3:1-Sieg in Glasgow Leverkusen erobert die Festung Ibrox

Glasgow · Die Mannschaft von Trainer Peter Bosz hat mit einem 3:1-Sieg bei den beinahe schon traditionell heimstarken Glasgow Rangers die Tür zum Viertelfinale der Europa League weit aufgestoßen – falls es denn überhaupt noch ein Rückspiel gibt.

Europa League 19/20: Glasgow Rangers - Bayer Leverkusen: die Bilder des Spiels
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Rangers - Bayer 04: die Bilder des Spiels

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Foto: dpa/David Inderlied

Einmal noch Fußball auf der großen Bühne, 90 Minuten auf dem durch Dauerregen ramponierten Rasen der Glasgow Rangers im Ibrox Stadium, einem denkmalgewordenen Stadion für Traditionalisten und Fußballromantiker – könnte es einen schöneren Ort für Bayer Leverkusen geben, um die auf absehbare Zeit letzte Partie vor Publikum zu erleben? Das Achtelfinal-Hinspiel in der Europa League stand angesichts der Corona-Krise unter besonderen Vorzeichen. Unklar ist, was das 3:1 (1:0) des Bundesligisten wert ist, wenn der Wettbewerb von der Uefa abgebrochen wird.

Während die anderen Partien des Wettbewerbs als Geisterspiele angesetzt wurden, lief das Duell der Rheinländer gegen die Schotten in einer ausverkauften Arena mit mehr als 50.000 Zuschauern statt. Die bejubelten inbrünstig jede noch so kleine gelungene Aktion ihres Teams. Leverkusen kombinierte ballsicher und kam zu ein paar semigefährlichen Szenen, Glasgow stand in der eigenen Hälfte tief und verdichtete geschickt das Zentrum, schaffte aber trotz aggressiven Pressings im letzten Drittel kaum Entlastungsangriffe.

Karim Bellarabis Direktabnahme nach zwei Minuten, die weit über das Tor flog, war dennoch die vorerst einzige nennenswerte Chance – bis zum Handelfmeter, den Kai Havertz sicher verwandelte (37.). George Edmundson hatte eine Flanke von Charles Aránguiz mit einer eher unnatürlichen Armbewegung zur Ecke abgefälscht. Schiedsrichter Szymon Marciniak schaute sich die Szene mehrfach auf dem Monitor am Spielfeldrand an und entschied auf Strafstoß.

Die zweiten 45 Minuten boten ein ähnliches Bild. Bayer bestimmte das Geschehen, aber es fehlte immer ein bisschen für wirklich gefährliche Abschlüsse. Nach etwas mehr als 50 Minuten hatten die Rangers ihre bis dahin stärkste Phase, die in einer Großchance von Alfredo Morelos kulminierte, doch Lukas Hradecky parierte den Schuss aufs rechte kurze Eck mit einem starken Reflex (55.). Das zuvor durch den Rückstand weitgehend zum Schweigen gebrachte Publikum war nun wieder voll da – und das Ibrox wurde wieder zu dem in der Fußballwelt berüchtigten Hexenkessel.

Glasgow war am Drücker und stellte Bayer vor einige Probleme, doch die Defensive blieb fokussiert und ließ wenig zu – bis auf den Moment, in dem der einschussbereite Morelos noch im Fünfmeterraum von Jonathan Tah am Abschluss gehindert wurde. Wendell hatte im Vordeld einen schwachen Querpass auf Edmond Tapsoba gespielt, der im Rangers-Pressing im eigenen Strafraum den Ball verlor (63.). Doch dann kam Charles Aránguiz und erzielte nach halbherzig abgewehrter Flanke von Moussa Diaby das 2:0 aus rund 15 Metern – mitten hinein in die beste Phase der von Liverpool-Legende Steven Gerrard trainierten Rangers, die aber durch Edmondson doch noch zum Anschlusstreffer kamen (75.). Der Handelfmeterverursacher wurde bei einer Ecke sträflich alleingelassen und konnte vergleichsweise unbedrängt einköpfen.

Nun war wieder ordentlich Dampf im Spiel, angetrieben von den Fans versuchten die Gastgeber, den Ausgleich zu erzwingen. Doch stattdessen war es der eingewechselte Leon Bailey, der mit seinem Tor in der Schlussphase alles klar für Bayer machte. Für die Werkself geht es am Montagabend – wahrscheinlich – mit dem Geisterspiel bei Werder Bremen weiter (20.30 Uhr). Ob und wann es zum Rückspiel gegen die Rangers kommt, ist nach derzeitigem Stand unklar. Am Dienstag will die Uefa das weitere Vorgehen beraten.

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