Bayer Leverkusen Der modifizierte Dutt

Bayer Leverkusen · Nach vielen Startschwierigkeiten haben Bayers Trainer und sein Team offenbar einen gemeinsamen Weg gefunden. Weil Dutt kein Dickkopf ist und die Spieler scheinbar aufgehört haben, Vorgänger Jupp Heynckes nachzutrauern.

 Es gibt viel zu besprechen: Gonzalo Castro und Robin Dutt im Zwiegespräch vor dem Spiel gegen Wolfsburg am vergangenen Samstag.

Es gibt viel zu besprechen: Gonzalo Castro und Robin Dutt im Zwiegespräch vor dem Spiel gegen Wolfsburg am vergangenen Samstag.

Foto: Uwe Miserius

Robin Dutt kann vom Schwebebalken absteigen. Zumindest für ein paar Tage. Den Nationalmannschaften sei Dank. Auf die richtet sich dieser Tage der Fokus, weniger auf Bayers Trainer. Auf ihm lag er fast schon zu häufig in den fast vier Monaten, die er nun in Leverkusen arbeitet. So manchen Balance-Akt hat der 46-Jährige schon vollführen müssen, beim Vorhaben, seine Vorstellungen und die von Verein und einer mündigen Mannschaft in einem gemeinsam gehbaren Weg zu formen.

"Jeder muss seinen Stil finden"

"Es gibt eine gemeinsame Weiterentwicklung", sagte Dutt gestern. Eine bei der Mannschaft, die wohl noch eine ganze Weile dem Wohlfühl-Trainer Jupp Heynckes nachtrauerte, und eine bei Dutt selbst, der es als intelligenter Mensch verstanden hat, dass seine über die Jahre erworbene, taktikverliebte Arbeitsweise gewisser "Leverkusen-spezifischer" Modifikationen bedarf, um nicht wie der zum damaligen Zeitpunkt beratungsresistente Bruno Labbadia zweieinhalb Jahre vor ihm zu scheitern.

"Die ganze Thematik um das Verhältnis zwischen mir und der Mannschaft wird total überbewertet", sagt Dutt. Eine erwartbare Aussage, aber eben auch eine, aus der die Überzeugung spricht, dass Dialog und Austausch zwischen Spielern und Trainer kein Zeichen für die Schwäche des letzteren ist, sondern einfach das Normalste der Welt. Schon vor Wochen wurde Dutt im Jahrbuch des Vereins zitiert: "

Jeder [Trainer, Anm. d. Red.] muss seine Stilmittel finden. Der eine macht es eher autoritär, der andere eher kooperativ, der dritte switcht zwischen diesen Führungsstilen. Als solchen würde ich mich einordnen."

Für einen Leichtathletik-Trainer sei es ein Einfaches, zu sagen, auch der Athlet habe einen als Trainer weiterentwickelt, sagt Dutt. Bei Fußball-Trainern bekomme das die Öffentlichkeit schnell in den falschen Hals. Wie am Samstag, als er das System auf nominell zwei Stürmer änderte und hinterher betonen musste, das sei natürlich auch ein taktisches Instrument gegen den speziellen Gegner Wolfsburg gewesen und nicht (nur) ein Wunsch der Mannschaft, dem er sich gebeugt habe. "Wenn die Mannschaft sich viel einbringt, ist es gut, wenn sie sagt ,Trainer, mach Du mal', ist es auch gut", sagt Dutt. Es gehe vor allem darum, "Kompetenzen zusammenzuführen".

"Ich wäre sehr, sehr zufrieden"

Elf Pflichtspiele hat Bayer unter Dutt absolviert, fünf davon gewonnen, fünf verloren, eins Remis gespielt. Eine Bilanz, die noch deutlich Luft nach oben lässt. Eine, die schon zwei Wendepunkte samt folgender Neustarts beinhaltet, aber trotzdem eine, die Dutt in der Atempause Länderspielwoche positiv herausstellt: "Ich wäre sehr, sehr zufrieden. Aber durch das Köln-Spiel muss ich das ,sehr, sehr' streichen, wenn ich ein Fazit ziehen soll", sagt Dutt.

(RP/rl)
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