Bayers Mittelfeldspieler Andrich erklärt die Stärke der Werkself

Leverkusen · Der 4:1-Heimsieg gegen Hertha BSC war Bayer Leverkusens dritte überzeugende Leistung in Serie. Mittelfeldspieler Robert Andrich nennt die konkreten Gründe für den Aufwärtstrend der Mannschaft von Trainer Xabi Alonso.

Leverkusens Robert Andrich (r.) und Herthas Lucas Tousart kämpfen um den Ball.

Leverkusens Robert Andrich (r.) und Herthas Lucas Tousart kämpfen um den Ball.

Foto: Imago/Maik Hölter

Bei der Werkself war diese Saison vieles eine Frage der Balance. Stimmte es offensiv, passte es defensiv nicht – und umgekehrt. War Kontrolle im Spiel, fehlte es an Risikobereitschaft, auch emotional schwankte die Mannschaft bisweilen zwischen impulsiv oder blutleer. Mal war sie anfällig und wirkte nervös, mal strotzte sie vor Selbstvertrauen und präsentierte sich kämpferisch. Ein gesundes Maß zu finden, schien ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Doch die vergangenen Spiele sind zumindest ein Indiz dafür, dass Trainer Xabi Alonso das Pendel ins Gleichgewicht gebracht hat.

Das ist auch Robert Andrich nach dem 4:1-Sieg gegen Hertha BSC aufgefallen. „Wir haben die Räume, die Hertha uns gegeben hat, gut bespielt – mit einer gewissen Abgeklärtheit, aber auch mit Spielfreude“, sagte der Mittelfeldspieler. In der Tat war Bayers Auftritt gegen die Berliner über die vollen 90 Minuten eine der souveränsten Leistungen der Saison. Die Werkself brachte ihre Wucht im Angriff auf den Rasen, verteidigte aber auch konzentriert und kontrollierte den Gegner beinahe nach Belieben. Zweifel am Erfolg kamen zu keinem Zeitpunkt der Partie auf. Wenige Minuten nach dem 3:1-Anschlusstreffer der Gäste erhöhten die Leverkusener auf 4:1, anstatt einzuknicken, wie es schon häufiger in dieser Spielzeit passiert ist. „Nicht nur der Sieg, sondern auch die Art und Weise war wichtig“, betonte Andrich auch mit Blick auf das anstehende Achtelfinal-Hinspiel gegen Ferencváros Budapest am Donnerstag (18.45 Uhr). Daran gelte es gegen den ungarischen Hauptstadtklub anzuknüpfen.

Freilich liegt es nah, die Leistung gegen die Hertha als Ausreißer nach oben abzutun. Nach der fünf Ligaspiele andauernden Siegesserie kurz vor und kurz nach der Winterpause sah es ebenfalls so aus, als hätte die Mannschaft endlich ihre Balance gefunden. Was folgte, waren Rückschläge. Doch im Gegensatz zu dieser Erfolgssträhne ist die aktuelle auf der Grundlage durchweg überzeugender Spiele gewachsen. Der Sieg im Elfmeterschießen in Monaco war eine Energieleistung und das Ende des Traumas vergebener Versuche vom Punkt. Das 1:1 in Freiburg vier Tage später war von dem unbedingten Willen getragen, Zählbares aus dem Breisgau mitzunehmen – und nun also dieses 4:1.

Einzelkritik: Bayer 04 Leverkusen - Hertha BSC: die Werkself in Noten​
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„Jeder Trainer wünscht sich so einen souveränen Auftritt“, sagte Andrich. „Wir haben nicht viel anbrennen lassen, hätten es aber auch schon eher entscheiden können. Das können wir uns ankreiden. Balance, Kontrolle und Angriffsspiel waren aber sehr gut.“ Euphorisch wird der in der Europa League gelbgesperrte Profi aber keineswegs – schon gar nicht, wenn er auf die nach wie vor enttäuschende Bundesligatabelle schaut. „Die Situation ist, wie sie ist. Wir stehen aus gutem Grund auf dem neunten Platz, weil wir in vielen Spielen nicht das gezeigt haben, was wir können.“ Daher gehe es jetzt darum, die neue Stabilität der Werkself zu bestätigen. „Wichtig ist, dass die Konstanz da ist. Daran müssen wir arbeiten. Das war schon immer unser Problem, aber aktuell sind wir auf einem guten Weg.“

Andrich weiß, warum Bayer inzwischen anders als noch vor ein paar Wochen auftritt – und geht dabei in taktische Details: „Das hat zum einen mit der Raumbesetzung zu tun, aber auch damit, wie wir die Räume belaufen“, erklärte er. „Will ich den Ball nur in den Fuß haben oder will ich ihn auch in die Tiefe haben? Beide Varianten zu beherrschen und dass der Gegner nicht weiß, was man in dem Moment vorhat, ist entscheidend. Wenn wir diese Zwischenbewegungen haben und dazu noch ein gutes Passspiel, dann sieht das so wie gegen Hertha aus – und ich hoffe, dass das noch häufiger so aussieht.“

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