Bayer Leverkusen Kommentar: Bayer zahlt hohen Vertrauensvorschuss für Calhanoglu

Meinung | Leverkusen · Nun ist sie also beendet, die Hängepartie um den Wechsel von Hakan Calhanoglu vom Hamburger SV zu Bayer Leverkusen. Gerade noch rechtzeitig, bevor sich die Sache zu einem Sommertheater ausweiten konnte, gab der HSV seinen unbeirrbar wechselwilligen Jungstar gegen ein Schmerzensgeld von kolportierten 14,5 Millionen Euro aus seinem Vertrag bis 2018 frei.

Das ist Hakan Calhanoglu
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Foto: afp, pst/dg

Für Bayer ist der 20-Jährige der Rekord-Transfer der Vereinshistorie. Die immense Ablösesumme ist dabei allerdings vor allem eines: ein Vertrauensvorschuss für Calhanoglu. Ein Vorschuss, den er mit Leistung genauso zurückzahlen muss wie mit nachzuweisender Integrität seinem neuen Arbeitgeber gegenüber.

Denn es ist beileibe nicht so, dass Calhanoglu von der Leverkusener Anhängerschaft mit uneingeschränkt offenen Armen empfangen wird. Dazu hatte er unmittelbar nach Saisonende mit seinem medial offensiv vorgetragenen, unbedingten Wechselwunsch zu viele befremdet. Die Stimmen mehrten sich zuletzt, die einer solch teuren Investition vor dem Hintergrund des Gelesenen skeptisch gegenüber standen.

Wie kann einer, der erst zu Jahresbeginn seinen laufenden Vertrag bis 2018 verlängerte, wenig später so vehement seinen Wechsel provozieren? Droht dem Werksklub irgendwann während Calhanoglus ausgedehnter Vertragsdauer dasselbe, wenn ein noch größerer Verein für ihn anfragt? Muss Bayer 04 künftig jedes Mal Angst haben, dass er in einem Interview mit türkischen Medien seine Liebe zu Galatasaray verkündet? Diese Fragen ziehen in und um Leverkusen dieser Tage weite Kreise.

Natürlich sichert sich Bayer 04 in Calhanoglu ein großes Talent. Eins, das dem Team sportlich weiterhilft. Eins, mit dem man die verwaiste zentrale Offensivposition im Mittelfeld schließt. Eins, das in Roger Schmidts anvisierte Pressingmaschine passt. Eins, das Bayers brachliegende Qualität bei Standards erhöht. Insofern ist der Transfer nachvollziehbar - auch wenn die Gewinnmarge bei einem Wiederverkauf deutlich geringer ausfallen wird als zum Beispiel bei einem André Schürrle. Und dass Calhanoglu irgendwann weiterzieht, für diese Annahme braucht man kein Schwarzmaler sein.

Relativ schnell, wenn der Jubel und Trubel über den Transfer verzogen ist, wird man bei Bayer 04 kaum darum herumkommen, Calhanoglu und seinem beratenden Umfeld in aller Deutlichkeit klarzumachen, dass man solche Kraftproben und medialen Spielchen wie zuletzt in Hamburg nicht dulden wird. Und diese Klarstellung sollte man auch nach außen hin kommunizieren.

Damit auch jeder weiß, dass Bayer von Calhanoglu eine Rückzahlung des Vertrauensvorschusses erwartet.

(klü)
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