Brisante Schlussphase Bayers später Leichtsinn bleibt folgenlos
Leverkusen · In der Schlussphase verspielt die Werkself beinahe einen sicher geglaubten Erfolg in Mönchengladbach. Trainer Xabi Alonso ordnet die Erlebnisse im Borussia-Park als wertvolle Erweiterung des Erfahrungsschatzes für sein Team ein.
Die Erleichterung bei den Spielern und Verantwortlichen von Bayer 04 war greifbar. Mit 3:2 (2:0) hatte sich die Werkself bei Borussia Mönchengladbach durchgesetzt – und damit für einen gelungen Start ins Pflichtspieljahr gesorgt. Starke Konter über die schnellen Offensivkräfte sowie eine über weite Strecken stabile Defensive waren der Schlüssel zum Erfolg der Rheinländer im Borussia-Park. Ein Profi jedoch wollte nicht ganz in die allgemeine Heiterkeit unterm Bayer-Kreuz einsteigen: Lukas Hradecky.
Dem Schlussmann der Leverkusener waren die letzten 20 Minuten der Partie ein Dorn im Auge. Hatte die Werkself zuvor clever verteidigt und durch Mitchel Bakker (20.), Amine Adli (43.) und Nadiem Amiri (67.) für eine vermeintlich sichere 3:0-Führung gesorgt, kam die Borussia dem Ausgleich in der Nachspielzeit doch noch einmal gefährlich nahe. „Bis zur 70. Minute war es richtig, richtig gut. Danach waren wir unkonzentriert, haben Bälle verloren und Gladbach super Tore erzielt“, legte der 33-Jährige den Finger in die Wunde.
Ein Doppelpack des eingewechselten Gladbacher Spielführers Lars Stindl (82./90.+3) brachte die Leverkusener Hintermannschaft noch einmal unnötigerweise in Bedrängnis. „Vielleicht haben wir durch die Wechsel etwas den Rhythmus verloren“, gab der Finne zu bedenken. Wohl auch aus dem Gefühl eines scheinbar komfortablen Drei-Tore-Vorsprungs heraus hatte Bayers Coach Xabi Alonso eine Viertelstunde vor dem Ende der regulären Spielzeit gleich drei Profis ausgetauscht. Callum Hudson-Odoi kam für den starken Adli, Jonathan Tah für Odilon Kossounou und Rückkehrer Florian Wirtz für Moussa Diaby. „Und natürlich hat auch die Müdigkeit eine Rolle gespielt“, ergänzte Hradecky.
Auch Alonso gab zum, in der hektischen und sechs Minuten andauernden Nachspielzeit noch einmal Angst bekommen zu haben, den Ausgleich zu kassieren. „Aber für uns war das auch eine wichtige Lektion“, sagte der Spanier, „dass wenn wir nicht mit genügend Intensität und nicht kompakt genug agieren, jedes Bundesliga-Team Tore gegen uns erzielen kann.“ Und: „Wenn man 3:0 führt, denkt man manchmal, es sei vorbei. . .“
Borussia - Bayer 04: die Werkself nach Noten
Für Simon Rolfes war das Glas nach dem geglückten Auftakt dennoch eher halbvoll. „Wir haben verdient mit 3:0 geführt. Am Ende haben wir die Bälle dann nicht mehr so gut gehalten, so dass noch einmal Hektik aufkam“, sagte Bayers Sportgeschäftsführer, der am Samstag seinen 42. Geburtstag gefeiert hatte. „Insgesamt standen wir aber stabil und hatten viele gute Szenen nach vorne: Wir hätten auch durchaus mehr als drei Tore erzielen können.“ In der kritischen Schlussphase habe man die kurz zuvor eroberten Bälle zu schnell hergeschenkt. Der positive Eindruck überwog aber beim Ehrenspielführer des Werksklubs, wobei auch er anmerkte: „Das war ein Schritt nach vorne – aber nur einer.“
Nach dem Erfolg in Gladbach steht Bayer 04 zum ersten Mal in dieser Saison auf einem einstelligen Tabellenplatz. Der Abstand auf den neuen Zweiten aus Frankfurt beträgt neun Punkte, sechs Zähler hinter Leverkusen belegt Stuttgart den Abstiegsrelegationsrang. Sollte die Werkself in der mit dem Sieg in Gladbach gestarteten Englischen Woche, die noch Heimspiele gegen Bochum (Mittwoch, 20.30 Uhr) und Dortmund (Sonntag, 17.30 Uhr) bereithält, wie zuletzt punkten, darf der Blick aber getrost nach oben gerichtet und das Thema Abstiegskampf – zumindest bis auf Weiteres – abgehakt werden.
