Bayer Leverkusen Bayers Trainerduo bricht auseinander

Leverkusen · Leverkusens Cheftrainer Sascha Lewandowski bekennt nach dem 1:2 gegen die Bayern Selbstzweifel an seinem Job. Sein Aus zum Saisonende scheint damit unabwendbar. Teamchef Sami Hyypiä macht im Sommer weiter, nur: mit wem?

Bilder aus der Karriere von Sascha Lewandowski
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Foto: dpa, pse fdt

Das politische Wörterbuch zum Regierungssystem der USA definiert eine "lame duck", also eine "lahme Ente", als "handlungsunfähigen Amtsinhaber, der den Rest einer festgesetzten Amtsperiode abdient". Nun ist Sascha Lewandowski nicht US-Präsident, sondern Cheftrainer von Bayer Leverkusen, doch seit Samstag hat er sich in den Augen vieler in den Status einer lahmen Ente manövriert. Lewandowski bekannte nach dem 1:2 gegen Bayern München Selbstzweifel in seinem Job als Bundesligatrainer und nahm zwei Jahre vor Laufzeitende seines Vertrags einen Rückzug aus dem Trainerduo zum Saisonende quasi vorweg.

"Es ist ja kein Geheimnis, weil das auch in der Anfangszeit immer klar zum Ausdruck kam, dass es mich nie wahnsinnig in den Profibereich gezogen hat", sagte Lewandowski, dessen Vertrag die Option einer Rückkehr in den Jugendbereich enthält. "Bis vor zwei Wochen waren alle voll des Lobes, wie gut es funktioniert. Aber jetzt ist eine Dynamik entstanden, wo es schon legitim ist, darüber nachzudenken, ob das die sinnvollste Lösung ist."

Besagte Dynamik bezieht sich auf in der vergangenen Woche hochgekochte Zweifel an einer gemeinsamen Zukunft von Lewandowski und Teamchef Sami Hyypiä. Die hatte nicht zuletzt Lewandowski selbst angeschoben, indem er in einem Beitrag für das ZDF-Sportstudio gesagt hatte, er sehe die Konstellation des Trainerduos mittelfristig als schwierig an. Was folgte, war tagelanger medialer Gegenwind und am Spieltag die Entscheidung des Vereins, die Selbstzweifel seines Cheftrainers publik zu machen. "Im Grunde genommen wären wir froh, wenn es auch mit Sascha weiterginge. Er selbst zögert ein bisschen. Sascha war lange Jugendtrainer, das ist sein Fach", sagte Sportdirektor Rudi Völler. Die freimütige Preisgabe dieser Interna legt zwei Vermutungen nahe: Entweder hat manche Form der jüngsten Kritik Lewandowski nachhaltig zermürbt, oder aber diese externe Kritik rief plötzlich auch im Umfeld der Mannschaft ablehnende Stimmen auf den Plan.

Was in jedem Fall bleibt, ist ein auf Dauer angelegter Nebenkriegsschauplatz, der in den verleibenden acht Spielen für Bayers Kampf um Platz drei kaum förderlich ist, weil er Unruhe schafft (Völler: "Für uns ist wichtig, dass wir Ruhe reinbekommen") und für die Spieler wenn schon keine Belastung (Völler: "Dafür war ich lange genug Spieler, um zu wissen, dass so eine Geschichte die Spieler nicht belastet") zumindest das Potenzial zum Alibi in sich trägt. Die Profis wissen zumindest, dass ihnen Hyypiä erhalten bleibt. "Er wird hier auf jeden Fall Trainer sein im nächsten Jahr", sagte Völler. Doch Hyypiä wird im Sommer noch immer ohne Fußballlehrerschein dastehen, braucht also weiterhin einen lizenzierten Partner.

Den könnte Bayern Münchens — wie Hyypiä medienscheuer — Co-Trainer Peter Hermann (60) abgeben, und er will und soll auch in seine Heimat zurückkehren, allerdings wohl in anderer Funktion. "Mit Rudi Völler habe ich schon an Weihnachten über eine Möglichkeit im Scouting-Bereich gesprochen, weil ich gerne zurück will, aber definitiv nur Scouting", sagte Hermann. Bleibt also die Frage, welchen Typ Trainer die Aussicht lockt, unter Völler und dem nicht minder beliebten Teamchef Hyypiä zu arbeiten.

Erste Spekulationen schlossen sogar Jupp Heynckes mit ein. Auch weil der Bayern-Trainer seine Zukunft einmal mehr offen ließ. Allerdings spricht das gegen Ende seiner zweijährigen Leverkusener Zeit arg strapazierte Verhältnis zu Klub-Boss Wolfgang Holzhäuser gegen eine Rückkehr des 67-Jährigen.

(RP/can)
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