Bayer 04 Leverkusen Ein Start mit Schrecken
Patrick Helmes musste kurz nach Beginn des ersten Trainings schon ins Krankenhaus. Das Fußgelenk des neuen Stürmers ist heftig lädiert. Noch wartet Trainer Bruno Labbadia auf einen erheblichen Teil der Belegschaft. Die äußeren Bedingungen geben Anlass zur Sorge.
Der Unfallbericht ist kurz und knapp ausgefallen. "Es hat geknackt", sagte Patrick Helmes und humpelte verdrossen von dannen, das lädierte Fußgelenk mit einem Tapeverband umwickelt. Da war das erste Training der Bayer- Profis im Freien mal gerade 20 Minuten alt. Und dann ist der Neu-Leverkusener zur Erstversorgung in die Kabine getrottet, unterwegs hat er noch den eben angekommenen Rudi Völler vom Ungemach unterrichtet. Das weitere Prozedere: Helmes hat sich in der Ambulanz in Merheim einer Kernspin-Tomographie unterzogen und schließlich durch Mannschaftsarzt Dr. Achim Münster leichte Entwarnung geben lassen.
"Es handelt sich um einen Kapselriss und einen Außenband-Anriss im rechten Fußgelenk. Er muss zwei, drei Wochen aussetzen", betonte Rudi Völler, was so viel heißt wie: nicht ganz so schlimm. Die Miene von Trainer Bruno Labbadia schien diese Einschätzung zu unterstützen. Der Fußball-Lehrer hat ganz andere Sorgen.
Noch ist er ein Trainer ohne Mannschaft, jedenfalls ohne ein paar Kräfte, die die nicht bescheidenen Erwartungen zu erfüllen helfen sollen. Bernd Schneider ("Ein ganz wichtiger Mann für uns, wenn er fit ist") hat heute seine Abschlussuntersuchung in Hannover; Tranquillo Barnetta und Theofanis Gekas sind noch EM-geschädigt; Simon Rolfes und René Adler werden nach ihrem Dienst bei der Nationalelf erst noch Urlaub bekommen; Hans Sarpei hat Knie-Probleme und muss mindestens acht Tage pausieren.
"Es wird eine sehr schwierige Saison. Es sind mindestens zehn Mannschaften, die um die internationalen Plätze kämpfen. Und bei unserer jungen Elf muss schon alles passen, wenn wir das erreichen wollen", bekräftigt der jungenhaft dynamische, begeisterungsfähige Coach. "Aber wir nehmen diese Herausforderung an", schiebt Labbadia nach. Und dabei baut er auf die Hilfe seines frisch installierten persönlichen Teams mit "meinem Partner, meinem Vertrauten" Eddy Sözer an der Spitze und Konditionstrainer Zvonko Komes ("seine Arbeit habe ich über fünf Jahre verfolgt"), von dessen Vorstellungen Labbadia schwärmt. Das Ziel aller — inklusive Leistungsdiagnostiker Holger Broich und Torwarttrainer Rüdiger Vollborn: "Wir müssen die Mannschaft, in der die 25-Jährigen schon alte Böcke sind, fordern und entwickeln. Das ist Detailarbeit bei dem Potenzial, das zweifellos vorhanden ist", sagt Labbadia.
Gestern hat der Bundesliga-Novize als Coach nur zwei neue Leute im Kreis der mehr oder weniger Etablierten begrüßen können: Patrick Helmes, vom dem Rudi Völler sagt, dass "der Patrick im Grunde schon zwölf Monate bei uns ist, seit der Wechsel klar war", und Constant Djakpa, den 21-jährigen Mittelfeldmann von der Elfenbeinküste. Doch es soll noch was kommen an qualitativem Zuwachs: Vorstopper Thiago Silva aus Brasilien natürlich, der noch mit seinem Klub Fluminense beschäftigt ist, und "noch ein Mittelfeldspieler", wie Rudi Völler andeutet. Doch der scheint noch nicht ausgeguckt, geschweige denn verpflichtet. "Wir haben keine Hast", sagt Völler. "Der Mann muss uns weiterbringen", sagt Labbadia.
Morgens zum ersten Training draußen ist er durch Dreck auf der Baustelle gewatet, und der Anblick der entkernten BayArena ohne Dach hat ihn auch nicht erfreut. "Das ist alles schon hinderlich", stellt der Trainer fest, "aber man kann auch an Herausforderungen wachsen." Jammern gilt unter ihm wohl grundsätzlich nicht.