Bayer Leverkusen Kommentar: Calhanoglus Verhalten muss Bayer befremden

Leverkusen · Hakan Calhanoglu sagt, er will zu Bayer Leverkusen wechseln. Der Hamburger SV sagt, er wird Calhanoglu nicht wechseln lassen. Und Bayer 04 sagt, man werde akzeptieren, ob der HSV Calhanoglu letztlich wechseln lässt oder nicht.

So reagieren HSV-Fans auf Calhanoglus Wechselgedanken
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Foto: dpa, fve htf

So stellt sich grob die Situation in diesem durchaus handelsüblichen Transferpoker da. Nicht neu, aber auch immer noch nicht handelsüblich ist dagegen die Art und Weise, wie Calhanoglu seinen Weggang aus Hamburg medial forciert und provoziert. Es ist ein Verhalten, das die Leverkusener Verantwortlichen befremden muss.

Ja, nur unverbesserliche Romantiker pochen heute noch auf Gültigkeit abgeschlossener Verträge im Profifußball. Aber selbst nüchternen Zeitgenossen stößt bitter auf, wie kalkuliert und bewusst Calhanoglu und sein Berater derzeit medial und in den Sozialen Netzwerken die Brücken zum HSV einreißen. Viel ist im Norden schon davon die Rede, jetzt gebe es für ihn kein zurück mehr, er sei verbrannt. Schon richtet sich die geballte Wut der HSV-Fans gegen ihn.

Auf den ersten Blick mag sich der Transferpoker durch Calhanoglus fragwürdige Vorstöße durchaus in Bayers Richtung entwickeln, nämlich dann, wenn der HSV irgendwann zur nachvollziehbaren Überzeugung kommt, dass eine Ablöse in Form eines zweistelligen Millionenbetrages mehr wert ist als ein unzufriedener, wechselwilliger Jungstar. Doch schon beim zweiten Blick sollte man sich in Leverkusen unbedingt fragen, ob man eben gerade nicht eine Ahnung davon bekommt, was passieren wird, wenn in ein, zwei Jahren einem Bayer-Profi Hakan Calhanoglu trotz eines langfristigen Vertrages ein Angebot aus der Türkei oder die Offerte eines europäischen Top-Vereins erreicht.

Wäre Bayer dann willens, ein vergleichbares Vorgehen des Spielers zu akzeptieren? Würde man seinen Wechselwunsch generös verstehen? Wären die Bayer-Fans dazu bereit, einen Wechsel-Erzwinger nachzuvollziehen? Die Antwort: sicher nein! Diesbezügliche Erfahrungen mit André Schürrles Sehnsucht zum FC Chelsea dürften in Leverkusen noch verbreitet im Kurzzeitgedächtnis lagern.

Bayers Verantwortliche haben das bekannte Interesse an Calhanoglu in der Vergangenheit unkommentiert stehen gelassen, nicht zuletzt mit Rücksicht auf den Abstiegskampf des HSV. Und auch jetzt betont Sportdirektor Rudi Völler, man werde die finale Entscheidung aus Hamburg anerkennen. Damit nimmt Bayer eine in der Öffentlichkeit als anständig bewertete Position ein. Von so einer Position entfernt sich Calhanoglu selbst in den Augen einer wachsenden Zahl von Beobachtern indes immer weiter.

(RP)
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