Bayer Leverkusen Die Konkurrenz greift an

Bayer Leverkusen · Bayer 04 erlebt eine Saison als Rückschritt. Doch damit nicht genug. Parallel bieten sich für Clubs wie Gladbach, Hannover oder Stuttgart Perspektiven, dauerhaft als Bayers Mitbewerber ums internationale Geschäft aufzutreten.

Leverkusen - Gladbach: Die Werkself in der Einzelkritik
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Diese Saison jenseits der ersten vier Plätze abzuschließen, wäre für Bayer 04 doppelt fatal. Zum einen müsste der Werksclub wieder ohne Einnahmen aus der Champions League wirtschaften. Zum anderen bietet sich Clubs wie Mönchengladbach, Hannover oder Stuttgart die Perspektive, den finanziellen Rückschritt in Leverkusen auszunutzen und zum permanenten Mitbewerber ums internationale Geschäft zu erwachsen.

In Gladbach geht man inzwischen davon aus, diese Spielzeit im Optimalfall mit 30 Millionen Euro mehr Einnahmen (inklusive der Reus-Millionen) abzuschließen als kalkuliert. In Hannover rechnet man angesichts der erfolgreichen Europa-League-Saison mit "einem Gewinn im sehr hohen siebenstelligen Bereich", wie Clubchef Martin Kind sagte. Gelder, die im Etat nicht eingeplant waren und "für Hannover eine Riesenentwicklung" (Kind) bedeuten.

Erstmals geht man bei 96 von einem Jahresumsatz in Höhe von 70 bis 80 Millionen Euro aus. In Gladbach waren es 2010 71 Millionen. Tendenz in beiden Fällen: steigend. Und während Hannover sich gerade im zweiten Jahr im oberen Tabellenbereich etabliert, bietet sich für Gladbach die Chance, aber auch die Schwierigkeit, die immensen Einnahmen nachhaltig zu investieren, den Kader dauerhaft zu verstärken und es Hannover gleichzutun. Bayer lag zuletzt bei knapp 100 Millionen Euro Umsatz.

Die Bayern (320 Millionen Euro Jahresumsatz) und Schalke (200 Millionen) rangieren in weiter Ferne zu den Leverkusener Zahlen. Genauso Dortmund, das jüngst zwar auch 100 Millionen Euro Umsatz vermeldete — allerdings für ein Halbjahr. Weil die Möglichkeiten für den Werksclub (Zuschauereinnahmen, Einzugsgebiet, TV-Präsenz), diese Lücke zu schließen, limitiert sind, mutet es umso problematischer an, wenn andere Vereine von hinten aufzuschließen drohen.

Vereine wie Gladbach und Hannover mit ungleich größerem Zuschauerpotenzial und Einzugsgebiet. Vereine wie Stuttgart (Umsatz zuletzt: 115 Millionen Euro), dessen Zuschauerschnitt sich seit dem Stadionumbau im August 2011 um fast 17 000 auf knapp 53 800 erhöht hat.

Negativ wirkt sich für Bayer zudem aus, dass man in dieser Saison, in der der DFB-Pokal so lukrativ wie nie zuvor ist, in Runde eins die Segel strich. Zum Vergleich: Gladbach nahm hier bislang knapp vier Millionen Euro ein. Auch in anderen Bereichen spürt Bayer 04 den Atem von immer mehr Verfolgern. "Wir waren jahrelang die Besten im Scouting, aber die anderen haben alle aufgeholt", sagte Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser vor Wochenfrist.

Nicht von ungefähr fordert er deshalb, dass sich die Investitionen in den Jugendbereich künftig stärker in Talenten für den eigenen Profikader statt für andere Vereine niederschlagen müssten. Die Einführung einer U 21-Mannschaft ist diesem Plan geschuldet.

Der Kampf um die internationalen Plätze wird immer größer. Mit dem Konzern im Rücken wird Bayer auch künftig stets ein Kandidat hierfür sein. Aber die Konkurrenz greift an — und zwar mächtig.

(RP/rl)
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