Bayer 04 Leverkusen Erlösung für Matchwinner Erin Derdiyok

Leverkusen · Sami Hyypiä kam nochmals eigens aus der Kabine, klatschte sich mit Eren Derdiyok ab und gab diesem freundschaftlich einen Klaps auf den Hinterkopf.

Bundesliga 13/14, Bayer - Stuttgart: Einzelkritik
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Gut gemacht, sollte das heißen, und nach 440 Tagen Torfrust war auch dem 25-Jährigen die Erlösung anzusehen. "Ich bin unglaublich erleichtert, ich bin umgefallen, aber wieder aufgestanden - auch wenn es lange gedauert hat", gestand der Schweizer Nationalstürmer, der seit dem 18. November 2012, damals noch im Dress von 1899 Hoffenheim, nicht mehr in der Bundesliga getroffen hatte.

Beim schwer erkämpften 2:1 (1:1) von Champions-League-Starter Bayer Leverkusen gegen die jetzt viermal in Folge unterlegenen Kicker des VfB Stuttgart war Derdiyok in der 84. Minute nach Vorarbeit von Sidney Sam per Kopf zum Siegtor zur Stelle. Er machte den wichtigen Dreier für den Tabellenzweiten perfekt, der zuletzt drei Pleiten in Folge hatte hinnehmen müssen und keineswegs überzeugend gewann. Aber das war für Matchwinner Derdiyok nebensächlich.

Der war nämlich fast schon abgeschrieben und sendete erst im Winter-Trainingslager von Bayer wieder erste Lebenszeichen. Der Siegtreffer dürfte ihm weiteres Selbstvertrauen gegeben haben: "Ich will den Schwung mitnehmen, ich habe gezeigt: Ich bin wieder da! Ich will mich weiter präsentieren." Und am Ende steht für Derdiyok noch das ganze große Ziel: WM-Teilnahme unter Trainer Ottmar Hitzfeld in Brasilien. "Zum Glück ist noch viel Zeit bis dahin. Aber natürlich, dass ist meine große Ambition", äußerte der Angreifer, der schon vor dem einjährigen Missverständnis Hoffenheim drei Jahre für Bayer auf Torejagd gegangen war.

Auch die Bayer-Teamkollegen gönnten dem Eidgenossen den Torerfolg. "Ich habe mich sehr für Eren gefreut, mit dem ich mich schon in seiner ersten Zeit in Leverkusen gut verstanden und super zusammengespielt habe", sagte Stefan Kießling, der nach 428 Minuten ohne Treffer das wichtige 1:1 (26.) gegen den VfB erzielte. In den letzten sieben Heimspielen gegen die Schwaben war es Treffer Nummer zehn für den 30-Jährigen gegen seinen Lieblingsgegner. "Ich bin froh, dass es mit den drei Punkten geklappt hat", ergänzte "Kieß".

Bayer-Sportchef Rudi Völler attestierte Hyypiä "gut offensiv ausgewechselt zu haben". Schließlich waren Derdiyok in der 75. und Sam mit Beginn der zweiten Halbzeit eingewechselt worden. Völler, Weltmeister von 1990, war die Erleichterung nach dem Zittersieg ebenfalls anzusehen.

Ganz anders war die Gemütsverfassung bei den Schwaben. "Für mich ist es wie: Täglich grüßt das Murmeltier. Wir gehen wie in den letzten Spielen auch in Führung und geben das Spiel noch aus der Hand", resümierte VfB-Trainer Thomas Schneider, dessen Team innerhalb einer Woche auch gegen Mainz (1:2) und München (1:2) mit 1:0 geführt hatte. Moritz Leitner (12.) hatte vor 28.714 Zuschauer das Führungstor erzielt, am Ende stand aber wieder eine unglückliche Pleite. Und die Abstiegsplätze sind nicht mehr weit entfernt.

Sportdirektor Fredi Bobic blickte deshalb schon nach vorne: "Wir müssen weiter hart arbeiten und einfach weitermachen. Das Glück muss man einfach erzwingen." Die nächste Chance besteht im Schwaben-Derby gegen den FC Augsburg am kommenden Sonntag.

(sid)
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