Bayer gegen Porto Seoane fokussiert sich nur auf seinen Job

Porto · Die Partie beim FC Porto ist sportlich und psychologisch ein Schlüsselspiel für Bayer Leverkusen. Trainer Gerardo Seoane geht mit den anhaltenden Diskussionen um seine Person gelassen um und betont: „Ich kann mit der Situation gut umgehen.“

 Leverkusens Sportgeschäftsführer Simon Rolfes und Trainer Gerardo Seoane (r.) auf dem Trainigsplatz.

Leverkusens Sportgeschäftsführer Simon Rolfes und Trainer Gerardo Seoane (r.) auf dem Trainigsplatz.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Rund um Bayer Leverkusens Spiel in der Champions League am Dienstag beim FC Porto (21 Uhr) gäbe es viele Geschichten zu erzählen. Da ist zum einen das Wiedersehen mit Wendell, der jahrelang für die Werkself spielte, ehe er im Sommer 2021 zu dem portugiesischen Top-Klub wechselte. Die glanzvolle Historie der Talentschmiede für Weltklassespieler wie Deco, Falcao, James Rodriguez oder Luiz Diáz ist ein spannendes Detail, ebenso wie José Mourinho, dessen Karriere als internationaler Top-Trainer nach dem Triumph in der Königsklasse 2004 mit Porto richtig Fahrt aufnahm. Doch eigentlich dreht sich unter dem Bayer-Kreuz im Vorfeld der Partie alles nur um eine Frage: Schafft Gerardo Seoane mit der Werkself die Wende?

Der Trainer der Leverkusener wackelt nach dem desaströsen 0:4 beim FC Bayern bedenklich. Bayer spielte mutlos, körperlos, ideenlos und war von Anfang an kein ernsthafter Gegner für den Rekordmeister. Schlimmer noch: Die Mannschaft zeigte keine einzige der Tugenden, die im Fußball die Grundlage jeden Erfolgs sind. Leidenschaft, Laufbereitschaft, Kampfgeist, Biss – nichts davon war in der bayrischen Landeshauptstadt zu sehen.

Das Debakel bildete einen weiteren Tiefpunkt in einer bislang missratenen Saison. Die stets hochambitionierte Werkself ist auf Rang 17 der Tabelle abgerutscht, im Pokal war bereits in Runde eins beim Drittligisten in Elversberg Schluss. Das Wort Abstiegskampf geistert allmählich durch das Umfeld. Immerhin in der Champions League ist Bayer noch auf Kurs. Der 0:1-Pleite zum Auftakt in Brügge folgte ein überzeugender 2:0-Sieg gegen Atlético Madrid.

Das Spiel in Porto hat daher eine Schlüsselrolle – nicht nur für den weiteren Weg auf der europäischen Fußballbühne. Ein Erfolg bei den noch punktlosen Portugiesen wäre ein Schub für das angeknackste Selbstvertrauen. Und er würde einen großen Schritt Richtung Minimalziel Platz drei bedeuten, der im Anschluss an die Gruppenphase zumindest in die Europa League führen würde, falls es mit dem Achtelfinale nichts wird.

Und dann ist da noch die Trainerfrage. Auch für Seoane persönlich ist Porto ein entscheidendes Spiel. Zeigt sein Team einen ähnlich desolaten Auftritt wie beim FC Bayern, ist zumindest fraglich, dass der Schweizer auch am Samstag gegen den FC Schalke noch auf Bayers Bank sitzt. Gelingt im bedeutsameren Bundesligaspiel gegen den Aufsteiger kein überzeugender Sieg, könnten die Tage des 43-Jährigen im Rheinland indes auch trotz eines Sieges in Portugal gezählt sein. Die Lage ist vertrackt.

Nicht umsonst betonte Leverkusens Geschäftsführer Fernando Carro zuletzt, dass ab jetzt nur noch kurzfristiger Erfolg helfe. Auch Sportgeschäftsführer Simon Rolfes sagte nach dem Spiel in München, dass er in Porto von der Mannschaft ein völlig anderes Auftreten erwarte. Viel größer könnte der Druck auf den Coach kaum sein, zumal Carro im Fußball-Talk „Doppelpass“ bereits freimütig davon sprach, dass Bayer trotz aller nach wie vor vorhandenen Überzeugung von Seoanes Arbeit „nicht blauäugig“ sei – und auch „nicht unvorbereitet“.

Deutlicher und öffentlicher kann man kaum kommunizieren, dass hinter den Kulissen bereits weit mehr passiert, als nur über einen Nachfolger auf der Trainerbank nachzudenken. Seoane selbst ficht das nach eigenem Bekunden aber nicht an. „Ich bin schon lange in diesem Business, als Spieler sowie als Coach, und ich weiß, dass die Resultate immer das Wichtigste sind“, sagt er.

Jeder im Klub habe seine Verantwortlichkeiten und seine Aufgaben. „Meine ist, die Mannschaft zu coachen und nach einer Niederlage die richtigen Schlüsse zu ziehen, um sie bestmöglich auf das nächste Spiel vorzubereiten – nur darauf fokussiere ich mich. Ich kann mit der Situation persönlich gut umgehen.“ Dass sich Bayer mit denkbaren Szenarien beschäftige, die Lage immer wieder neu bewerte und das große Ganze im Blick habe, empfinde der Schweizer als „nichts anderes als professionell.“ Zudem betont Seoane: „Was ich auch sagen kann ist, dass der Klub mir bis jetzt immer das Vertrauen ausgesprochen hat, sonst wäre ich nicht mehr da.“

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