Bayer Leverkusen Viele Gedächtnislücken im Teldafax-Millionen-Streit

Leverkusen · Es geht um viel Geld. Rund 17,5 Millionen Euro will der Teldafax-Insolvenzverwalter beim Fußball-Bundesligisten Bayer 04 eintreiben.

 2007 war die Fußballwelt noch in Ordnung: Ex-Bayer-04-Geschäftsführer Holzhäuser bei der Präsentation eines Teldafax-Trikots.

2007 war die Fußballwelt noch in Ordnung: Ex-Bayer-04-Geschäftsführer Holzhäuser bei der Präsentation eines Teldafax-Trikots.

Foto: KSMedianet

Der Grund: Bayer 04 habe - seiner Meinung nach - weiterhin Sponsorengelder für die Trikotwerbung von dem Telekommunikationsanbieter erhalten, obwohl der im Grunde schon 2009 pleite war, aber tatsächlich erst im Juni 2011 Insolvenz angemeldet hat. Die juristische Kardinalfrage: Hat Bayers Fußballabteilung wissen können, dass sie Gelder von einem wohl schon bankrotten Unternehmen bekommen hat? Wenn ja, müsste das zurückgezahlt und zur Insolvenzmasse geschlagen werden.

Bei der Klärung dieser Frage musste das Kölner Landgericht gestern in einer wahren Mammutsitzung dicke Bretter bohren. Fünf Zeugen wurden ausführlich befragt, allen voran Bayers früherer Fußball-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, der sich als Ruheständler, entsprechend erschienen in legerer Freizeitkleidung, vorstellte. Dem Gericht ging es vor allem um den Ablauf eines Gesprächs zwischen Teldafax-Vertretern und einem dreiköpfigen Bayer-Team in Holzhäusers Büro im Leverkusener Stadion am 17. September 2009.

Waren die Schilderungen über den Verlauf des Gesprächs schon sehr unterschiedlich, so waren sich die Protagonisten nicht einmal einig, wer an dem Treffen vor knapp fünf Jahren überhaupt teilgenommen hat. War Teldafax-Vorstandschef Klaus Bath zugegen? "Ja", bestätigte Holzhäuser und zog sein legendäres Notizbuch als Beleg aus der Tasche. "Nein", meinte der frühere Finanzvorstand von Teldafax, der zugleich ausführlich erklärte, warum Holzhäusers Delegation spätestens nach diesem Treffen klar gewesen sein musste, dass der Sponsor seinen Verpflichtungen nicht weiter nachkommen konnte.

Zuvor schon war Teldafax mit einer Zahlung von 3,8 Millionen Euro im Rückstand geblieben. Das ist zumindest schon mal Fakt in diesem Wirrwarr der unterschiedlichsten Erinnerungen. Die häufigste Aussage - und zwar von allen Befragten - dürfte gewesen sein: "Das weiß ich nicht mehr." Die ausgebliebene Zahlung wurde von Holzhäuser lapidar mit "in der Bundesliga durchaus üblich" beschrieben. Zuvor habe Teldafax ja immer pünktlich bezahlt. Bei dem Gespräch sei es lediglich darum gegangen, das wusste er noch, dass der damalige Trikotsponsor wegen eines möglich neuen Investors sein Engagement überdenken müsse.

Ganz anders die Schilderung des früheren Finanzchefs von Teldafax. Er habe die brenzlige finanzielle Lage eindeutig dargelegt; er habe klar gemacht, dass Teldafax künftig nicht mehr zahlen könne und auch die Altschulden von damals aktuell 3,8 Millionen Euro nicht bedienen könne. Wenige Tage später wurde er entlassen.

Teldafax nahm die Zahlungen wieder auf und meldete 2011 tatsächlich Konkurs an. Drei ehemalige Geschäftsführer müssen sich wegen Konkursverschleppung strafrechtlich verantworten. Das erklärt, warum Ex-Vorstand Bath nicht einfach persönlich gefragt werden konnte, ob er am 17. September 2009 bei Holzhäuser zu Besuch war.

Ein Termin für einen Urteilsspruch des Gerichts ist noch nicht absehbar.

(sg-)
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