DFB-Pokal Bayer Leverkusen eine Runde weiter, Baumgartlinger droht lange auszufallen

Pforzheim · Ein 1:0-Sieg durch einen Elfmeter – mehr war beim Oberligisten 1. CfR Profzheim nicht drin für den Europa-League-Teilnehmer. Der Einzug in die zweite Runde des DFB-Pokals wird durch die womöglich schwere Verletzung von Julian Baumgartlinger überschattet.

DFB-Pokal 2018/19: Pforzheim gegen Leverkusen - die Bilder des Spiels
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Pforzheim gegen Leverkusen - die Bilder des Spiels

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Foto: dpa/Uli Deck

Eindringlich warnte Heiko Herrlich unter der Woche davor, den Oberligisten 1. CfR Pforzheim zu unterschätzen. Der Trainer der Werkself versuchte, sein Team auf die besonderen Rahmenbedingungen vorzubereiten: alles ganz nah, kein guter Rasen, in die Jahre gekommene Kabine und Gegner, die im Spiel ihres Lebens alles geben, während grillgutbedingte Rauchschwaden über den Platz ziehen – kurz gesagt: Profis treten bei Amateuren an.

Trotzdem nicht die Spannung zu verlieren, sei das Entscheidende, mahnte der 46-Jährige kontinuierlich. Seine Spieler schienen die Botschaft zumindest teilweise verstanden zu haben. Der über weite Strecken verkrampfte 1:0 (1:0)-Sieg bringt die Rheinländer allerdings ziemlich glanzlos in die zweite Runde des DFB-Pokals.

Herrlichs Startelf bot wenige Überraschungen: Das Tor des Bundesligisten hütete wie angekündigt Ramazan Özcan, davor bildeten Mitchell Weiser, Jonathan Tah, Sven Bender und Wendell die Viererkette. Lars Bender, Julian Baumgartlinger, Julian Brandt sowie Kai Havertz starteten im Mittelfeld, Kevin Volland und Lucas Alario im Angriff. Das ist eine Anfangsformation, die ohne weiteres auch am kommenden Samstag zum Auftakt der Liga in Mönchengladbach auflaufen könnte (18.30 Uhr).

DFB-Pokal 18/19: Reaktionen auf die Spiele der zweiten Pokal-Runde
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Reaktionen auf die Spiele der zweiten Pokal-Runde

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Foto: Rheinische Post/Falk Janning

Eine spannende Personalie war indes gar nicht erst im Kader: Benjamin Henrichs, den schon seit einigen Wochen nur bedingt konkrete Wechselgerüchte begleiten, fehlte im Aufgebot gegen den baden-württembergischen Oberligisten. Die Gründe für die Entscheidung blieben bis zum Anpfiff unklar. Dem Vernehmen nach bietet der AS Monaco 20 Millionen Euro für das angeblich wechselwillige Eigengewächs.

Erstmals Stimmung im mit knapp 5000 Zuschauern ausverkauften Holzhof-Stadion kam bereits kurz nach dem Anpfiff auf, doch Bayers Abwehrreihe konnte den erfolgreichen Konter der Gastgeber vereiteln (2.). Kapitän Lars Bender war es, der den Ball dann erstmals Richtung Pforzheimer Tor beförderte, doch sein Distanzschuss ging deutlich über den Kasten (5.). Danach tat sich die Werkself indes schwer mit kompakt verteidigenden Hausherren, deren Fans jeden gewonnenen Ball feierten.

Nach knapp zehn Minuten wurde es erneut lauter auf den Rängen, doch Pforzheims Kreshnik Lushtaku brachte den Ball nach einem erneuten Konter nicht gefährlich auf Özcans Tor. Bayer mühte sich anschließend mit dem Abwehrriegel des krassen Außenseiters ab. Ein mehrfacher Klassenunterschied war in der Anfangsphase höchstens anhand der Tatsache feststellbar, dass sich etwa 95 Prozent des Geschehens in der Pforzheimer Spielfeldhälfte abspielte.

