Bayer Leverkusen HSV hat Interesse an Drmic — Stürmer soll bleiben

Orlando · Der Stürmer aus der Schweiz, der im Sommer zu Bayer 04 wechselte, soll trotz großen Interesses des HSV beim Werksklub bleiben.

Bayer Leverkusen im Winter-Trainingslager in Florida
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Winter-Trainingslager in Florida

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Foto: Stefanie Sandmeier

Es gibt sicher bessere Starts in ein Trainingslager als den von Josip Drmic. Der erste Tag von Bayer 04 in Orlando/Florida hatte den Angreifer des Bundesligisten auf wie neben dem Platz zu einer der Hauptpersonen werden lassen. Nicht nur, weil er nach Tin Jedvaj (der Defensiv-Allrounder zog sich einen Muskelfaserriss zu) am Nachmittag der zweite Bayer-04-Profi war, der das Training vorsorglich (wegen einer Fersenreizung) abbrechen musste.

Der Stürmer hat zudem das Interesse von Ligakonkurrent Hamburger SV geweckt. Und der, so wird es kolportiert, soll gewillt sein, große (finanzielle) Anstrengungen auf sich zu nehmen, um den Schweizer Nationalspieler schnellstens an die Elbe zu holen, um damit das eigene Sturmproblem zu beheben.

Insofern galt es für Drmic, der erst im Sommer für 6,5 Millionen Euro aus Nürnberg kam, auch Fragen zu beantworten. Dabei redet er nicht lange um den heißen Brei herum. Angesprochen auf einen bevorstehenden Wechsel, macht er keinen Hehl daraus, dass er sich für seine erste Halbserie in Leverkusen etwas anderes erhofft hat. Zu den Reservisten wollte er jedenfalls nicht gehören. "Dass ich mir das alles ein bisschen anders vorgestellt habe, kann wahrscheinlich jeder nachvollziehen. Natürlich stimmt mich diese Situation nicht zufrieden. Es ist doch kein Fußballer glücklich, wenn er nicht spielt", erklärt Drmic.

Wechselabsichten weist der Stürmer aktuell allerdings noch von sich. "Dass ich mit dem HSV in Verbindung gebracht werde, habe ich auch gelesen. Das ist ja nichts Neues. Was soll ich dazu sagen?", fragt Drmic zurück und versichert, in den kommenden Wochen seine ganze Energie Bayer 04 und der Vorbereitung auf die Teilnahme an weiterhin drei Wettbewerben widmen zu wollen.

Auf 292 Minuten kommt Drmic in der laufenden Saison bei zwölf Einsätzen. Nur einmal durfte er dabei von Beginn an ran. Das ist nicht viel für einen Angreifer, der in der vergangenen Spielzeit in Nürnberg 17 Treffer erzielte und der beflügelt von der WM-Teilnahme in Brasilien in Leverkusen nur allzu gerne an sein positives erstes Halbjahr 2014 angeknüpft hätte. Die personelle Situation beim Champions-League-Achtelfinalisten machte dies bislang aber schwierig.

Unter Trainer Roger Schmidt war bisher das Offensivduo Stefan Kießling und Hakan Calhanoglu gesetzt. An Kießling, in den Reihen der Werkself so etwas wie eine Institution, ist an vorderster Front im Bayer-Angriff nicht zu rütteln. Schmidt hielt in der Hinserie selbst am 30-Jährigen fest, als es bei diesem über 859 Minuten nicht mit dem Toreschießen klappen wollte. Trotz der längsten Trefferflaute seiner Karriere, die Kießling mit dem 1:0 beim 3:1 in Hannover beendete, blieb dieser unantastbar. Schmidt betonte, dass das Zusammenspiel zwischen dem ehemaligen Nationalspieler und Calhanoglu so gut funktioniere, dass Drmic bisher eben zu wenig Einsatzzeiten gekommen sei. Sein bestes Spiel machte der Schweizer gegen den 1. FC Köln. Zwei Treffer und eine Vorlage steuerte er zum 5:1-Derbysieg bei. Auch in diesem Spiel kam er aber nur als Einwechselspieler zum Zug. "Der Trainer hat sich für andere Spieler entschieden, und ich habe das zu akzeptieren. Die Situation mit Stefan Kießling war mir vorher bewusst. Ich möchte daher die Vorbereitung nutzen, um mich aufzudrängen und in jedem Training zeigen, dass ich besser bin und in die Startelf gehöre", sagt ein kämpferischer Drmic.

Resignation und Frust klingen anders. Auch seitens des Vereins sind die Signale eindeutig: Drmic bleibt in Leverkusen. "Dass Spieler Anfragen erhalten, ist normal. Es gibt für uns aber keinen Grund, Josip abzugeben. Im Winter schon gar nicht, das haben wir immer gesagt. Stand jetzt aber auch darüber hinaus nicht", sagt Sportdirektor Rudi Völler, der froh ist, einen Angreifer mit der Qualität von Drmic als Alternative zu haben.

Wie lange solche Aussagen Bestand haben, hängt neben dem Preis, den Interessenten bereit wären womöglich im Sommer zu zahlen, auch vom persönlichen Verlauf der Rückrunde für Drmic ab. "Ich würde alles dafür geben, wenn ich das Vertrauen für längere Einsatzzeiten bekäme", versichert der 22-Jährige, der sich aus gutem Grund für einen Wechsel zur Werkself entschied. "Ich wusste um die Herausforderung und bin gekommen, um diese anzunehmen. Ich wollte Champions League spielen und ein höheres Niveau kennenlernen. Ich bin niemand, der schnell aufgibt, aber man weiß nie, was in Zukunft kommt", sagt Drmic. "Jetzt bin ich aber in Orlando und habe ein klares Ziel: Ich will wieder mehr spielen."

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