Bayer Leverkusen Schade sieht Transfersituation komfortabler denn je

Leverkusen · Michael Schade nennt sie Geschichten, die eigentlich keine sind. In den allermeisten Fällen zumindest. Wenn in der Fußball-Bundesliga - wie derzeit - das branchenübliche Streuen von Transfergerüchten mit Blick auf die neue Saison beginnt, dann registriert das der Geschäftsführer von Bayer 04 natürlich sehr wohl. In diesen Tagen hat es Hakan Calhanoglu beinahe täglich zu einer Meldung geschafft.

 Michael Schade, Geschäftsführer von Bayer 04.

Michael Schade, Geschäftsführer von Bayer 04.

Foto: Ralph Matzerath

Calhanoglu wurde mit dem FC Barcelona in Verbindung gebracht. Der Tabellenführer in Spanien soll ein Auge auf Leverkusens Spielmacher geworfen haben. Das Interesse ist bestätigt - Michael Schade sitzt solche Nachrichten aber entspannt aus. Zumindest aktuell. Und zwar nicht nur, weil der FC Barcelona aufgrund einer Transfersperre erst 2016 wieder einkaufen darf. "Hakan ist auch für alle anderen Vereine in diesem Jahr unverkäuflich. Das sieht Hakan so, und das sieht sein Berater so. Insofern bleiben wir da völlig cool", erklärt Schade. "Wenn sich Vereine für unsere Spieler interessieren, spricht das für unsere Arbeit. Ich kenne aber die Verträge. Die Leistungsträger sind alle langfristig an Bayer 04 gebunden."

Calhanoglu wechselte vor dieser Spielzeit für 14,5 Millionen Euro vom Hamburger SV unters Bayer-Kreuz. Sein Vertrag läuft bis 2019. "Sollte es irgendwann zu einem Wechsel kommen, dann ist das für uns wirtschaftlich ganz sicher hochgradig interessant. Insofern schlafe ich trotz dieser Meldungen ziemlich gut", entgegnete Schade. Im Winter spielte sich ein ähnliches Szenario ab. Der HSV warb um Josip Drmic, Leverkusen lehnte ab. Neuerdings soll der Angreifer Drähte zu Borussia Mönchengladbach haben, nach eigenem Bekunden weiß er aber nichts davon.

Schades Aussagen lassen durchblicken, dass beim Werksklub niemand so blauäugig ist, zu glauben, Leistungsträger wie Calhanoglu, Torhüter Bernd Leno oder Karim Bellarabi, der in Leverkusen zum Nationalspieler wurde, langfristig halten zu können. Der Kauf von talentierten Nachwuchskräften, die sich im Verein entwickeln und dann für teures Geld zu Europas Topklubs wechseln, hat sich bei Bayer 04 in der Vergangenheit bereits als erfolgreiches Geschäftsmodell bewährt. "Wir haben immer gesagt, dass wir junge, talentierte Spieler verpflichten möchten. Wir sind dann auch bereit, viel Geld zu bezahlen, wenn wir davon überzeugt sind, dass sie uns sofort weiterhelfen und die Perspektive bieten, wirtschaftlich ein Erfolg zu werden", sagt Jonas Boldt.

Der Kadermanager bewies diesbezüglich bereits sein glückliches Händchen. Er war vor Jahren schon maßgeblich an der Verpflichtung von Arturo Vidal beteiligt. Der kam für 5,2 Millionen Euro - verließ den Klub für 12,5 Millionen. Die Liste lässt sich locker weiterführen. Prominente Beispiele: André Schürrle: Er wurde für 8,5 Millionen Euro aus Mainz geholt und ging für eine Ablöse von 22 Millionen Euro zum FC Chelsea. Emerson brachte 20 Millionen ein, Emre Can zwölf Millionen, Dimitar Berbatov ging für 15,7 Millionen.

Von Spielern wie Tin Jedvaj und Wendell, alle bewusst mit langen Verträgen ausgestattet, erhoffen sich die Macher ähnliche Erlöse. "Mit den Käufen von Wendell und Jedvaj haben wir zwei strategisch unglaublich wichtige Entscheidungen getroffen. Die Transfersituation ist für uns komfortabler denn je", ist Schade überzeugt.

Bei Bayer 04 glaubt man fest daran, zwei weitere Juwele gefunden zu haben. Im Erfolgsfall werden zwar auch sie dem Buhlen der Topklubs irgendwann nicht mehr widerstehen können. Dann soll für den Werksklub aber zumindest die Kasse klingeln. "Wir sind nicht so vermessen, zu glauben, dass ein Weltklasse-Spieler in Leverkusen seine Karriere beendet. Die wollen irgendwann nach Chelsea, Madrid oder Barcelona. Aber wenn man die Chance hat, solche Spieler für zwei, drei Jahre im Verein zu haben, sollte man das machen und sich darüber freuen", sagt Schade. "Wir genießen nicht zuletzt deshalb bei vielen Topklubs in Europa einen guten Ruf, weil sie exzellente Spieler von uns bekommen haben."

Aktuell gebe es ein halbes Dutzend Spieler, an denen fortlaufend Interesse besteht. Dazu gehören Karim Bellarabi, Bernd Leno und eben Hakan Calhanoglu. "Ich würde dann nicht mehr gut schlafen, wenn sich drei, vier Monate lang kein Verein mehr bei uns meldet", bleibt Schade gelassen. Die Teilnahme an der Champions League ist ein entscheidendes Argument, das Profis zum Bleiben überzeugen kann.

Im morgigen Duell mit Atlético Madrid möchte Bayer 04 ins Viertelfinale der Königsklasse einziehen und den Tanz auf drei Hochzeiten fortführen. Michael Schade überlegte vorab, wie er seinen Teil dazu beitragen kann. "Seitdem ich zum letzten Mal beim Friseur war, haben wir nicht verloren", erklärte er mit einem Augenzwinkern. "Am Samstag habe ich einen Termin - ich weiß noch nicht, ob ich gehe."

(RP)
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