Klare Ansage Bayers Kapitän Lukas Hradecky warnt vor Leichtsinn

Leverkusen · Bayer Leverkusens Ziel für den zweiten Teil der Saison ist klar: In der Tabelle soll es möglichst zügig nach oben gehen. Das sieht auch Kapitän Lukas Hradecky so, doch der Torwart ist weit davon entfernt, die Lage der Werkself schönzureden.

 Klare Ansage von Bayers Kapitän Lukas Hradecky: „Wir stehen immer noch in der Scheiße.“

Klare Ansage von Bayers Kapitän Lukas Hradecky: „Wir stehen immer noch in der Scheiße.“

Foto: dpa/Marius Becker

Für Lukas Hradecky war Bayers Testspiel am vergangenen Wochenende gegen den FC Venedig eine entspannte Angelegenheit. Weil Andrey Lunev das Tor hütete und Niklas Lomb als Ersatzmann auf der Bank saß, konnte der 33-Jährige den 2:1-Sieg der Werkself in aller Ruhe als Zuschauer verfolgen. Zudem bot sich für ihn vor und nach dem Test die Gelegenheit für einen Plausch mit seinen beiden finnischen Landsmännern Joel Pohjanpalo und Jesse Joronen, die für den italienischen Zweitligisten spielen. „Das hat man ja auch nicht so oft“, sagt er und lacht.

Mit den ersten Trainingseinheiten im neuen Jahr ist der Kapitän und Schlussmann mehr als einverstanden. Er attestiert seinen Teamkollegen vollen Einsatz. „Die erste Woche hat mir schon sehr gut gefallen“, sagt er. „Das Tempo ist so, wie es sein soll und die Jungs zeigen Xabi Alonso, dass sie spielen wollen.“ Allerdings gebe es auch noch viel zu tun für Coach und Mannschaft. „Eins unserer Hauptthemen ist aktuell der Spielaufbau. Für mehr Kompaktheit haben wir schon Ende der Hinrunde gesorgt. Jetzt geht es darum, dass wir mit dem Ball besser werden und den Strafraum besser besetzen.“

Alonsos aktiver Stil im Training, jeden Pass zu kommentieren, auch bei den Torhütern oft dabei zu sein, gefällt Hradecky. „Es geht jetzt um Details, zum Beispiel wo ich stehen soll und wo die Innenverteidiger stehen sollen. Diese Automatismen braucht eine Mannschaft, um zu wissen, was sie mit dem Ball machen soll.“ Dass der Trainer dabei meist mittendrin ist, sei hilfreich, betont der Finne: „Wenn es nur an der Taktiktafel gezeigt wird, hört vielleicht der ein oder andere nicht richtig zu.“

Seit etwa drei Monaten ist der Spanier jetzt im Amt – und er hat Bayer einen neuen Stil verordnet. Der weicht bislang vom Markenkern der Werkself ab. Statt des temporeichen, oft spektakulären, meist von Pressing und Gegenpressing getragenen Offensivfußballs ist defensive Kompaktheit und Kontrolle angesagt. „Ich glaube schon, dass es für einige eine große Umstellung ist“, sagt der Keeper. „Jetzt stehen Stabilität und Verteidigungsmechanismen im Vordergrund. Das müssen die Jungs jetzt anders machen und nicht nur nach vorne rennen, sondern erst das Tor beschützen. Denn wenn du gut verteidigst, bist du auch offensiv besser. Das ist ein Gesetz des Fußballs – und das haben die letzten Spiele vor der Winterpause gezeigt.“

Was den zweiten Teil der Saison angeht, ist der Finne optimistisch, dass sich der positive Trend fortsetzt, den Bayer vor der WM-Unterbrechung eingeläutet hat. Allerdings gibt er den Mahner: „Es darf nicht wegen der langen Pause vergessen werden, dass wir immer noch in der Scheiße stehen, wenn wir ein paar Spiele verlieren und die anderen Punkten.“ Auch er wünscht sich freilich eine Aufholjagd Richtung oberes Tabellendrittel, bleibt aber auf dem Boden der tabellarischen Realität. Die sieht auf Platz zwölf nach wie vor trist aus. Der Abstand auf den Relegationsplatz beträgt gerade einmal vier Punkte. „Über Europa will ich nicht reden, sondern wirklich erst den Klassenerhalt schaffen. So gut haben wir jetzt auch nicht gespielt, dass wir uns schon einen Platz im Europapokal verdient hätten. 18 Punkte aus 15 Spielen – das ist so gar nicht Bayer Leverkusen.“

Der Druck vor dem Spiel in Mönchengladbach am 22. Januar (17.30 Uhr) ist entsprechend hoch. Eine Niederlage wäre bereits ein Dämpfer für die gerade erst entfachte Hoffnung, schnell wieder in die Gefilde der eigenen Ansprüche vorzurücken. „Jede Mannschaft hatte eine zweimonatige Pause, das mischt die Karten noch einmal neu“, sagt Hradecky. „Aber drei Niederlagen in Folge wie zum Start der Hinrunde sind dringend zu vermeiden. Wir müssen Punkte holen, nur darum geht es.“

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