg wird diese Frage mitbeantworten.

Wie lange arbeitet Sami Hyypiä noch bei Bayer 04? Das Spiel in Hamburg wird diese Frage mitbeantworten.

Foto: imago

Im Juli 2012, gut zehn Wochen nach seiner Entlassung bei Bayer 04, sagte Robin Dutt einen Satz, der als Quintessenz seiner Zeit beim Werksklub durchging. "Ich bin mir ganz sicher, dass der nächste Verein von meinen Erfahrungen in Leverkusen sehr profitieren wird", sagte Dutt.

Besagter Erfahrungsschatz speiste sich für den heutigen Bremer Trainer damals genauso maßgeblich aus kapitalen eigenen Fehlern wie aus dem Lerneffekt, wie vollkommen abhängig ein Trainer ungeachtet seiner eigenen Arbeitseinstellung davon ist, welche Ansprüche die Spieler selbst an das eigene Wirken stellen. Es ist gut vorstellbar, dass Sami Hyypiä ein Fazit in der Manier seines Vorgängers ziehen wird, wenn er mal nicht mehr Trainer in Leverkusen ist.

Hyypiä hat alles gegeben

Die Wochen der Krise zeichnen ein Bild des Trainer-Neulings Hyypiä, das sich im Angesicht der drohenden Entlassung immer stimmiger zusammenfügt. Es ist das Bild eines Mannes, der mit sich im Reinen ist, weil er sich selbst nicht vorwerfen kann, nicht alles gegeben zu haben. Und dieses "Alles geben" ist der Leitspruch in Hyypiäs Leben.

Das Problem: Als Trainer erkennt der 40-Jährige nun — und wahrscheinlich zu spät für eine Zukunft bei Bayer 04 — dass es ein Fehler ist, zu meinen, die Einstellung, die man selbst vorlebt, übertrage sich in letzter Konsequenz auch auf jeden Spieler. Im Gegenteil: Der stete Tropfen scheitert hier verlässlich am Stein. Besonders in Leverkusen. "Ich habe gelernt, was ich hätte machen können, um die Krise zu verhindern", sagte Hyypiä am Donnerstag allgemein. Kleinigkeiten seien das, sagte er auf Nachfragen. Kleinigkeiten, die letztlich alle um die Themen Einstellung und Mentalität kreisen. "'Muss ich mehr machen?' — Diese Frage liegt bei jedem allein", sagte Hyypiä.

Er wird Konsequenzen ziehen aus der Zeit bei Bayer 04. Für sich. Für seine Arbeit. Hyypiä wird wahrscheinlich nie mehr den Fehler machen, als Trainer noch zu sehr Spieler zu sein. Er wird den Vertrauensvorschuss, den er Spielern zahlt, bevor er sie aus der Startelf nimmt, vermutlich reduzieren. Er wird auf mehr Mitspracherecht bei der Kaderplanung drängen. "Mein Job ist es, alles aus der vorhandenen Mannschaft herauszuholen", sagt er.

Hyypiä wird ziemlich sicher seltener bereit sein, Kompromisse einzugehen auf dem Weg, den er aus seiner Erfahrung heraus für den richtigen hält. Als er am Donnerstag gefragt wurde, ob er in dieser Trainingswoche Reize gesetzt hat, um bei den Spielern den unbedingten Willen herauszukitzeln, sagte er: "Ich habe jetzt beinahe über zwei Jahre Reizpunkte gesetzt". Er fügte nicht hinzu: "Aber es muss auch Spieler geben, bei denen die Reize wirken." Gedacht hat es trotzdem jeder.

"Die Spieler spielen für ihre eigene Zukunft"

Das Spiel in Hamburg (20.30 Uhr/Live-Ticker) könnte womöglich sein letztes als Bayer-Trainer sein. Wenn die Werkself nicht gewinnt. Wenn sie erneut so enttäuscht wie gegen Braunschweig. Bernd Leno sagte im "Kicker", das Team habe den Trainer zuletzt im Stich gelassen. Hyypiä indes will nichts davon hören, dass seine Mannschaft am Freitagabend etwa für ihn spiele, für ihn gewinne. "Ich kann nicht sagen: Die Mannschaft muss für mich spielen. Die Spieler spielen für ihre eigene Zukunft und für den Erfolg des Vereins, der sie verpflichtet hat", sagte er. Wenn sie dies beides täten, stünde Hyypiä wahrscheinlich überhaupt nicht zur Disposition.

Hyypiä bleibt ruhig. Und er weiß, dass manch einer das so auslegt, als habe er innerlich schon mit Bayer 04 abgeschlossen. Dem widerspricht er vehement. Und doch lässt er auch durchblicken, dass er ein vorzeitiges Ende seiner Arbeit in Leverkusen nicht als persönliche Niederlage empfinden würde. Er weiß, dass er Fehler gemacht hat. Er weiß auch, welche. Aber er wird seinem eigenen Anspruch professioneller Arbeit gerecht. Bis zum letzten Arbeitstag in der BayArena. Und dieser wird nicht der letzte des Trainers Hyypiä sein. "Wenn man seine Arbeit vernünftig macht, braucht man keine Angst haben, dass man keinen neuen Job bekommt", sagte Hyypiä. Robin Dutt würde ihm da wohl zustimmen.

(RP)
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