Bayer Leverkusen Lucas Alario schaut nicht mehr zurück

Leverkusen · Die offizielle Vorstellung des neuen Torjägers von Bayer 04 kommt eigentlich zu spät: Der 24-Jährige hatte bereits beim 3:0-Heimsieg gegen den Hamburger SV eine eindrucksvolle Visitenkarte hinterlassen. Nach den Querelen mit seinem Ex-Klub will er sich nun ganz auf Leverkusen konzentrieren.

Bayer 04 Leverkusen: Lucas Alario knipst beim Debüt
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Bayers Alario knipst beim Debüt

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Foto: Screenshot Sky

Auf dem Platz ist Lucas Alario durchaus ein Mann für große Auftritte. Bei seinem Debüt erzielte er ein Tor und gab eine uneigennützige Vorlage, die Kevin Volland mühelos zum 3:0-Endstand gegen den HSV verwertete. Neben dem Platz wirkt er hingegen eher zurückhaltend, beinahe schüchtern. Zur offiziellen Vorstellung des Leverkusener "Königstransfers" dieser Saison trat er im schlichten grauen Pullover und ohne Allüren vor die Journalisten in der BayArena.

Etwa 19 Millionen Euro überwies Bayer 04 für den Stürmer letztlich nach Argentinien. Der Transfer löste einen handfesten Streit zwischen Alarios Ex-Klub River Plate Buenos Aires und den Leverkusenern aus, der nur noch juristisch beigelegt werden konnte. Letztlich musste gar die Fifa eingeschaltet werden — und der Fußball-Weltverband entschied im Eilverfahren zugunsten der Rheinländer. Sowohl River Plate als auch der argentinische Verband hätten unrechtmäßig die Freigabe verweigert, entschied die Fifa. Damit war die Spielberechtigung nach wochenlanger Wartezeit erteilt.

"Ich bin glücklich, dass ich nach zwei Wochen Unsicherheit endlich spielen konnte", sagt Alario mit Blick auf sein denkwürdiges Debüt am Sonntagabend. "Dass ich ein Tor gemacht habe, bedeutet großes Glück für mich." Wichtiger sei es ihm aber gewesen, dass er seiner neuen Mannschaft habe helfen können. "Zuhause drei Punkte zu gewinnen — das war das Wichtigste für mich." Zu dem Transfer-Hickhack mit seinem Ex-Klub wollte er sich nur knapp äußern. Er habe viel Lust gehabt, für Leverkusen Fußball zu spielen und habe eine persönliche Entscheidung getroffen, nach Deutschland zu wechseln. "Es ist viel geschehen und viel gesagt worden. Nicht alles hatte etwas mit Fußball zu tun", bemerkte der Angreifer kritisch. "Aber das ist jetzt egal. Ich habe mein Ziel erreicht, bin hier und kann die Mannschaft unterstützen." Mit der Vergangenheit will er sich offenbar nicht mehr beschäftigen. Zu groß ist die Motivation, sich jetzt auch in der Bundesliga beweisen zu wollen.

Seine Karriere begann beim Club Atlético Colón, bei dem er 2011 in die erste Mannschaft aufgenommen wurde. Sein erstes Pflichtspiel war am 11. Juni des gleichen Jahres. Bis 2015 gelangen ihm in 58 Ligaspielen 12 Tore. Den Durchbruch als Torjäger schaffte er dann bei River Plate, wo er in 47 Partien 22 Tore erzielte. Nun hat es den 24-Jährigen, der 1992 in Santa Fe geboren wurde, also in das vergleichsweise beschauliche Leverkusen verschlagen. Dort soll er den zu West Ham United abgewanderten Mexikaner Chicharito ersetzen, der in den vergangenen zwei Jahren ein zuverlässiger Torlieferant war.

Allerdings ist Alario ein anderer Spielertyp. Er ist mannschaftdienlicher als sein Vorgänger und scheut sich auch nicht, defensive Aufgaben zu übernehmen. Zudem propagiert auch er den von Trainer Heiko Herrlich geforderten Teamgeist: "Ein Stürmer muss vor allen Dingen wissen, dass eine Mannschaft nicht nur aus einem Spieler besteht", betont der Argentinier. Jeder sei wichtig — auch die Spieler auf der Bank oder auf der Tribüne. "Nicht nur der, der die Tore schießt".

Dass die Fans von River Plate ihm den Wechsel übelnehmen, ist dem Stürmer bewusst. "Ich verstehe, dass sie nicht glücklich mit meiner Entscheidung sind, aber ich fühle mich wohl damit. Ich bin endlich angekommen." In seiner neuen Heimat sind ihm auch schon einige ungewöhnliche Dinge aufgefallen, vor allem im zwischenmenschlichen Bereich: "Hier können Fußgänger einfach über die Straße gehen, ohne Angst zu haben. Es herrscht ein großer Respekt zwischen den Menschen." Das gefalle ihm. Ansonsten ist er noch dabei, sich in Deutschland einzuleben. Das Essen mache im jedenfalls keine Probleme.

Aufklärungsarbeit konnte Alario auch zu seinem Spitznamen "El Pipa" leisten: Dabei handele es sich nicht etwa um argentinische Umgangssprache für "die Knarre", sondern um eine Anspielung auf sein Riechorgan. Weil er dem Vater von Gonzalo Higuaín ähnlich sehe, habe er diesen Spitznamen erhalten. Jorge Higuaín sei ebenfalls "El Pipa" (die Pfeife) genannt worden — wegen seiner außergewöhnlich aussehenden Nase. Seinen Torriecher kann der Argentinier bereits am Freitag erneut beweisen: Dann spielt Bayer 04 beim FC Schalke 04 (20.30 Uhr/Live-Ticker) um die ersten Auswärtspunkte in dieser Saison.

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