Videobeweis korrigiert Stieler zweimal Bayer schockt die Bayern im Titelkampf – Palacios mit Doppelpack
Leverkusen · Der FC Bayern erlebt im Rennen um die Meisterschaft einen Rückschlag in Leverkusen. Joshua Kimmich bringt München zwar früh in Führung, die Werkself dreht aber die Partie durch zwei Elfmeter von Exequiel Palacios – je nach Foul an Amine Adli.

Bayer 04 - FC Bayern: die Werkself in Noten
Eigentlich hätte es eine entspannte Woche für den FC Bayern sein können. Champions League stand nicht an, Trainer Julian Nagelsmann hatte reichlich Zeit, seine Mannschaft auf das Spiel bei Bayer Leverkusen vorzubereiten. Doch dann veröffentlichte die „Sport Bild“ einen seiner Taktikzettel. Eine „Maulwurf“-Debatte bestimmte die vergangenen Tage in München, Borussia Dortmund legte im Rennen um die Meisterschaft am Samstag ein 6:1 gegen Köln vor und eroberte die Tabellenspitze zurück. Nicht nur temporär, sondern bis zum Gipfeltreffen der Titelrivalen nach der Länderspielpause. Denn der Rekordmeister musste sich im Rheinland mit 1:2 (1:0) geschlagen geben.
Bayer begann forsch, wirkte konzentriert, störte früh, suchte seine Chance und kombinierte dabei durchaus gefällig. So war es wenig verwunderlich, dass die Werkself die ersten guten Gelegenheiten der Partie verbuchte. Kerem Dermirbay zirkelte eine Ecke von rechts mit links und reichlich Chuzpe direkt aufs Tor – Yann Sommer konnte den Ball gerade noch über die Latte lenken (10.). Kurz danach waren es Moussa Diaby (14.) und Jeremie Frimpong, die zwar vielversprechend vors Tor der Münchner kamen, aber nichts daraus machten. Bei Letzterem, weil Sommer den Schuss aufs kurze Eck mit einem guten Reflex abwehrte (16.).
Mitten rein in den griffigen und mutigen Auftritt der Mannschaft von Trainer Xabi Alonso platzte die Führung der Gäste. Joao Cancelos Flanke über rechts legte Leon Goretzka zurück auf Joshua Kimmich, der einfach mal draufhielt. Odilon Kossounou fälschte den Ball unhaltbar für Lukas Hradecky ab, der sonst wohl hätte parieren können – unglücklich für Bayer (22.).
Nagelsmanns Team war um Beruhigung bemüht, sein an der Seitenlinie gewohnt engagiert coachendes Pendant Alonso sah indes einige Szenen seiner Profis, die zumindest das Potenzial für den Ausgleich hatten, allerdings fehlte vorerst stets ein bisschen. Rund um die Halbzeit gelang es den Gästen, etwas mehr Kontrolle ins Spiel zu bringen. Bayer ließ jedoch defensiv wenig bis nichts zu, behielt seine Griffigkeit und gab sich keineswegs geschlagen. Es blieb es ein offenes Duell mit hohem Unterhaltungswert.
Schiedsrichter Tobias Stieler sorgte knapp zehn Minuten nach dem Wiederanpfiff für erhitzte Gemüter, weil er den Gastgebern nach einem Foul von Benjamin Pavard an dessen Landsmann Amine Adli den fälligen Elfmeter verweigerte, der Videobeweis jedoch bestätigte einen ahndungswürdigen Kontakt an der Hacke. So gab es statt Gelb für die angebliche Schwalbe Strafstoß. Exequiel Palacios schnappte sich den Ball und versenkte ihn ebenso sicher wie flach im linken Eck (55.). Der FC Bayern trug zum immer offener werdenden Schlagabtausch einen unplatzierten Kopfball von Goretzka (62.) und einen haarscharf am langen Eck vorbeizischenden Abschluss des eingewechselten Jamal Musiala bei (68.).
Dann wurde es kurios: Adli drang erneut mit viel Tempo in den Strafraum ein, wurde dabei von Dayot Upamecano von den Beinen geholt – und erneut sah Stieler eine vermeintliche Schwalbe, zog die Gelbe Karte und musste sich korrigieren. Dass Palacios in dieser Duplizität der Ereignisse erneut ins linke Eck verwandelte, dieses Mal eher halbhoch, aber ebenso sicher, machte aus der ausverkauften BayArena ein Tollhaus (73.). Die Bayern drückten, scheiterten bei ihrer Suche nach dem Ausgleich in der Schlussphase aber mehrfach an Hradecky. Oder an sich selbst.
Die Bühne für ein packendes Duell zwischen München und Dortmund am 1. April (18.30 Uhr) ist bereitet, für Leverkusen geht es nach den Länderspielen beim FC Schalke weiter.