Linke Außenbahn Bayers Suche nach Verlässlichkeit

Leverkusen · Seit dem Wechsel von Wendell fahndet der Werksklub nach einer neuen Stammkraft für die linke Außenbahn. Mitchel Bakker ist den Beweis, dass er das sein kann, bislang schuldig geblieben – trotz einer zuletzt stark verbesserten Form.

Leverkusens Niederländer Mitchel Bakker läuft samt Ball an seinem am Boden liegenden Landsmann Matthijs de Ligt vom FC Bayern München vorbei.

Leverkusens Niederländer Mitchel Bakker läuft samt Ball an seinem am Boden liegenden Landsmann Matthijs de Ligt vom FC Bayern München vorbei.

Foto: AP/Martin Meissner

Die Leistungen von Mitchel Bakker sind auf eine gewisse Art auch ein Spiegelbild der Werkself in der Saison 2022/23. Nach einem desaströsen Start in die Spielzeit, als der junge Niederländer bisweilen seine Erstligatauglichkeit vermissen ließ, hat sich der 22-Jährige inzwischen gefangen – und richtig gute Partien gezeigt. Seit der Ankunft von Xabi Alonso als Trainer von Bayer 04 geht es auch für den linken Außenbahnspieler persönlich bergauf. Etwaige Rückschläge sind dabei freilich einkalkuliert.

Schon im Hinspiel gegen den FC Schalke, dem nächsten Leverkusener Gegner am Samstag (15.30 Uhr in Gelsenkirchen), setzte Alonso von Beginn an auf Bakker. Seither kam der in Amsterdam ausgebildete Profi in 14 von 17 möglichen Ligaspielen zum Einsatz und wurde dabei zehn Mal für die Startformation nominiert. In diesen Spielen gelangen ihm drei Tore und zwei Vorlagen – ohne Zweifel solide Statistiken.

Wer die Begegnungen der Werkself jedoch intensiv verfolgt, wird sich bereits des Öfteren dabei erwischt haben, bei Aktionen des 1,85-Meter-Manns verständnislos mit dem Kopf geschüttelt zu haben. Denn nicht selten bricht Bakker vielversprechende Angriffe aus unerklärlichen Gründen ab, spielt einen Rückpass und verschleppt somit das Tempo. Auch seine Flanken und Entscheidungsfindungen im letzten Drittel sind häufig mindestens ebenso fragwürdig wie sein Zweikampfverhalten.

Allerdings bringt der in Nordholland geborene Fußballer freilich auch Qualitäten mit, die gefragt sind. Bakker ist mit einem starken Antritt sowie einer Grundschnelligkeit ausgestattet, die es ihm erlauben, eigene oder auch Fehler von Mitspielern auszubügeln, selbst wenn der Gegenspieler bereits ein paar Meter Vorsprung hat. Neben seiner Athletik sowie körperlichen Präsenz gehört auch die Lauffreudigkeit zu seinen größten Pluspunkten.

Unverkennbar ist mit Blick auf Bakker aber vor allem eines: sein schier unerschütterliches Selbstbewusstsein. Trotz seines jungen Alters hat er sich bereits bei Paris St. Germain – damals noch vom jetzigen Bayern-Trainer Thomas Tuchel betreut – in einem von Stars gespickten Ensemble gegen erfahrene und namhafte Konkurrenz durchgesetzt und viel Einsatzzeit bekommen. Ein Beleg für dieses mitunter irrationale Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten war zuletzt Bakkers Tor zum zwischenzeitlich Ausgleich in Bremen, als er den Ball per Direktschuss mit Wucht in den Winkel jagte.

Problematisch ist indes die Disziplin des niederländischen U21-Kapitäns. Nachdem er zu spät zum Abschlusstraining vor dem Hertha-Spiel erschien – es war nicht seine erste Unpünktlichkeit –, strich ihn Alonso kurzerhand aus dem Kader. In der darauffolgenden Europa-League-Partie gegen Budapest durfte Bakker zwar zurück zur Mannschaft, schmorte aber 90 Minuten auf der Bank. Dann folgte in Bremen eines seiner besten Spiele seit seinem Wechsel im Sommer 2021 ins Rheinland.

Wie es mit Bakker in Leverkusen weitergeht, ist angesichts der erstaunlich rasanten Wechsel zwischen Kreis- und Weltklasseaktionen dennoch fraglich. Nicht umsonst hat sich der Werksklub in den zurückliegenden Transferperioden bereits bei anderen Vereinen nach Alternativen umgeschaut. Sowohl Robin Gosens (Inter Mailand) als auch Borna Sosa (VfB Stuttgart) wurden als potenzielle Nachfolger gehandelt.

Bakkers Vertrag in Leverkusen läuft noch bis 2025.

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