Zugang ist direkt gefordert Kossounou legt bei der Werkself einen Kaltstart hin
Leverkusen · Bayer Leverkusens Zugang Odilon Kossounou hat ehrgeizige Ziele mit seinem neuen Klub. Viel Zeit, sich in seinem neuen Umfeld einzugewöhnen, bleibt dem 20-Jährigen nicht – und das ist keine neue Situation für ihn.
Wenn jemand in dieser Woche ins sprichwörtliche kalte Wasser gesprungen ist, dann ist es Odilon Kossounou. Wenige Tage nach seinem Wechsel vom FC Brügge nach Leverkusen stand er bereits im Testspiel gegen den FC Utrecht 72 Minuten auf dem Rasen, zuvor hatte der 24-Millionen-Euro-Zugang lediglich eine richtige Trainingseinheit mit seiner neuen Mannschaft absolviert. Die Partie endete mit einer bedingt aussagekräftigen 1:5-Niederlage. „Ich habe sofort die individuelle Klasse in der Mannschaft bemerkt“, sagt der 20-Jährige unbeeindruckt vom Ergebnis. Es sei klar, dass in diesem Stadium der Vorbereitung noch nicht alles hundertprozentig funktioniere. „Aber für mich ist das Spiel gut verlaufen.“
Die Eingewöhnungszeit ist für den Nationalspieler der Elfenbeinküste extrem begrenzt. Das ist nichts Neues für ihn. Früh beschloss er, sein sportliches Glück in Europa zu suchen. In seinem Heimatland hatte er sich bereits bei seinem Ausbildungsverein ASEC Mimosas in den Fokus ausländischer Klubs gespielt. Kurz nach seinem 18. Geburtstag unterschrieb er im Januar 2019 einen Vertrag beim schwedischen Erstligisten Hammarby IF, wo er direkt Stammspieler wurde. Bereits wenige Monate später sicherte sich der FC Brügge die Dienste des Innenverteidigers. Den endgültigen Durchbruch erlebte er aber erst in seiner zweiten Spielzeit bei den Belgiern.
„Es ist mir zu Beginn nicht leicht gefallen in Brügge, in der ersten Saison habe ich lediglich 15 Spiele gemacht“, erinnert sich Kossounou. „Danach war eine Grundlage geschaffen und ich habe mich aufgerieben, um das Vertrauen des Trainers zu gewinnen.“ Dieser Plan ging auf. Tatsächlich avancierte der Abwehrmann zur Stammkraft und hatte wesentlichen Anteil daran, dass der Klub seinen Meistertitel aus der Saison 2019/20 verteidigen konnte. „Wir haben herausragende, außergewöhnliche Momente erlebt, Titel gewonnen und in der Champions League gespielt. Nachdem ich mich eingewöhnt hatte, konnte ich zeigen, was ich kann.“
In Leverkusen soll nun der nächste Schritt seiner Entwicklung folgen – möglichst ohne lange Vorlaufzeit. Die Bundesliga hat freilich ein anderes Niveau als die belgische Liga. Die Qualität der Mannschaften ist höher, die Spieler sind erfahrener. „Ich hoffe, dass ich mein Spielniveau weiter anheben kann, um mich bestmöglich zu entwickeln.“ Die Entscheidung für den Werksklub sei ihm leicht gefallen, sagt der Ivorer. „Ich habe einige Spiele von Bayer im Fernsehen gesehen und es ist eine Ehre, die Farben dieses Vereins zu vertreten.“
Auf der Suche nach Vorbildern muss sich Kossounou nicht lange umschauen. In Edmond Tapsoba steht ein Innenverteidiger im Kader, der nach seinem Wechsel in der Winterpause 2020 auf Anhieb zum Leistungsträger wurde. Inzwischen ist er aus Bayers Defensive nicht mehr wegzudenken, muss aber mit einem Syndesmoseriss noch mehrere Wochen passen. Auch deswegen bleibt dem Zugang aus Belgien wenig Zeit, um auf Betriebstemperatur zu kommen. „Ich habe schon viel mit Edmond gesprochen“, sagt Kossounou. „Er hilft mir sehr bei der Integration und ich hoffe, dass wir gemeinsam dazu beitragen können, den Klub dahin zu bringen, wo er hingehört.“
Das heißt aus Sicht des 20-Jährigen: zurück in die Champions League. Das deckt sich mit den Vorstellungen der Klubverantwortlichen. Es sei Teil der Historie des Vereins, in der Königsklasse zu spielen, betont Kossounou. „Aber erstmal geht es darum, dass wir als Mannschaft zusammenfinden. Es liegt in unserer Hand, was wir aus der hohen Qualität im Kader machen.“
Sein Trainer konnte dem Debüt des 20-Jährigen gegen Utrecht bereits viel Positives abgewinnen. „Er hat gezeigt, was wir von ihm erwarten – Zweikampfstärke, Kopfballspiel und Dynamik“, sagte Gerardo Seoane. „Aber es fehlt sicher noch die Verbindung mit den Mitspielern im Verbund der Viererkette. Das braucht ein bisschen Zeit“, betont der Schweizer – wohlwissend, dass genau das im Profigeschäft eine eher knappe Ressource ist.