Wechsel zum FC Bayern Gerangel um Tah geht in die nächste Runde

Leverkusen · Das 1:1 gegen Betis Sevilla schließt die Vorbereitung von Bayer Leverkusen ab. Über dem Testspiel schwebt erneut die Frage: Bleibt Jonathan Tah oder geht er zum FC Bayern? Was Sportgeschäftsführer Simon Rolfes dazu sagt.

Leverkusens Jonathan Tah (r.) demonstriert gegen Sevillas Aitor Rubial zupackendes Zweikampfverhalten.

Leverkusens Jonathan Tah (r.) demonstriert gegen Sevillas Aitor Rubial zupackendes Zweikampfverhalten.

Foto: Imago/Thomas Thienel

In Bayers Kader gibt es einige Spieler, bei deren Namen es besonders laut im Stadion wird, wenn vor dem Anpfiff die Mannschaftsaufstellung verkündet wird. Florian Wirtz ist so einer – mit dem Zusatz „Fußballgott“, Granit Xhaka, Victor Boniface, Patrik Schick und Lukas Hradecky gehören ebenfalls zum illustren Kreis der Fanlieblinge. Und dann ist da noch Jonathan Tah. Der Innenverteidiger trägt seit 2015 das Trikot der Werkself. Damit ist er nach Niklas Lomb der dienstälteste Profi des Doublesiegers. Durch alle Höhen und Tiefen der vergangenen Dekade ist er mit Bayer gegangen, bis zum großen Doubletriumph in der vergangenen Spielzeit. Doch wie lange bleibt der 28-Jährige noch in Leverkusen? Diese Frage schwebte auch über dem 1:1 (0:1) im letzten Test der Vorbereitung gegen Real Betis Sevilla.

Seit Jahren signalisiert Tah jeden Sommer, dass er sich einen Wechsel vorstellen könne, er bereit für den nächsten Schritt sei und gerne neue Erfahrungen sammeln wolle. Doch ein Transfer kam bislang nicht zustande – auch nicht im Sommer 2023, in dem er für die fixe Ablöse von 18 Millionen Euro hätte gehen können. Die passenden Angebote blieben aus, der Nationalspieler blieb und legte die beste Saison seiner Karriere hin.

Die Spekulationen, dass er zum FC Bayern wechseln würde, begannen bereits kurz nach der Doubleparty. Mit dem Rekordmeister ist sich Tah seit Wochen einig, einzig die Frage der Ablösesumme lässt den Deal zur inzwischen monatelangen Hängepartie werden. Kommt nach dem Doppel-Abgang von Matthijs de Ligt und Noussair Mazraoui zu Manchester United endlich neue Bewegung in das Thema? Fakt ist: Tah möchte weg, sein Vertrag läuft 2025 aus. Will der Werksklub noch Geld aus einem Wechsel generieren, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt. Am 30. August schließt das Transferfenster. Im Idealfall herrscht aber früher Klarheit, damit Bayer gegebenenfalls noch Zeit hat, auf den Verlust seines Abwehrchefs zu reagieren.

„Es wurde ja fast mehr geschrieben als gesprochen“, kommentierte Sportgeschäftsführer Simon Rolfes das Hin und Her der vergangenen Wochen. „Für die finanzielle Situation von anderen Vereinen bin ich nicht verantwortlich. Es gibt nichts bei uns. Unsere Ausrichtung ist klar: Jona ist ein wichtiger Spieler. Er hat heute ein gutes Spiel gemacht, ist sehr konzentriert, fokussiert und hat auch so trainiert.“ Ansonsten gebe es nicht viel Neues zu sagen. „Es gibt nichts, was die Situation ändert. Das war vor einer Woche so und das ist auch heute so.“ Dass ein akzeptables Angebot vorliege, sei „weiterhin nicht der Fall“, betonte Rolfes. „Wir haben natürlich Vorstellungen und wissen, was wir tun wollen, aber das werde ich nicht öffentlich sagen. Unsere Ausrichtung ist, dass wir eine gute Mannschaft haben. Das ist die Zielsetzung und dafür werden wir vieles tun.“ Nicht viel Neues in der Causa Tah also, abwarten ist angesagt. Der Wechsel ist nicht vom Tisch, allerdings haben die Leverkusener nicht vor, den Leistungsträger deutlich unter Wert zu verhökern.

Das Remis gegen den spanischen Erstligisten bildete das Ende einer Woche mit drei Testspielen. Auf das 2:2 beim RC Lens folgte ein 1:4 beim FC Arsenal, ehe die offizielle Saisoneröffnung mit Rahmenprogramm für große und kleine Fans sowie Vorstellung des neuen Kaders versöhnlich mit dem 1:1 gegen Sevilla endete. Beide Teams hatten sich im Vorfeld unabhängig vom Ergebnis auf ein Show-Elfmeterschießen geeinigt, das Bayer für sich entscheiden konnte. Ricardo Rodriguez, Rodri Sanchéz und Iker Losada scheiterten jeweils an Hradecky, Garcia schob den Ball auf Leverkusener Seite rechts neben das Tor. Robert Andrich verwandelte letztlich souverän den entscheidenden Ball vom Punkt, nachdem zuvor bereits Schick und Amine Adli verwandelt hatten. „Das war ein guter Abschluss der vergangenen zwei Wochen, die sehr intensiv waren mit dem Trainingslager und der Englischen Woche. Wir haben zum Ende hin einen guten Rhythmus gefunden und es ganz gut gemacht“, resümierte Rolfes. „Ab Dienstag geht es in den Wettkampfmodus.“

Betis hatte anfangs mehr vom Spiel, doch Bayer eroberte sich Stück für Stück die Kontrolle über Ball und Gegner. Dennoch geriet die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso kurz nach der Halbzeit durch Juanmi in Rückstand (51.), Sommerzugang Jeanuel Belocian bewahrte die Werkself per Abstauber vor einer Niederlage (78.). Die Testspielbilanz ist mit einem Sieg, einer Niederlage und zwei Remis indes nicht optimal für den Doublesieger. Rolfes ficht das aber nicht an: „Letztes Jahr haben wir auch zwei Freundschaftsspiele verloren. Die Ergebnisse in der Vorbereitung interessieren mich nicht so viel, sondern eher, dass einfach jeder jetzt in einen anderen Modus geht. Die Vorbereitung ist so gestaltet, dass wir am Wochenende topfit und bereit sind, auch mental.“ Das sei beim 1:4 in London noch nicht der Fall gewesen. „Das war insgesamt zu träge, gegen Betis haben wir einen besseren Rhythmus gefunden.“