Bayer 04 verliert weiteres Big-Point-Spiel Hoffenheim legt Schwächen des System Bosz gnadenlos offen

Sinsheim · Die zweite Niederlage in Folge ist ein herber Rückschlag für Bayer 04 Leverkusen.Torschütze Kevin Volland bemängelte nach dem 1:4 bei seinem Ex-Klub TSG Hoffenheim die fehlende Kompaktheit bei der Werkself.

1899 Hoffenheim gegen Bayer 04 Leverkusen: die Werkself in der Einzelkritik
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Hoffenheim - Bayer 04: die Werkself in der Einzelkritik

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Foto: dpa/Uwe Anspach

Bayer Leverkusens Ausredenkatalog hielt nach dem 1:4 (1:1) bei der TSG Hoffenheim eigentlich eine große Auswahl bereit. Da waren zum Beispiel die beiden Verletzungen von Karim Bellarabi und Kapitän Lars Bender in der ersten Halbzeit. Oder der ungünstige Termin direkt nach der Länderspielpause. Oder die durch Abwesenheit von acht Nationalspielern empfindlich gestörte Vorbereitung auf die extrem wichtige Partie. Oder das unglückliche Eigentor von Sven Bender kurz nach dem Seitenwechsel.

Kevin Volland, der im Sommer 2016 für 20 Millionen Euro von den Kraichgauern zu den Rheinländern wechselte, wollte das alles nicht gelten lassen. „Es lag an uns selbst“, konstatierte der Torschütze zum 1:1 (17.), der kurz danach noch eine hundertprozentige Chance auf die Führung vergab. „Hoffenheim hat es gut gemacht. Sie haben vor allem in der zweiten Halbzeit viele Diagonalbälle gespielt und wir sind ein bisschen auseinandergedriftet. Das darf uns nicht passieren.“

1899 Hoffenheim gegen Bayer 04 Leverkusen: die Bilder des Spiels
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Es sei nach dem Wiederanpfiff „etwas wild“ auf dem Platz geworden. Heißt: Bayer verlor seine Grundordnung und lief der konterstarken Elf von Julian Nagelsmann ins offene Messer. „Wir haben viel riskiert, aber mit dem 1:2 und 1:3 haben sie uns hart erwischt“, räumte Volland ein. Besonders in den zweiten 45 Minuten habe die Kompaktheit gefehlt.

Zudem zog Hoffenheim sein schnelles Umschaltspiel mit brutaler Effizienz durch. Die erste sich bietende Chance nutzte der überragende Ishak Belfodil (10.). Nach einem Bilderbuchkonter erzielte er auch das dritte Tor der TSG (61.). Der Endstand durch Andrej Kramaric, der sich mit seinem 47. Treffer zum Rekordtorschützen der TSG machte, war ebenfalls die Folge eines schnellen Gegenstoßes (79.). „Sie waren sehr effektiv“, sagte Sportgeschäftsführer Rudi Völler. „Das war es, was uns bei all unserer fußballerischen Qualität gefehlt hat.“

Das weckt Erinnerungen an das 1:3 gegen Bremen vor der Länderspielpause. Den Norddeutschen reichten im Grunde drei Gelegenheiten, um das Spiel zu entscheiden, während Bayer an seiner Chancenverwertung scheiterte. Eine weitere Parallele zwischen den beiden verlorenen „Big-Point-Spielen“ um einen Platz im europäischen Wettbewerb ist die Gnadenlosigkeit, mit der die Schwächen im System von Trainer Peter Bosz offengelegt wurden.

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Die mutige Spielweise des Niederländers garantiert attraktivsten Offensivfußball, wenn sie greift. Aber sie ist auch extrem anfällig bei Ballverlusten, wenn bei der stets hochstehenden Werkself die Ordnung verloren geht und/oder das Gegenpressing nicht funktioniert. Das dürften spätestens jetzt auch die kommenden Gegner gesehen haben. „Nach den Auswechslungen von Karim Bellarabi und Lars Bender war unsere Organisation nicht gut“, sagte Bosz. „Wir hatten es schwer, waren zu offen und haben nicht gut verteidigt. Hoffenheim hat sehr verdient gewonnen.“

Tabellarisch ist die zweite Niederlage in Folge ein mittelschweres Desaster. Es ist noch nicht lange her, dass Bayer Platz vier und damit die Champions League im Visier hatte. Jetzt müssen Volland und Co. gar um die Europa League bangen. „Es sind noch sieben Spiele“, betonte der Angreifer. „Wir wollen unsere Ziele immer noch erreichen – ganz klar.“

Die kommende Aufgabe dient indes nur bedingt als Mutmacher. Am Samstag (15.30 Uhr) ist RB Leipzig zu Gast in der BayArena – ein Team, das ebenfalls die Hohe Kunst des Konterns beherrscht.

(dora)
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