Bayer Leverkusen Manchester zeigt Bayer Grenzen auf

Manchester · Im Prinzip war nichts Außergewöhnliches passiert. Bayer Leverkusen hatte zum Auftakt der Champions League beim großen Manchester United 2:4 verloren. Aussagekräftiger als das nüchterne Ergebnis war da schon die beharrliche Weigerung im Leverkusener Lager, die Partie dahingehend einzuordnen, dass man im Old Trafford, dem "Theater der Träume", desillusionierend mit den Grenzen des eigenen Leistungsvermögens konfrontiert worden war.

"Wir haben den Spielern gesagt, dass hier heute keiner richtig traurig sein muss. Wir haben uns gut verkauft", sagte Sportchef Rudi Völler. Und Emre Can (19) forderte: "Wir haben es nicht so schlecht gemacht und dürfen jetzt nicht alles schlecht reden. Es gab auch viele positive Dinge." Dieser verständlichen Verklärung aus Selbstschutz standen nach Meinung fast aller Beobachter einige Anhaltspunkte gegenüber, die für einen Klassenunterschied sprachen — eben für einen Unterschied zwischen gehobenem Bundesliganiveau und Königsklasse.

So leisteten sich in Bernd Leno, Emir Spahic, Ömer Toprak oder Lars Bender Leistungsträger aus dem Bundesliga-Alltag individuelle Fehler, die United bestrafte. So bestand der Arbeitsnachweis eines Sebastian Boenisch, eines Heung-Min Son und auch eines am Wochenende regelmäßig gefeierten Stefan Kießling vor allem im Verlieren der allermeisten Zweikämpfe gegen bessere Gegenspieler. So agierte Leverkusen trotz anders lautender Ankündigungen zu mutlos. "Zwei, drei Prozentpunkte zu viel Respekt waren noch da. Das ist ärgerlich", haderte Stefan Reinartz. "Wir müssen selbstbewusster rangehen an solche Spiele", sagte Kapitän Simon Rolfes. Es wäre der nächste Schritt in der Weiterentwicklung der Mannschaft gewesen, wenn die Werkself Zählbares mitgebracht hätte und es als Ergebnis der eigenen Qualität hätte ansehen können.

So blieb im Nachgang nur, im Konjunktiv davon zu sprechen, was bei einer besseren Leistung möglich gewesen wäre. Rolfes warnte davor, sich allzu viel in die eigene Tasche zu lügen. "Du darfst dich auch nicht zu viel loben für die Niederlage", sagte er. Reinartz fand doch noch den einen Punkt, in dem sich die Selbstwahrnehmung der Spieler und die Einschätzung von außen treffen konnten. "Das Gute ist, dass wir uns an die eigene Nase fassen können. Es zieht sich durch die Saison: Auf Schalke haben wir nicht unsere Bestleistung gebracht und verloren. Heute auch. Wenn wir unsere Bestleistung bringen, gewinnen wir in dieser Saison. Das ist aus psychologischer Sicht angenehm."

(RP)
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