Kopf hoch, Brust raus Bayers Coach Seoane legt viel Wert auf Körpersprache

Leverkusen · Gerardo Seoane stellt klar, was er von seinen Spielern nicht mehr sehen will: Hadern und hängende Schultern. „Das hat keinen guten Einfluss auf die Leistung“, betont der Trainer der Werkself.

Leverkusens Coach Gerardo Seoane lebt auch an der Seitenlinie vor, was er von seinen Spielern auf dem Platz sehen will: Haltung.

Leverkusens Coach Gerardo Seoane lebt auch an der Seitenlinie vor, was er von seinen Spielern auf dem Platz sehen will: Haltung.

Foto: dpa/David Inderlied

Die Werkself hat in dieser Saison viele Gesichter gezeigt. Die Mannschaft von Trainer Gerardo Seoane kann mit Offensivfußball begeistern, bisweilen ist sie gar zu spektakulärer Fußballästhetik fähig. Aber sie kann Spiele auch sachlich und schnörkellos gewinnen, wenn es sein muss, angetrieben von Willen und Disziplin. Und dann sind da noch die Partien, in denen das Team in sich zusammenfällt wie ein misslungenes Soufflé, wenn der Widerstand des Gegners zu groß ist oder zu viel auf dem Rasen schief läuft.

Letzteres ist Seoane freilich ein Dorn im Auge. In seiner ganzen Drastik war es beim 1:5 gegen den FC Bayern oder dem 2:5 bei Eintracht Frankfurt zu sehen, mit Abstrichen auch in anderen Spielen, in denen eine sicher geglaubte Führung in den Schlussminuten doch noch verspielt wurde. Der Trainer hat daher das Thema Körpersprache auf die Agenda gesetzt. „Das ist eine Sache, der wir uns mit der ganzen Mannschaft angenommen haben, um uns weiterzuentwickeln“, sagt Seoane.

Der Spielverlauf gegen München habe Einfluss auf die Körpersprache der Profis gehabt, der in Frankfurt ihre taktische Disziplin weitgehend erodiert. „Wenn der ein oder andere gehadert hat, mit sich selbst, dem Schiedsrichter oder seinen Mitspielern, haben wir das nicht im einzelnen angesprochen, sondern versucht, die gesamte Mannschaft dafür zu sensibilisieren.“

Dabei geht es dem Coach darum, auch bei Spielen, in denen es nicht wie erhofft läuft, neue Energie zu entfachen. Es gilt: Wer die Schultern hängen lässt, abwinkt oder lamentiert, trägt nichts dazu bei, den Verlauf einer Partie zum Positiven zu wenden. „Das hat alles andere als einen guten Einfluss auf die Leistung. Dann ist es kaum noch möglich, eine Reaktion zu zeigen. Das ist ein wichtiges Thema bei uns.“

Die Mannschaft hat offenbar verstanden, worauf der Trainer hinauswill. Denn die Siege zuletzt in Mönchengladbach (2:1) und gegen Augsburg (5:1) waren nicht nur fußballerisch verdient, sondern auch von einer gewissen Überzeugung getragen. Am Niederrhein brachte die Werkself einen knappen Vorsprung über die Zeit, in dem sie sich in jeden Ball warf und keinen Zweikampf scheute, gegen die bayrischen Schwaben trug auch der eigene Glaube an die offensive Qualität des Teams zum Kantersieg bei.

„Wir haben die Grundeinstellung des Teams und die Werte, die wir haben, noch einmal für die Rückrunde betont“, erklärt Seoane. „Das hat in den vergangenen Spielen eine gute Dynamik angenommen, aber die wahre Prüfung ist immer dann, wenn es weniger gut läuft, der Gegner besser ist oder wir einen schlechten Tag haben.“ Der 43-Jährige hofft jedenfalls, dass seine Spieler aus den teils bitteren Erfahrungen gelernt haben.

Solidarität ist einer der Werte, die für den Coach extrem wichtig sind. „Das kann auch heißen, dass man einem mal ein bisschen Druck macht oder Klartext redet. Es kann aber auch heißen, dass man Verständnis zeigt, aufmuntert und motiviert“, erklärt Seoane. „Ich glaube, dass die Mannschaft das macht und wir viele gute Typen haben, die Verantwortung übernehmen.“ Das gelte auch für die jungen Spieler. „Sie coachen sich untereinander und sind bereit, sich gegenseitig zu pushen. Das ist sehr positiv.“

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