Bayer Leverkusen Bayers Bollwerk fußt auf Spahic und Toprak

Leverkusen · In Gladbach zeigen die beiden Innenverteidiger eine im Verbund fast perfekte Partie. Philipp Wollscheid gerät zunehmend ins Hintertreffen.

Bayer 04 ist dieser Tage auf Kurs. Auf Kurs erneuter Champions-League-Teilnahme. Auf Kurs DFB-Pokal-Halbfinale. Und auch auf "Leno-Kurs". Der Torhüter hatte im Sommer-Trainingslager die ehrgeizige Maßgabe formuliert: "Pro Spiel ein Gegentor — das wäre eine gute Quote!" Nach dem 1:0 in Gladbach, dem zehnten Zu-Null-Spiel in dieser Saison, weist Leverkusen am 20. Spieltag 20 Gegentore auf. Man stellt nach Bayern die beste Defensive der Liga. Wie es aussieht, wenn diese nahezu perfekt harmoniert, war am Freitagabend zu sehen. Vor allem das Innenverteidiger-Duo Emir Spahic und Ömer Toprak beeindruckte durch ihre Leistung.

"Wir haben den Gladbachern nicht so viel Platz gelassen, dass ihre Offensivkräfte zur Entfaltung kommen konnten", sagt ein bescheidener Toprak rückblickend. Er — über die gesamten 90 Minuten — und Nebenmann Spahic — nach wackeliger Anfangsphase — bestachen am Freitag in ihren Duellen mit Übersicht, Cleverness, Zweikampfstärke und einem eisernen Ablehnen von Nervosität in Drucksituationen. Toprak ist gerade im Kopfballspiel kaum zu bezwingen, Spahic lebt zuvorderst von seinem Stellungsspiel. Beide ergänzen sich gut.

"Wir wissen, was wir an Emir haben. Das hat er heute wieder gezeigt", sagt Toprak. Angesichts seiner sportlicher Entwicklung in den vergangenen Monaten wächst die Zahl derer, die meinen, Toprak würde wohl mit Deutschland zur WM fliegen, hätte er sich nicht so frühzeitig entschieden, für die Türkei zu spielen. Derweil sagt Spahic, das 400 000-Euro-Schnäppchen, — wie immer — nichts. Er pflegt das Image des mysteriösen Balkan-Kickers durch die konsequente Weigerung, mit Journalisten zu sprechen (das gilt übrigens auch für vereinseigene Medien). Er ist das unumstrittene Oberhaupt der bosnischen Nationalmannschaft, Nationalheld in der Heimat. Im Verein steckt er seine Nebenleute mit seiner knochentrockenen Art an. Als er zuletzt drei Spiele gesperrt fehlte, verlor die Werkself dreimal.

Zwar bestehen die Verantwortlichen nach wie vor auf die Feststellung, man schätze sich glücklich, über drei gleichwertige Innenverteidiger zu verfügen, doch Fakt ist: Philipp Wollscheid, der dritte im Bunde, verliert immer mehr an Boden. So war es zwar amüsant, dass "Wolle" in Gladbach als Bankspieler die Gelbe Karte sah, weil er einen zweiten Ball ins Geschehen warf und so einen Angriff der Hausherren verhinderte, aber die Aktion wirkte auch irgendwie sinnbildlich dafür, dass der Fünf-Millionen-Mann häufig nur am Rand Akzente setzen kann. Die nackten Zahlen belegen, dass Trainer Sami Hyypiä im Zweifelsfall auf Toprak/Spahic setzt. In 16 der 29 bisherigen Pflichtspielen bildete dieses Duo die Innenverteidigung. Toprak/Wollscheid liefen achtmal gemeinsam auf, Wollscheid/Spahic nur viermal. Hinzukommt: Spahic/Toprak waren in allen "großen" Spielen erste Wahl: in fünf von sechs Europapokalspielen, gegen Gladbach, Schalke, die Bayern, Dortmund. Wollscheid dagegen spülten eher bewusste Rotation (Mainz, Bielefeld, Braunschweig, San Sebastián) oder Spahics Rot-Sperre in die Startelf. Am Mittwoch, gegen Kaiserslautern, könnte Wollscheids Stunde wieder mal schlagen. Danach, gegen Schalke und Paris, indes wohl eher nicht.

(RP)
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