Bayer Leverkusen Kießling denkt noch lange nicht ans Aufhören

Orlando · Seit der 32-jährige Routinier im Sommer kurz vor dem Karriere-Aus stand, sind ihm Statistiken egal. Sein Vertrag läuft bis 2018 - und so lange will der Stürmer der Werkself helfen, wenn er gebraucht wird.

Stefan Kießling – Franke, Torschützenkönig, verhinderter Nationalspieler
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Das ist Stefan Kießling

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Foto: dpa, hei fux

Schahriar Bigdeli und Stefan Kießling dürften über die Hobbys des jeweils anderen mittlerweile bestens Bescheid wissen. Häufig sieht man den Athletikcoach und den ehemaligen Nationalspieler gemeinsam beim Krafttraining im Trainingslager in Orlando - viel Zeit also, sich zu unterhalten. Dass der 32-Jährige Kießling verstärkt individuell trainieren muss, ist allerdings schon länger notwendig. Er ist im Herbst seiner langen Karriere. "Ich tue mich persönlich viel schwerer. Es läuft alles nicht mehr so rund und man hat mehr mit sich selbst zu kämpfen", sagt der Stürmer.

Ob Kießling, dessen Vertrag bis 2018 läuft, überhaupt noch mitwirken könnte, war in der Saisonvorbereitung unsicher. Wegen anhaltender Hüft- und Rückenprobleme stand der älteste Spieler im Kader im Sommer kurz davor, seine Karriere vorzeitig zu beenden. Der Besuch eines Hüftspezialisten sowie viel Rehasport und Einzeltraining machten es dann aber möglich, weiterzuspielen.

Zwar setzt Trainer Roger Schmidt den kopfball- und zweikampfstarken Stürmer in dieser Saison oft nur noch als Joker von der Bank ein, doch das stört den sechsfachen Nationalstürmer nicht. "Mir ist egal, wie viele Spiele ich mache, wie viele Minuten ich bekomme oder wie viele Tore ich beitrage", sagt Kießling. Er sei einfach nur froh, dabei zu sein. Das ist unnötig bescheiden, denn nach wie vor ist der 1,91-Meter-Mann für das Team wichtig. Beim 1:0-Auswärtssieg gegen den FC Schalke köpfte er das goldene Tor und in der Champions League führte Kießling sein Team als Kapitän zum 3:0-Erfolg über den AS Monaco. Zudem ist er nach über zehn Jahren im Bayer-Trikot die Identifikationsfigur des Vereins.

Dass die ambitionierten Leverkusener in der Hinrunde zu oft enttäuschten, weiß der zweifache Vater. "Als Mannschaft laufen wir natürlich unseren Erwartungen etwas hinterher. Wir haben sehr viele Probleme gehabt, Spiele zu gewinnen und uns oft schwer getan. Solche Phasen gibt es." Grund zur Hoffnung mache die Erfahrung. Immer wieder habe man sich aus solchen Situationen befreien können. "Das bekommen wir wieder hin", ist sich "Kies", wie er im Verein genannt wird, sicher. Wie schnell das funktioniere, müsse man abwarten: "Das ist nicht einfach, wenn die Gegner sich hinten rein stellen und die Bälle nach vorne knallen. Deswegen müssen wir ein bisschen variabler werden."

Kießling, der mit 19 Jahren seine Karriere als Profi begann und 2006 vom 1. FC Nürnberg an den Rhein wechselte, wird seine Laufbahn so oder so als Bayer-Legende beenden. Bis zum Spieler mit den meisten Einsätzen für die Werkself (Torwart Rüdiger Vollborn mit 456 Einsätzen) fehlen ihm noch 34 Spiele. Dass der ehemalige Torschützenkönig nach Ende seiner aktiven Zeit - also spätestens 2018 - einen Job beim Werksklub übernimmt, ist sicher. Bis dahin sieht er seine Aufgabe auch darin, den vielen Nachwuchskickern im Team mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. "Es macht Spaß, mit den Jungen zu arbeiten und zu sehen, wie weit sie schon in ihrem Alter sind. Ich versuche dort zu helfen, wo ich kann - auf und neben dem Platz."

Für die Rückrunde hofft er, dass Bayer mehr Partien als im ersten Halbjahr gewinnt: "Dann haben wir eine gute Rückrunde gespielt." Für die Aufgabe im Champions-League-Achtelfinale gegen Atlético Madrid wünscht sich der Routinier zwei Partien auf Augenhöhe. "Wir haben zwei Hammerspiele vor uns. Atlético ist klarer Favorit, da brauchen wir nicht um den heißen Brei herumzureden." Bayer werde versuchen, in beiden Duellen so gut es geht dagegenzuhalten. "Wir können ihnen Paroli bieten, aber es muss schon alles passen." Wer Kießling kennt, weiß, dass er alles für ein Weiterkommen tun wird - ob auf der Bank oder auf dem Platz.

(RP)
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