Bayer Leverkusen Bayer verpasst perfekte Woche

Berlin · Beim turbulenten 3:3 in Berlin vergibt Leverkusen den möglichen dritten Sieg binnen neun Tagen. Drei Treffer von Eren Derdiyok reichen nicht, weil die Werkself in der Defensive patzt. "Das passiert", sagt Trainer Robin Dutt.

Bundesliga 11/12: Hertha - Leverkusen
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Robin Dutt hat sich in den ersten Monaten als Leverkusener Trainer in mancher Hinsicht auf die speziellen Eigenheiten und Eitelkeiten im Werksclub einstellen müssen. Aber davon, ein Glas in jedem Fall als halbvoll und nicht als halbleer zu betrachten, hat ihn noch niemand abbringen können. So sprach Dutt seinen Bayer-Profis nach dem turbulenten 3:3 (1:2) bei Hertha BSC auch lieber ein "Riesenkompliment" dafür aus, "dass wir am Ende einer Englischen Woche ein Spiel in dieser Art und Weise noch drehen", als seinen Akteuren den Vorwurf zu machen, den Sieg letztlich verschenkt zu haben.

Leverkusen war angetreten im nasskalten Olympiastadion, um einer Woche das Ettikett "perfekt" anzuheften. Doch nach dem Sieg gegen Kaiserslautern und dem Achtelfinaleinzug über Chelsea in der Champions League schien sich die Werkself ihre Regenerationsphase nur ungern durch den Anpfiff um 15.30 Uhr unterbrechen zu lassen. Selbst der erste Weckruf in Form eines von Bernd Leno gehaltenen Handelfmeters (5. Minute) verhallte wirkungslos. Als Bayer 04 sich endlich besann, erfolgversprechend an der Partie teilnehmen zu wollen, waren 20 Minuten vorbei, es stand 0:2, und in Dutts Armen breitete sich Muskelkater aus ob der im Minutentakt vollführten Geste ungläubiger Ratlosigkeit. "Das ist zu billig, wie wir die Tore kassieren", kritisierte Nationalspieler André Schürrle. "Diese Dinge passieren", sagte Dutt milde und verwies auf den Lernprozess, den seine jungen Spieler in dieser Hinrunde beim Umschalten von Europapokal auf Ligaalltag durchleben. "Es ist für die Spieler nicht ganz einfach", sagte er im Wissen darum, dass auf fünf Champions-League-Auftritte bis dato nur ein Sieg in der Bundesliga folgte.

Dass bei den Leverkusener Protagonisten nach dem Spiel die Enttäuschung über einen verschenkten Sieg dominierte, gehört zu den Geschichten eines verrückten Nachmittags. Eines Nachmittags, der Eren Derdiyok gehörte. Dem Schweizer Stürmer, der nach seinem Treffer gegen Chelsea nun in Berlin dreimal traf und sein Team so zehn Minuten vor Schluss 3:2 in Front geschossen hatte. "Danach musst du das als Spitzenmannschaft nach Hause schaukeln", sagte Abwehrspieler Manuel Friedrich. Doch den Beweis einer Spitzenmannschaft blieb Bayer schuldig, als man die Herthaner quasi zum Ausgleich einlud. "Wir machen die ganze Zeit schon einfache, dumme Fehler. Wir spielen 3:3, obwohl wir dranbleiben müssen", klagte Schürrle. Derdiyok hatte der späte Gegentreffer derweil völlig die Sprache sowie die Laune am persönlichen Gala-Tag verhagelt.

"Die 20 Minuten am Anfang und eine Unkonzentriertheit am Ende haben uns eine perfekte Woche versaut", sagte Dutt. Auf die Einordnung "gute Woche" einigte er sich schließlich in der Diktion mit Sportdirektor Rudi Völler. Leverkusen ist seit vier Ligaspielen ungeschlagen, das Team hat sich im offensiven Vortrag verbessert und sich in der Fähigkeit, Rückstände aufzuholen, gar "ein Markenzeichen" (Dutt) zugelegt. Aber Bayer steht eben auch unter Druck, Punkte auf die Spitze aufholen zu müssen. "Deswegen muss unser Ziel sein, die restlichen Spiele bis Weihnachten zu gewinnen", sagt Dutt.

(RP/can)
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