Bayer Leverkusen Drmic will seine Kölner Freunde ärgern

Leverkusen · Der Stürmer von Bayer 04 wohnt in der Domstadt. Er ist heiß auf das morgige Derby und weiß, dass ein Sieg mit Leverkusen für schlechte Stimmung rund um sein Zuhause sorgen würde. Doch genau das ist das Ziel des Schweizers.

 Josip Drmic wohnt in Köln.

Josip Drmic wohnt in Köln.

Foto: dpa, pst nic tlp lof

Etwas mehr als eine halbe Stunde vor Ende des Gruppenspiels gegen AS Monaco in der Champions League beordert Trainer Roger Schmidt seinen Joker zur Bank. Josip Drmic kennt das Prozedere: Trainingsanzug ausziehen, Schienbeinschoner anziehen, Stollen dem vierten Offiziellen präsentieren und ab aufs Spielfeld. In 17 von 21 Pflichtpartien der Werkself kam der Stürmer zum Einsatz. 15 Mal wurde er dabei eingewechselt. Gegen Monaco folgten zwei Szenen, die sinnbildlich für die derzeitige Situation von Drmic bei Bayer 04 sind.

Nach einer vorbildlichen Grätsche von Lars Bender kommt der Schweizer Nationalspieler völlig unbedrängt im Strafraum an den Ball und hat nur noch Monacos Torhüter Danijel Subasic vor sich. Was folgt, beschreibt Drmic so: "Es war eine richtig knappe Aktion. Ich hatte den Ball am Fuß, aber leider nicht richtig mitgenommen und dann eben neben das Tor geschossen." Neben das Tor geschossen. Als Stürmer. Frei vor dem Gehäuse. Das Raunen in der BayArena unterstrich das Staunen über das Unvermögen in dieser Aktion.

Dass Drmic seine sechs Millionen Euro, für die er vor der Saison vom 1. FC Nürnberg an den Rhein gewechselt war, durchaus noch wert sein kann, bewies er etwas später. Ein technisch anspruchsvoller Sololauf brachte Drmic erneut in den Strafraum, erneut vor Subasic, erneut zum Abschluss. Diesmal bugsierte er den Ball aber - ebenfalls technisch versiert - auf das Tor. Dass der Abschluss nicht zum 1:1 führte, lag einzig am glänzend reagierenden Schlussmann der AS. "Ich bin frustriert, weil wir verloren haben. Wir haben ein super Spiel gemacht, viele Angriffe und gefährliche Aktionen gezeigt. Nur das Tor ist nicht gefallen. Das ist schade. So bin ich eher traurig über das Ergebnis als glücklich über den Einzug ins Achtelfinale", sagt Drmic.

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Foto: dpa, Roland Weihrauch

Der Sololauf gegen Monaco und sein bisher einziger Treffer für Bayer 04 beim 1:4 in Wolfsburg sind bisher die zwei positiven Aktionen von Drmic in seiner Zeit in Leverkusen. Zu wenig bei insgesamt 456 Minuten Einsatzzeit. Gegen Monaco nahm Drmic immerhin häufig an Offensivaktionen teil und hofft damit, Coach Roger Schmidt von seinem Einsatz im Derby morgen gegen den 1. FC Köln überzeugt zu haben. "Ich freue mich immer auf Derbys. Ich hatte in der Vergangenheit viele Derbys - in Nürnberg und auch zu meiner Zeit in Zürich. Es war immer etwas Besonderes, ein Hammergefühl, da auf dem Platz zu stehen", erläutert Drmic. "Jetzt lerne ich gegen Köln etwas Neues kennen. Darauf freue ich mich riesig und hoffe, wir holen den Derbysieg."

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Foto: dapd

Dabei hat Drmic auch eine Bindung zu Köln. Als es vor der Saison darum ging, ein neues Zuhause zu finden, hatte er nach eigenen Angaben die Wahl zwischen Düsseldorf und Köln. Die Entscheidung fiel zugunsten der Domstadt. Die Sticheleien seitens der Kölner hielten sich aber bisher in Grenzen: "So viele Freunde in Köln habe ich noch nicht. Ich wohne ja erst seit kurzem da", erklärt Drmic. Ein Stimmungsbild, was das Derby angeht, hat sich der Stürmer aber schon gemacht: "Ich weiß, was das Derby für eine Bedeutung für die Leute in Köln hat. Ich glaube, wenn ich mit dem Sieg im Rücken nach Hause fahre, wird es nicht bequem für mich. Aber das muss ich kennenlernen und werde sehen, wie es ist."

Ob Drmic wirklich die Chance von Schmidt bekommt, seinen Teil zu einem möglichen Derby-Erfolg beizutragen, ist offen. Unlängst beschwerte sich der 22-Jährige in einer Schweizer Zeitung über zu wenig Vertrauen seitens seines Trainers. Schmidt entgegnete: "Robert Lewandowski hat bei Dortmund auch ein Jahr gebraucht, um sich an die Spielweise zu gewöhnen. Heute ist er einer der besten Stürmer der Welt." Andere Akteure würden derzeit sein Spielsystem besser verinnerlichen als Drmic. "Wir haben im vorderen Bereich zwei Spieler, Hakan Calhanoglu und Stefan Kießling, die es hervorragend machen", sagte Schmidt. "Deshalb bekommt Josip zu wenig Einsatzzeiten, das ist mir bewusst."

(RP)
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