Bayer Leverkusen Schmidt muss auf die Tribüne: "Ich dachte, das darf man"

Bremen · Rudi Völler versuchte ein kleines Lächeln. Bayer Leverkusens Sportdirektor ist professionell genug, um zu wissen, wie er öffentliche Kritik zu dosieren hat. Völler fasste sich entsprechend kurz. "Enttäuschend" nannte er die 1:2 (1:2)-Niederlage bei Werder Bremen. "Zu kompliziert" das, was die Werkself insbesondere in der ersten Hälfte auf dem Platz bot. Und "zu wenig" auf die Frage nach der Bilanz der englischen Woche, die für den Champions-League-Achtelfinalisten aus Leverkusen mit einem Sieg und einem Unentschieden alles andere als zufriedenstellend verlief.

Bayer 04 Leverkusen: Roger Schmidt muss auf die Tribüne
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Roger Schmidt muss auf die Tribüne

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Als Tabellendritter war Bayer 04 in die Rückrunde gestartet. Auf Rang sechs liegt das Team nach drei Spielen und muss aufpassen, im Rennen um die Champions-League-Plätze an Boden zu verlieren. Zum wiederholten Mal hat es die Werkself nicht geschafft, eine Partie mit spielerischen Mitteln für sich zu entscheiden. Negativer Höhepunkt einer vor allem in der ersten Halbzeit erschreckend schwachen Partie war die Hinausstellung von Trainer Roger Schmidt, der sich die letzten 25 Minuten im Weserstadion von der Tribüne aus ansehen musste. Schmidt soll "unflätig" vor sich hingeschimpft, wie es hieß — und wurde von Schiedsrichter Peter Sippel auf die Tribüne geschickt. "Ich habe vor mich hingeflucht. Ich dachte, das darf man", sagte Schmidt.

Seine Enttäuschung über die erste Niederlage seit fünf Spielen konnte er nicht verbergen. Insbesondere die erste Hälfte war eine der wohl schlechtesten in der gesamten Saison und Spiegelbild dessen, was Bayer 04 bereits in den beiden ersten Rückrundenspielen gegen Dortmund und in Berlin über weite Strecken bot. Erschreckend schwach im Spielaufbau, schaffte es die Werkself gegen motivierte Bremer erneut nicht, gefährliche Chancen herauszuspielen.

Umschaltspiel, Angriffsaufbau und Pressing — nichts von dem, was Roger Schmidt von seinem Team einfordert, funktionierte gegen flinke und spielfreudige Bremer, die unter Viktor Skripnik wie verwandelt scheinen. Werder demonstrierte, warum es nun beste Rückrundenmannschaft ist. Bayer 04 bekam wie schon gegen Dortmund und in Berlin keinen echten Zugriff im Spiel nach vorne. Wenn überhaupt etwas in der Offensive ging, dann über Karim Bellarabi, der Bremens Schwachstelle in der Abwehr, Janek Sternberg, erkannte und gefährliche Vorstöße über die rechte Seite wagte. Weiter als bis zum Strafraum kam er allerdings selten. "Wieder fehlte uns die Durchschlagskraft", konstatierte Julian Brandt. "Das verfolgt uns."

Die Bremer wiederum taten das, was die Leverkusener ihnen durch ihre Fehler anboten: Sie konterten. Das 1:0 durch Davie Selke war die logische Konsequenz aus jeder Menge Leverkusener Unzulänglichkeiten. Über Clemens Fritz startete Bremen einen Konter über vier Stationen. Der überragende Finn Bartels schlug mit dem Außenrist die Flanke auf Selke, der unhaltbar zur Führung traf. Das 2:0 fiel unglücklich. Denn das vermeintliche Handspiel von Toprak, dem das Freistoßtor von Zlatko Junuzovic folgte, war keines.

Hakan Calhanoglu machte mit seinem Kopfballtor kurz vor der Pause noch mal Hoffnung auf einen Punktgewinn. Zwischen der 45. und 75. Minute drückte die Werkself auf den Ausgleich und hatte gegen einen körperlich nachlassenden Gegner reihenweise gute Chancen auf ein zweites Tor. Das Happyend blieb aber jedes Mal aus. Warum? Weil Bayer 04 zu kompliziert spielte, wie es Völler sagte.

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