Bayer Leverkusen Hyypiä und die Krux mit der Rotation

Leverkusen · Kaiserslautern, Schalke, Paris – gegen wen lässt der Bayer-Trainer nicht seine vermeintlich beste Mannschaft spielen?

Kaiserslautern, Schalke, Paris — gegen wen lässt der Bayer-Trainer nicht seine vermeintlich beste Mannschaft spielen?

Stellen Sie sich einen jungen Mann vor, der am Beginn von sieben Tagen steht, die es in sich haben. Am Mittwoch schreibt er eine Abitur-Klausur, am Samstag steht ein Bewerbungsgespräch an, und am Dienstag drauf wartet die theoretische Führerscheinprüfung. Der Mann weiß, die Zeit reicht nicht, um sich auf alle Prüfungen optimal vorzubereiten. Er muss auf Lücke setzen und hoffen, einen Test mit weniger als dem bestmöglichen Auftritt zu bestehen. Die Frage lautet also: Welche Prüfung ordnet er als am wenigsten wichtig ein?

Sami Hyypiä steht aktuell vor einer ähnlichen Denksportaufgabe. Seine Werkself spielt morgen (19 Uhr) im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern, am Samstag (18.30 Uhr) im Bundesliga-Topspiel gegen Schalke und heute in einer Woche (20.45 Uhr) im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals gegen Paris St. Germain. Alle drei Spiele sind wichtig, bei allen ist ein Erfolg finanziell lukrativ, aber Bayer 04 kann von der Belastung her nicht alle drei Partien mit derselben, sprich: der bestmöglichen, Startelf angehen. Die Frage lautet also: In welcher Partie rotiert Hyypiä? Antwort: "Wir probieren, die richtige Entscheidung zu treffen. Wenn alles gut geht, haben wir alles richtig gemacht", sagt der Finne. Heißt: Er selbst tüftelt noch eifrig über das "Auf Lücke setzen".

Wenn er gegen Kaiserslautern rotiert und ausscheidet, ist er der Dumme, weil er den Traum von Berlin zerplatzen ließ. Rotiert er gegen Schalke und verliert, rückt S04 in der Tabelle auf drei Punkte heran. Und spielt er gegen Paris nicht mit der A-Elf, riskiert er einen Imageschaden. Es ist eine Konstellation, in der Hyypiä von seiner gewohnten "Wir schauen nur auf das nächste Spiel"-Strategie abrücken muss.

Stefan Reinartz ist auf jeden Fall kein Teil Hyypiä'scher Gedankenspiele. Der Mittelfeldspieler plagt sich weiter mit Fersenproblemen herum und war gestern in München zur Behandlung. Alle befürchten, dass sich das Problem einmal mehr wochenlang hinzieht. "Wir müssen gucken, was wir mit ihm machen", sagt Hyypiä. Das gilt auch für Andres Guardado und die Frage, ob der Mexikaner nicht gegen den Zweitligisten mal seine Premiere im Leverkusener Dress geben wird. "Ich glaube, er ist im Kader", sagt sein Trainer. Knacken will Hyypiä die Pfälzer über schnelles Spiel und die Bereitschaft, die Härte eines Zweitligisten anzunehmen.

Der Traum vom ersten Titel seit 1993 soll auch nach Mittwoch noch weiterleben. Allerdings warnt Hyypiä: "Wenn wir schon einen Schritt zu weit voraus denken, sind wir nicht in Berlin." Nach Berlin würden die Werkself indes wohl mehr Fans begleiten, als bislang Karten für das Lautern-Spiel gekauft haben. Die knapp 23 000 abgesetzten Tickets empfindet nicht nur Geschäftsführer Michael Schade als "enttäuschend". Hyypiä selbst sieht es — wie immer — nüchtern: "Wir können die Leute nicht zwingen, ins Stadion zu kommen", sagt er.

(RP)
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