DFB-Pokal 18/19: Fans protestieren in mehreren Stadien gegen DFB und DFL
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Fan-Aktionen als Protest gegen DFB und DFL

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Foto: dpa/Patrick Seeger

Nach rund 20 Minuten gab es bei sommerlichen Temperaturen die erste Trinkpause – und damit für Herrlich die Gelegenheit, seinen Spielern neue Instruktionen mit auf den Weg zu geben. Genutzt hat es wenig: Kurz danach zwang Stanley Rafito Özcan mit der ersten richtig guten Chance der Partie zu einer Glanzparade, nachdem Baumgartlinger nicht klären konnte (23.). Die nachfolgende Ecke brachte nichts für die Gastgeber ein.

Auf der anderen Seite wurde Sven Bender bei einer Ecke im Strafraum gehalten. Dem Schiedsrichter blieb keine andere Wahl, als nach der regelwidrigen Textilprobe auf Strafstoß zu entscheiden. Alario nutzte die Gelegenheit humorlos für einen mittigen Schuss zum 1:0 (27.) – ein erlösender Elfmeter für die Rheinländer, die sich bis dahin schwer taten.

Die rund 800 Gästefans vermüllten daraufhin als „Protestaktion“ gegen den DFB mit Papierfetzen das Spielfeld vor dem Block, die unter anderem auch von den Bayer-Profis weggeräumt wurden. Dazu gab es noch die wenig subtile Ankündigung, dass DFB und DFL noch von den Bayer-Fans hören werden. In der zweiten Halbzeit zündeten die Anhänger der Werkself zudem noch Pyrotechnik. Das dürfte ein rechtliches Nachspiel haben.

Zurück auf den Rasen: Ein Freistoß von Volland von der rechten Seite prallte an den Querbalken des Tores von Pforzheims Schlussmann Manuel Salz (37). Wenig später wurde der Angreifer rüde gefoult – Gelbe Karte für Denis Gudzevic. Deutlich folgenschwerer war aber die Aktion von Julian Baumgartlinger unmittelbar vor der Halbzeit, der sich bei einem Zweikampf im Mittelfeld das Knie unglücklich verdrehte, lange behandelt werden musste und schließlich nur auf einer Trage den Platz verlassen konnte. „Es scheint eine Innenbandverletzung am Knie zu sein. Er wird uns definitiv die nächsten Wochen fehlen“, sagte Bayer-Trainer Heiko Herrlich und kündigte eine MRT-Untersuchung an.

Sommerzugang Isaac Kiese Thelin kam so wohl deutlich früher als geplant zu seinem ersten Pflichtspieleinsatz für die nach der Verletzung des Österreichers geschockt wirkende Werkself. Gleichzeitig stellte Herrlich mit dem erzwungenen Wechsel sein Team offensiver ein – mit nun drei nominellen Stürmern auf dem Platz ging es in die zweite Halbzeit.

In der 58. Minute kamen die Pforzheimer erneut zu einem guten Abschluss. Auf Umwegen gelang eine Ecke zu Gudzevic, dessen Schuss allerdings deutlich links am Tor vorbeiging. Brandt hätte kurz darauf alles klarmachen können, doch der Nationalspieler versiebte nach einer feinen Ballannahme frei vor dem Tor eine Riesenchance (62.).

Havertz scheiterte rund zehn Minuten später mit einem wuchtigen Schuss an der Latte, ehe im direkten Gegenzug Dominik Salz nach einem schnellen Konter nur den Außenpfosten traf – bitter für die Hausherren. Doch beide Szenen wirkten wie ein Weckruf für eine spannende und bisweilen auch hitzige Schlussphase, in der ein vermeintliches Handspiel von Sven Bender im Strafraum nicht zu einem Elfmeterpfiff führte (77.), sehr zum Entsetzen der Pforzheimer Fans und Spieler.

So blieb es trotz einiger weiterer guter Gelegenheiten auf beiden Seiten beim knappsten aller Ergebnisse.

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