Bayer Leverkusen "Es kann fast nur besser werden"
Orlando · Kevin Volland ist nach knapp sechswöchiger Verletzungspause in das Mannschaftstraining von Bayer 04 zurückgekehrt. Jetzt will der teuerste Transfer der Klubgeschichte alles dafür tun, eine unglückliche Hinrunde vergessen zu machen.
Kevin Volland trifft wieder. Zwar nur in einem Trainingsspiel im Wintercamp der Werkself in Orlando, aber immerhin. Sechs Wochen war der Angreifer wegen einer komplexen Muskelverletzung ausgefallen. Doch was sein Trainer Roger Schmidt im Trainingslager von Volland sieht, dürfte ihm gefallen: Der Stürmer scheut keinen Zweikampf, gewinnt Kopfballduelle und zeigt sich zielsicher im Abschluss. Wenn die meisten seiner Mitspieler nach getaner Arbeit Richtung Mannschaftshotel trotten, legt der Nationalspieler noch eine Extraschicht ein. Dabei war es zunächst fraglich, ob er überhaupt mit nach Orlando fliegen kann. Jetzt sagt er: "Wir sind voll im Zeitplan."
Für Volland symbolisiert das Trainingslager in den USA auch einen zweiten Neubeginn in Leverkusen. Die ersten sechs Monate unterm Bayer-Kreuz waren für den teuersten Transfer der Vereinsgeschichte eine Mixtur aus Pech, Übereifer und seltener Lichtblicke - zu wenig für einen 20-Millionen-Euro-Zugang. Rückblickend zeigt sich der 24-Jährige selbstkritisch: "Es gab Höhen und Tiefen. Erst die gute Vorbereitung, dann der Handbruch, dann kam ich nur schwer rein und habe mich vielleicht auch selbst etwas zu sehr unter Druck gesetzt." Die Folge seien eher schwache Spiele gewesen. "Natürlich ist noch deutlich mehr drin", sagt Volland.
Bislang setzte Schmidt den Linksfuß in neun Bundesliga-Partien ein. Fünf Mal kam Volland dabei von der Bank. Als Einwechselspieler sieht sich der gebürtige Bayer auf lange Sicht aber nicht. "Ich war noch nie der krasse Joker. Bei der Nationalmannschaft war ich schon eher derjenige, der froh ist, wenn er dann eingewechselt wird. Aber in Hoffenheim und auch davor bei 1860 München habe ich fast immer von Anfang an gespielt. Ich denke, dass ich besser bin, wenn ich von Beginn an ran darf."
Alles schlecht reden will Volland aber nicht. Immerhin habe er als Spieler von Bayer Leverkusen seinen ersten Länderspieltreffer und auch sein erstes Tor in der Champions League bejubeln dürfen. Sein Ziel für das Trainingslager sei es gewesen, wieder ins Mannschaftstraining einzusteigen. Das habe er erreicht. "Ich bin vielleicht bei 80 Prozent. Für 100 Prozent braucht es schon noch ein paar Einheiten."
Dass auf ihm ein besonderer Druck laste, weil Bayer eine hohe Ablöse für ihn bezahlt hat, spüre er nicht: "Klar bin ich ein Spielertyp, der wie jeder andere kontinuierlich gute Leistungen zeigen will. Ich bin aber auch neu hier und es lief zu Beginn viel gegen mich. Das ist dumm gelaufen. Es kann daher fast nur besser werden."
Vor allem das Heimspiel gegen seinen Ex-Klub TSG Hoffenheim (0:3), in dem Volland wegen einer Notbremse in der 6. Minute vom Platz gestellt wurde, ließ den Angreifer grübeln. "Ich brauchte schon etwas, um das zu verdauen. Das war wie in einem schlechten Film." Aber das will er nun hinter sich lassen.
Auch das Thema Nationalmannschaft spielt in seinen Plänen für 2017 eine Rolle. Der Confed-Cup im Sommer ist ein Ziel. Beim 1:0-Testspielsieg der Werkself gegen Atlético Mineiro in der Nacht auf Donnerstag hätte der Angreifer wohl schon mitwirken können, doch Schmidt verzichtete auf einen Einsatz. Er und auch Volland peilen den kommenden Dienstag, 17. Januar, als Datum für die Rückkehr an. Dann empfängt Bayer 04 den Zweitligisten VfL Bochum. "Und dann werden wir sehen, wie die Reaktionen sind. Dabei ist es auch wichtig, auf den Körper zu hören. Es bringt nichts, wenn du falschen Ehrgeiz an den Tag legst."