Leverkusen Polizistin in Leverkusen - ein toller Beruf

Leverkusen · Dana Flosdorf (23) und Irina Wahl (31) sind seit dem 1. September bei der Polizei in Leverkusen. Die RP hat sie begleitet.

 Dana Flosdorf (23) versieht zurzeit von Opladen aus ihren Dienst bei der Polizei Leverkusen. Sie sagt: Als mein Vater gehört hat, dass ich zur Polizei gehe, war er super stolz."

Dana Flosdorf (23) versieht zurzeit von Opladen aus ihren Dienst bei der Polizei Leverkusen. Sie sagt: Als mein Vater gehört hat, dass ich zur Polizei gehe, war er super stolz."

Foto: Ralph Matzerath

"Oh nein" — das waren die ersten Worte, die Dana Flosdorf über die Lippen kamen, als sie erfuhr, dass sie als frischgebackene Polizeikommissarin zum 1. September nach Leverkusen versetzt werden sollte. "Ich kannte die Stadt überhaupt nicht, wusste nicht, was mich erwartet", sagt die 23-jährige Siegenerin, während sie vor dem Gebäude der Wache Opladen steht, noch einmal ihren acht Kilo schweren Gürtel mit Dienstwaffe, Taschenlampe, Pfefferspray etc. richtet und sich für die Streifenfahrt mit ihrem Kollegen Matthias Boersch (25) bereit macht. Dann lächelt sie und sagt: "Jetzt sind zwei Monate vorbei — und keine zehn Pferde würden mich freiwillig wieder von hier wegbringen."

 Irina Wahl bei einer "Gurtmuffel"-Kontrolle: Die 31-Jährige, hier mit ihrem Kollegen Christian Groeling, ist Quereinsteigerin.

Irina Wahl bei einer "Gurtmuffel"-Kontrolle: Die 31-Jährige, hier mit ihrem Kollegen Christian Groeling, ist Quereinsteigerin.

Foto: UWE Miserius

Es ist ein sonniger Dienstagmittag, und Dana Flosdorfs Schicht beginnt: "Es kann sein, dass wir jetzt von Einsatz zu Einsatz unterwegs sind, aber auch, dass wir fahren und fahren, und nichts passiert", lässt die Polizistin den Mitfahrer wissen. Keine 30 Sekunden später — der Streifenwagen befindet sich noch auf der Kölner Straße — kommt der Einatzbefehl über Funk: In einem Wohnhaus in der Nähe des Scala-Kinos ist eine ältere Dame Opfer eines so genannten Enkeltricks geworden. Die 23-Jährige und ihr Kollege reagieren sofort — sie arbeiten hochprofessionell und sind bestens aufeinander eingespielt.

Sie kümmern sich um das Opfer, nehmen wichtige Daten auf und halten gleichzeitig Kontakt zu mehreren Dienststellen, um zu versuchen, den Tätern eine Falle zu stellen. "Jemanden zu fassen, der so etwas tut, ist für uns immer etwas Besonderes", sagen Dana Flosdorf und Matthias Boersch später unabhängig voneinander. "Schließlich haben wir diesen Beruf nicht zuletzt ergriffen, weil wir den Leuten helfen wollen, denen sonst keiner hilft."

Dana Flosdorf ist eine von 135 jungen Kommissarinnen und Kommissare, die nach Abschluss eines dreijährigen Bachelor-Studiengangs jetzt von Kölns Polizeipräsident Wolfgang Albers für den Dienst in der Domstadt oder in Leverkusen begrüßt wurden.

"Die jungen Leute gehen heute meist super vorbereitet in ihren Beruf", sagt Frank Hilbricht. Er leitet zurzeit die Polizeiinspektion 7 — sprich Leverkusen — und ist selbst Dozent an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Köln. Hilbricht erläutert: "Wenn die neuen Polizeikommissare ihren Streifendienst beginnen, haben sie eine umfassende theoretische und praktische Ausbildung hinter sich. Das war noch vor 20, 30 Jahren völlig anders." Udo Adämmer weiß das aus eigener Erfahrung. "Wir wurden in den 70er-Jahren regelrecht ins kalte Wasser geschmissen", sagt der Leiter des Bezirks- und Schwerpunktdienstes in Leverkusen: "Ich finde es gut, dass heute die Ausbildung in allen Facetten einen so hohen Stellenwert besitzt."

Was nicht heißen soll, dass es bei der Polizei keine Quereinsteiger mehr gibt. Irina Wahl ist eine von ihnen: Die 31-Jährige geht seit dem 1. September von Wiesdorf aus auf Streife. "Ich habe vorher eine Banklehre gemacht und in dem Beruf gearbeitet", sagt sie. "Aber irgendwann habe ich eine neue Herausforderung gesucht — und es bis heute nicht bereut."

Auch wenn an diesem Tag, den sie mit ihrem erfahrenen Kollegen Christian Groeling (35) Streife fährt, außer ein paar nicht angeschnallten Verkehrssündern nicht viel passiert, ist die Polizistin zufrieden: "Das Schöne ist einfach, dass jeder Tag anders verläuft — keiner kann sagen, was er einem bringt."

Dana Flosdorf erzählt beispielsweise gerne ihre "Döner-Episode". Sie hatte so richtig Hunger und wollte gerade im Pausenraum der Wache mit Appetit hineinbeißen, als der Einsatz kam. Daran schloss sich ein weiterer an und noch einer: "Nach vier Stunden hab ich das inzwischen pappige Zeug endlich gegessen", sagt sie lachend. Ein Bürojob sei der Streifendienst nun mal nicht — und doch möchten Dana Flosdorf und Irina Wahl um nichts in der Welt tauschen.

Auch wenn es Situationen im Alltag gibt, die an die Nieren gehen. Dana Flosdorf berichtet von einem 17-jährigen, der betrunken aus dem siebten Stock eines Hauses gefallen war und den sie erstversorgen musste. Matthias Boersch wiederum war als einer der ersten am Tatort, an dem im Frühjahr ein Opladener Familienvater seine beiden Kleinkinder getötet und sich danach vor einen Zug geworfen hatte. "So etwas schüttelt man natürlich nicht einfach so ab", sagt er. "Aber wir hatten professionelle Hilfe."

Inspektionsleiter Hilbricht findet es sogar ganz wichtig, dass nicht nur medizinisch-psychologische und seelsorgerische Teams helfen, wenn etwas passiert ist. Er sagt: "Schon in der Ausbildung den Focus auch auf solche Situationen zu legen, kann den jungen Polizisten enorm helfen."

Und noch etwas hilft, wie Dana Flosdorf und Irina Wahl übereinstimmend betonen: "Die Gemeinschaft unter den Polizeikollegen hier in Leverkusen ist einfach super", sagen sie: "Wir sind von der ersten Minute an völlig gleichberechtigt aufgenommen worden."

Ob dieser Umstand vielleicht auch damit zu tun hat, dass mittlerweile nahezu die Hälfte der Streifenpolizisten Polizistinnen sind, will Frank Hilbricht nicht von der Hand weisen.

"Eines hat diese Konstellation in der jüngeren Vergangenheit ganz sicher bewirkt", sagt der Leverkusener Inspektions-Chef: "Im Gegensatz zu früher können Polizisten heute auch mal ihre Gefühle zeigen."

(RP)
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