Bayer verliert Pokalfinale „Das müssen wir erstmal verkraften“

Berlin · Bayer Leverkusen hat das Pokalfinale in der ersten Halbzeit verloren. Das hat vor allem zwei Gründe: die gnadenlose Effektivität der Bayern und grobe Patzer der Werkself. Trainer Peter Bosz hat ebenfalls seinen Anteil an der Niederlage.

 Leverkusens Trainer Peter Bosz geht mit unzufriedener Mimik am Spielfeldrand entlang.

Leverkusens Trainer Peter Bosz geht mit unzufriedener Mimik am Spielfeldrand entlang.

Foto: dpa/Ronald Wittek

Als ein lauter Knall ertönte und sich der goldene Konfettiregen über das Siegerpodest voller jubelnder Bayern ergoss, standen oder saßen die Spieler der Werkself mit hängenden Köpfen auf dem Rasen des leeren Olympiastadions. Vor dem Anpfiff des 77. DFB-Pokalfinales hatten sie sich selbstbewusst geäußert, den Titel als klares Ziel ausgegeben. Der Rekordmeister aus München gewann 4:2 und konnte den 20. Pokalsieg sowie das 13. Double der Vereinsgeschichte feiern. Für Leverkusen war es hingegen die dritte Niederlage im vierten Pokalendspiel der Klubhistorie.

Die Gründe für die 2:4 (0:2)-Niederlage lassen sich in einer nicht nur im Fußball allzu bekannten Kategorie subsumieren: individuelle Fehler. Den ersten mit spielstandsverändernder Wirkung beging Edmond Tapsoba, indem er Robert Lewandowski unnötig vor dem eigenen Strafraum foulte. David Alaba nutzte die Gelegenheit und zirkelte den Ball aus etwa 17 Metern ins rechte obere Eck (16.). Der zweite grobe Patzer war der Ballverlust von Julian Baumgartlinger, der über Joshua Kimmich den Weg zu Serge Gnabry fand, der ins lange Eck vollstreckte (24). Es war so etwas wie eine Vorentscheidung.

„Wir haben in der ersten Halbzeit mit drei sehr schnellen Spielern vorne gespielt. Möglichkeiten waren da, aber der letzte Pass hat jedes Mal nicht geklappt“, resümierte Peter Bosz die ersten 45 Minuten, in denen er wenig Anlass zur Freude hatte. Der Niederländer hatte mit seiner Startaufstellung ebenfalls seinen Anteil an der Niederlage. Er setzte Kai Havertz zunächst als Stürmer ein und ließ Kevin Volland auf der Bank. Hinter dem wechselwilligen Leistungsträger – unter anderem der FC Chelsea hat angekündigt, nach dem Pokalfinale über einen Transfer verhandeln zu wollen – sollten Moussa Diaby und Leon Bailey auf den Flügeln sowie Nadiem Amiri in der Mitte für Druck und Tempo sorgen.

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Foto: dpa/Alexander Hassenstein

Doch die Rechnung ging im Gegensatz zu anderen Spielen in der Saison dieses Mal nicht auf. Havertz war in der ersten Halbzeit ohne Bindung zum Spiel, Diaby und Bailey waren bemüht, blieben aber zu oft in der Abseitsfalle der Bayern hängen, Amiri spielte indes an der Grenze zum Totalausfall. Bosz korrigierte seine Entscheidung in der Halbzeit, brachte Volland für Amiri und Kerem Demirbay für Baumgartlinger, doch da war es im Grunde schon zu spät. „Die gesamte Mannschaft hat in der zweiten Halbzeit besser gespielt“, sagte der 56-Jährige treffend.

Er erklärt die taktische Idee hinter seiner Startelf so: „Wir haben die Bayern analysiert und wussten, dass sie immer sehr aggressiv anfangen und viel Druck nach vorne machen. Aber wir wussten auch, dass sie das nicht über 90 Minuten können“, dozierte Bosz nach dem Schlusspfiff. Er habe die sich durch Münchens Spielweise bietenden Räume mit viel Tempo nutzen wollen. „Wenn sie aggressiv nach vorne spielen, geben sie viele Räume ab. Ich glaube, dass es sehr gut funktionieren kann, wenn man diese Räume mit schnellen Spielern nutzt.“ Nach dem Spiel sei es aber freilich immer einfach, Fehler zu benennen.

Eine slapsticksartige Szene von Lukas Hradecky, der sich einen Volley von Robert Lewandowski aus über 20 Metern bei einer völlig missglückten Aktion ins eigene Tor legte, besiegelte die Niederlage (59.). Kurz zuvor hatte Volland noch die größte Chance der Werkself vergeben, weil er an einer scharfen Hereingabe von Diaby vorbeitrat. Es passte ins Bild. Bayer stemmte sich gegen die Niederlage, kam durch Sven Bender zum Anschluss (63.) und hatte danach ein paar Gelegenheiten, die Partie offener zu gestalten.

Die zunehmend müde wirkenden Bayern wackelten, aber sie fielen nicht. Auch das ist eine Qualität des Rekordmeisters und -pokalsiegers. Lewandowski erzielte stattdessen in der Schlussphase noch das 4:1 (89.), Havertz traf per Handelfmeter in der fünften Minute der Nachspielzeit zum 4:2-Endstand und musste dann wie seine Teamkollegen der Mannschaft von Trainer Hansi Flick beim Jubeln zusehen.

„Diese Niederlage ist eine riesige Enttäuschung. Das müssen wir erstmal verkraften“, sagte Bosz und gab sich direkt wieder kämpferisch: „Nach dem Urlaub bereiten wir uns auf die Europa League vor. Da können wir noch einiges erreichen.“

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