Bayers Serie gerissen Selkes Doppelpack bringt Köln den Sieg in Leverkusen

Leverkusen · Ausgerechnet im Derby gegen den Erzrivalen 1. FC Köln muss Bayer Leverkusen die erste Niederlage seit dem 19. Februar hinnehmen. Davie Selke erzielt zwei Tore für die Domstädter, Amine Adli trifft für die Werkself.

 Kölns Davie Selke (l.) und Leverkusens Piero Hincapie kämpfen um den Ball.

Kölns Davie Selke (l.) und Leverkusens Piero Hincapie kämpfen um den Ball.

Foto: dpa/Marius Becker

Nach einer Woche des Geplänkels um die Vorverlegung des 70. Derbys zwischen Bayer Leverkusen und dem 1. FC Köln in der Bundesliga, Vorwürfen, Entschuldigungen und möglichen politischen Verstrickungen, ging es endlich um das Wesentliche: Fußball. In einem unterhaltsamen, teilweise packenden und stets intensiven Duell setzten sich die Gäste aus der Domstadt mit 2:1 (2:1) beim Nachbarn durch. Die wettbewerbsübergreifende Serie der Werkself von 14 Partien ohne Niederlage ist damit gerissen.

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Bayer 04 - 1. FC Köln: die Werkself in Noten

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Dabei lief zunächst alles nach Plan für Bayer. Die Leverkusener, von ihrem Trainer Xabi Alonso in Bestbesetzung ins Rennen geschickt, machten sich immer wieder vielversprechend Richtung Tor der Kölner auf. Nach nicht einmal zehn Minuten stand es 3:0 nach Ecken, nach 14 Minuten allerdings 0:1 nach Toren aus Sicht der Gastgeber. Der FC spielte sich über rechts auf Höhe des Strafraums relativ unbedrängt fest, ehe Florian Kainz nach einer kleinen Stafette auf engem Raum eine Flanke in den Strafraum Richtung Elfmeterpunkt schlug. Dort löste sich Davie Selke geschickt von Jonathan Tah, touchierte die optimale Hereingabe mit dem Kopf und verpasste ihr so die entscheidende Richtungsänderung ins lange Eck.

Der natürlich randvolle und nun extrem feierfreudige Gästeblock reagierte darauf mit einer pyrotechnischen Einlage, derartige Provokationen gehören wohl irgendwie zu einem rheinischen Derby, und stimmte lauthals „Kölle Alaaf!“ an.

Die Partystimmung fand allerdings ein jähes Ende, nachdem Robert Andrich tief in Bayers Hälfte den Ball eroberte. Über Jeremie Frimpong, Florian Wirtz, Amine Adli, Mitchel Bakker und Moussa Diaby, der nun plötzlich genau den Raum vor sich hatte den man ihm auf keinen Fall gewähren sollte, landete die Kugel zurück beim nachgerückten Adli, der den blitzsauberen Konter gegen die Laufrichtung von FC-Keeper Marvin Schwäbe vollendete (28.). Von Balleroberung bis Tor vergingen gerade einmal 14 Sekunden – effizienter geht es kaum.

Doch auch diese Freude währte nicht lange. Denn just als Bayer auf die Führung drängte, schockte der FC die Gastgeber erneut. Wieder kam der Ball über die rechte Seite Richtung Strafraum, diesmal war es Jan Thielmann, der ihn auf den am Elfmeterpunkt einlaufenden Selke brachte. Dessen Direktabnahme schlug unhaltbar im Netz ein (36.). Vor der Halbzeit gab es zudem noch einen Kopfball von Adli, der aber zu unplatziert war und in den Händen von Schwäbe landete (45.+1).

Die zweiten 45 Minuten begannen mit einer Spielunterbrechung, weil der Anhang aus Köln massenhaft Tennisbälle auf den Rasen warf – wohl eine Protestaktion gegen den DFB. Der neongelbe Filz war aber schnell beseitigt und es konnte weitergehen.

Jonas Hector prüfte Bayers Schlussmann Lukas Hradecky mit einem sehenswerten Volley von der Strafraumgrenze (52.), danach verflachte die Partie ein wenig, ohne an Intensität einzubüßen. Sowohl Alonso als auch sein Kölner Pendant Steffen Baumgart nahmen ein paar Wechsel vor. Der FC war mit der Führung freilich zufrieden und zog sich zurück, Bayer hatte zwar mehr vom Spiel, kam aber nicht mehr zu klaren Torchancen – abgesehen vielleicht von einem verzogenen Schuss von Diaby aus spitzem Winkel (67.).

Es entwickelte sich eine Abwehrschlacht, die der FC für sich entscheiden konnte. Spielunterbrechungen prägten zwischenzeitlich das Geschehen, ein paar Nickligkeiten und eine kleinere Rudelbildung waren auch dabei, übermäßig aggressiv wurde es aber nicht. Nun kann sich Bayer dank der Verlegung des Derbys in Ruhe, aber mit der Niederlage als mentalen Ballast, auf das Halbfinal-Hinspiel der Europa League am Donnerstag bei der AS Rom (21 Uhr) vorbereiten. Für die „Geißböcke" geht es in der Liga am Freitag gegen Hertha BSC weiter (20.30 Uhr).

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