Bayer Leverkusen Kommentar: Hyypiäs Entscheidung ist logisch

Leverkusen · Bayer Leverkusens Trainer Sami Hyypiä hat sich entschieden, seine Mannschaft am Samstag im wichtigen Spiel gegen den direkten Konkurrenten Schalke 04 zu schwächen. Er streicht in Sidney Sam einen seiner besten Spieler aus dem Kader, weil der Nationalspieler nach der Saison just zu eben jenen Schalkern wechselt. Für diese Entscheidung gebührt Hyypiä kein Respekt. Sie ist einfach logisch.

Das ist Sami Hyypiä
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Foto: dpa, aa ak sh

Es gibt zur Nicht-Berücksichtigung Sams nach reiflicher Überlegung keine Alternative, weil Interessen- und Gewissenskonflikte in so einem Fall quasi unvermeidbar sind. Spielt Sam gegen Schalke schlecht, heißt es, er sei in Gedanken schon bei seinem künftigen Arbeitgeber. So geriete die restliche Saison in Leverkusen für ihn womöglich zum Spießrutenlauf. Bayer hätte einen Problemfall mehr UND einen verlässlichen Torschützen weniger. Und wenn Sam gegen Schalke drei Tore schießt? Würde ihm das dort den Start erleichtern? Wohl kaum. Letzteres kann Hyypiä zwar egal sein, aber die Konstellation an sich meldet bei ihm offenbar begründete Zweifel an, dass Sam in dieser Partie wohl kaum befreit aufspielen kann. Und deswegen lässt er ihn draußen.

Hinzukommt, dass nach dem peinlichen Ausscheiden der Werkself aus dem DFB-Pokal am Mittwoch in den Tagen danach von allen Leverkusener Beteiligten unisono betont wird, es sei ein mentales Problem gewesen, die Einstellung habe nicht gestimmt. Drei Tage später in einem vorentscheidenden Spiel um die erneute Qualifikation zur Champions League nun auf einen Spieler zu setzen, an dessen unbelasteter Einstellung in diesen 90 Minuten offenbar Zweifel bestehen, das wäre fahrlässig. Viel fahrlässiger, als die eigene Mannschaft zu schwächen.

In England ist es einem Verein verboten, einen ausgeliehenen Spieler im Duell mit dessen Stammverein einzusetzen. Das erstickt erwartbare Interessenkonflikte im Keim. In Deutschland gibt es keinerlei solcher Regelungen. Hier muss ein Trainer wie Hyypiä von Fall zu Fall entscheiden und die mentale Stärke eines betroffenen Spielers vor einem für ihn persönlich brisanten Spiel beurteilen. Das hat Hyypiä im Fall Sam getan und ihm die nötige mentale Stärke abgesprochen.

Übrigens: Was im Fall Hyypiä/Sam nun zu widersprüchlichen Diskussionen in Fußball-Deutschland führen mag, wäre in anderen Bereichen der Gesellschaft schlicht undenkbar. Welche Werbeagentur würde einen Angestellten damit betrauen, einen Auftrag an Land zu holen, wenn das zweite Unternehmen, das sich um den Auftrag bemüht, der künftige Arbeitgeber dieses Mannes ist? Oder welche Partei würde einen Politiker als Spitzenkandidaten für eine Kommunalwahl aufstellen, wenn der bereits angekündigt hätte, nach der Wahl zu einer anderen Partei zu wechseln?

Dass König Fußball sich hierzulande vor solchen Gewissenskonflikten wegdreht, ist angesichts des Milliarden-Geschäfts, das er darstellt, eigentlich unvorstellbar.

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