WM in Russland Jedvaj ist Bayers letzter WM-Mohikaner

Leverkusen · Nach dem Aus der DFB-Auswahl ist der 22-jährige Kroate der einzig verbliebene Werkself-Profi bei der Weltmeisterschaft in Russland.

Roger Schmidt adelte ihn einst als "außergewöhnlichen Spieler", Rudi Völler pries seine Vielseitigkeit an, und auch Bayers aktueller Trainer Heiko Herrlich weiß um die Qualitäten seines Abwehrspielers Tin Jedvaj. Als sich in der Winterpause hartnäckig Wechselgerüchte um den 22-Jährigen rankten, wischte der Coach jeden Zweifel an einem Verbleib weg mit der Aussage : "Wir können es uns gar nicht leisten, auf ihn zu verzichten. "

Nach einem im Sommer 2017 erlittenen Haarriss im rechten Schienbein kämpfte sich Jedvaj in der abgelaufenen Rückrunde zurück ins Team von Bayer 04 und absolvierte noch zehn Partien. Mit überwiegend guten Leistungen spielte er sich wieder in den Fokus von Kroatiens Nationaltrainer Zlatko Dalic, der ihn schließlich auch für die Weltmeisterschaft in Russland nominierte.

Dass das keine Selbstverständlichkeit ist, zeigt die Qualität im Kader der Südosteuropäer: Angeführt von Superstar Luka Modric vom Champions-League-Sieger Real Madrid ist das Team mit Siegen gegen Nigeria (2:0), Argentinien (3:0) und Island (2:1) nur so durch die Gruppenphase geflogen. Nach dem Erfolg am Sonntagabend (4:3 nach Elfmeterschießen) gegen Dänemark steht die Dalic-Elf nun im WM-Viertelfinale. In der Runde der letzten acht Teams trifft Kroatien am Samstag in Sotschi (20 Uhr) auf Gastgeber Russland. Sogar ein Endspiel-Einzug scheint angesichts des unter Umständen vorteilhaften Turnierbaums möglich.

Jedvajs Anteil am Erfolg des Geheimfavoriten hält sich bislang jedoch in Grenzen. Dalic bevorzugt die beiden erfahreneren Domagoj Vida (Besiktas Istanbul) und Dejan Lovren (FC Liverpool) für die Innenverteidigung. Immerhin: Beim abschließenden Erfolg in der Gruppenphase gegen Island schnupperte Jedvaj erstmals WM-Luft. Auf der Position des Rechtsverteidigers durfte er über die volle Distanz ran und sammelte dabei eine Gelbe Karte - und Erfahrung.

Beim Werksklub dürfte man mit der Entwicklung des 2014 als Talent vom AS Rom nach Leverkusen gewechselten Defensiv-Allrounders nicht unzufrieden sein. Dennoch ist seine Rolle im System Herrlich nicht klar definiert. Für die beiden Positionen in der zentralen Abwehr gelten auch für die kommende Saison Sven Bender und Jonathan Tah als gesetzt. Auf der linken Seite hat Wendell wohl weiter die Nase vorn, auf der rechten Außenbahn in der Verteidigung ist die Konkurrenz mit Benjamin Henrichs, Panagiotis Retsos und Mitchell Weiser groß.

Die Erfahrungen in Russland dürften Jedvajs Ansprüche auf einen Platz in der Werkself indes nicht schmälern.

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