Vor dem DFB-Pokal-Halbfinale Für Bayer 04 geht es um den Ruf

Leverkusen · Die Profis von Bayer 04 Leverkusen sind am Dienstagabend im Pokalhalbfinale beim Regionalligisten 1. FC Saarbrücken gefordert. Dabei müssen sie auf ihren wertvollsten Spieler Kai Havertz verzichten. Der 20-Jährige fehlt verletzt.

 Das Objekt der Begierde: der DFB-Pokal.

Das Objekt der Begierde: der DFB-Pokal.

Foto: dpa/Arne Dedert

Wenn am Dienstag (20.45 Uhr/ARD) im Hermann-Neuberger-Stadion das Flutlicht angeht, stehen sich im 1. FC Saarbrücken und Bayer Leverkusen zwei Teams gegenüber, für die der DFB-Pokal besonders reizvoll ist – allerdings aus unterschiedlichen Gründen. Während er für den Werksklub der schnellste Weg zum ersten Titel seit 27 Jahren ist, ist beim Halbfinalgegner aus dem Saarland neben dem Ansehen auch das Finanzielle eine wichtige Komponente.

Der Ruf des Wettbewerbs ist nicht der Beste. Sportlich haben für die Spitzenteams der Bundesliga Meisterschaft, Champions League und Europa League Vorrang. Und auch als Einnahmequelle ist der DFB-Pokal für die Erstliga-Elite nicht mehr als ein nettes Zubrot. Was jedoch der Gewinn der Siegertrophäe mit einem Verein und dessen Fans machen kann, hat zuletzt Frankfurt eindrucksvoll gezeigt. 2018 bezwang die Eintracht den Rekordsieger aus München im Endspiel mit 3:1. Im Anschluss an den emotionalen Sieg in Berlin feierten Mannschaft, Trainer und zehntausende Fans gemeinsam und ausgelassen den Erfolg. Für die Hessen war es der erste Titel seit drei Jahrzehnten.

Ähnlich lange wartet auch die Werkself darauf, mal wieder eine Trophäe in den Händen zu halten. Zuletzt gewann sie 1993 den DFB-Pokal. Damals schlug die Mannschaft von Trainer Dragoslav Stepanovic die Amateure von Hertha BSC im Finale mit 1:0. Eine derart lange Durststrecke an der Titelfront ist für Bayer Leverkusen und dessen Selbstverständnis als Spitzenklub in Deutschland ein nicht zu akzeptierender Umstand. Vor dem Halbfinale beim 1. FC Saarbrücken verdeutlichte Bayers Trainer Peter Bosz daher noch einmal und unmissverständlich: „Wir, die Spieler und der ganze Verein, wollen einen Titel gewinnen.“

Anders als beim Werksklub spielt der Pokal beim Gegner aus dem Saarland auch finanziell eine gewichtige Rolle. Rund 5,4 Millionen Euro hat das Bundesliga-Gründungsmitglied in dieser Spielzeit bereits in dem Wettbewerb eingenommen. Bei einer Finalteilnahme winken rund weitere 3,5 Millionen Euro. Das entspricht in etwa dem Gesamtetat des Meisters der Regionalliga-Südwest und künftigen Drittligisten für diese Saison. Zum Vergleich: Allein in der Vorrunde der Königsklasse hat Bayer 04 in dieser Spielzeit in etwa 37,27 Millionen Euro eingenommen, hinzu kommen weitere Millionen aus der Europa League.

Sportlich sollte Bayer 04 den Außenseiter aus dem Saarland dennoch nicht unterschätzen – diese Erfahrung haben schon andere Klubs aus dem Rheinland machen müssen. Mit Siegen gegen Regensburg, Köln, Karlsruhe und zuletzt Düsseldorf hat sich der FCS einen Namen als Favoritenschreck gemacht. Die Lust, nun auch noch Leverkusen ein Bein zu stellen, ist bei der Mannschaft von Lukas Kwasniok groß. „Wir haben als erster Viertligist im Halbfinale Vereins- und Fußball-Geschichte geschrieben. Jetzt wollen wir Sport-Geschichte schreiben“, sagte der Coach.

Die Chancen, dass das funktioniert, sind trotz des verletzungsbedingten Ausfalls von Bayers wertvollstem Spieler Kai Havertz freilich gering. Da die Partie aufgrund der Corona-Krise zudem als Geisterspiel ausgetragen werden muss, fällt auch der Heimvorteil weg. Hinzu kommt, dass das Spiel aufgrund von Bauarbeiten im heimischen Ludwigsparkstadion nicht in Saarbrücken, sondern erneut im benachbarten Völklingen ausgetragen werden muss. „Wir haben unseren zwölften Mann verloren“, betonte Kwasniok. Dass der FCS seit rund drei Monaten nicht mehr gespielt hat, dürfte die Aussichten auf eine Sensation weiter schmälern.

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