Bayers Torjäger Boniface entwickelt sich zu einer Attraktion der Bundesliga
Leverkusen · Bayer Leverkusens Stürmer begeistert mit seiner spektakulären Spielweise und seinem unbändigen Hunger auf Tore nicht nur Fans der Werkself. Der größte Kritiker des 22-Jährigen ist er selbst.
Wenn Victor Boniface den Ball hat, sind Fußballästheten verzückt. Der Nigerianer besticht vordergründig durch seine physische Präsenz. Kantig wirkt der Angreifer, manche würden vielleicht bullig sagen. Robert Andrich verwendete vergangene Saison die Beschreibung „schöner Tanker“. Damals war der Nigerianer noch Gegenspieler bei der Royale Union Saint-Gilloise. Seit diesem Sommer ist er Teamkollege und entwickelt sich zu einer Attraktion der Bundesliga. Denn der 22-Jährige ist viel mehr als ein körperlich vielen Verteidigern überlegener Stürmer: Er ist ein Garant für Spektakel.
Sechs Tore und zwei Vorlagen stehen nach fünf Ligaspielen in seiner Bilanz. Das ist für sich genommen schon eine beeindruckende Statistik, aber längst nicht der einzige Qualitätsnachweis des Angreifers. Er ist auch technisch versiert, hat eine gute Übersicht, setzt seine Teamkollegen in Szene, wagt auch mal ein Kabinettstückchen oder Schussversuche von der Mittellinie. Er ist immer in der Lage, für ein anerkennendes Raunen im Stadion zu sorgen – und zwar bei Fans beider Mannschaften.
Insgesamt 38 Mal feuerte Boniface bereits den Ball auf das Gegnerische Tor. Das ist nach fünf Spieltagen noch keinem Spieler der Bundesliga gelungen. Bochums Uwe Wegmann war bislang Inhaber der Bestmarke für ausgewiesene Statistik-Nerds. 1994/95 verbuchte er im gleichen Zeitraum 35 Abschlüsse, allerdings ohne dabei ein Tor zu erzielen.
„Ich möchte mir nicht dazu gratulieren“, sagte Boniface nach dem 4:1 gegen Heidenheim, bei dem er einen Doppelpack schnürte. „Wenn man als Stürmer 38 Mal aufs Tor schießt, sollte man daraus mindestens 25 Tore machen.“ Auch wenn der Rest der Fußballwelt aktuell von ihm schwärmt, bleibt er bescheiden bis selbstkritisch. Auch das ist eine Qualität. Erwartet habe er seinen Traum-Einstand in der Bundesliga freilich nicht, dazu sehe er sich nicht im Mittelpunkt des aktuellen Leverkusener Hochs: „Ich habe gute Teamkollegen, die für mich Chancen kreieren“, betonte er.
Im Sommer bezahlte Bayer kolportierte 20 Millionen Euro Ablöse für die Dienste des Torjägers. Macht er so weiter, dürfte er schon bald zu einem der begehrtesten Profis der Liga werden. Jeder weitere Treffer wird ihn ins Blickfeld der Top-Klubs rücken. Spieler mit seiner Kombination aus Qualitäten sind äußerst rar gesät. Sportgeschäftsführer Simon Rolfes ist freilich zufrieden mit der Entwicklung. Boniface mache die Bälle gut fest, habe sich hervorragend integriert und arbeite immer für die Mannschaft. „Das macht er hervorragend“, schwärmte der der 41-Jährige.
Fanliebling in Leverkusen ist Boniface längst – spätestens seit er sich lange vor seinem Wechsel bei Instagram bereits im Bayer-Trikot zeigte. Inzwischen dürfte er aber auch einige (objektive) Anhänger anderer Mannschaften begeistert haben.



