Leverkusen gegen Leipzig Spiel der verpassten Chancen
Leverkusen · Bayer Leverkusen ist gegen RB Leipzig kurz Tabellenführer, fängt sich dann aber ein potenzielles Tor des Jahres ein. Für die Werkself hat das 1:1 einen bitteren Beigeschmack. Zwei Schlüsselspieler fallen in den kommenden Wochen aus.
Kurz vor dem Abpfiff war der Fußball bereits Nebensache. Leverkusens Charles Aránguiz holte mit voller Wucht zu einem Volley aus, traf aber nicht den Ball, sondern die Stollen von Leipzigs Christopher Nkunku. Der Franzose ging mit gestrecktem Bein in das Duell mit dem Chilenen, der nicht für Wehleidigkeit bekannt ist. Nach minutenlanger Behandlung wurde der 30-Jährige auf einer Trage vom Rasen befördert. Am Sonntag folgte die Diagnose: Aránguiz erlitt einen Haarriss im rechten Mittelfuß sowie einen Muskelfaserriss im Oberschenkel und wird mehrere Wochen ausfallen. Das gilt auch für Linksverteidiger Daley Sinkgraven, der sich in der ersten Halbzeit eine Muskel-Sehnenverletzung im Oberschenkel zuzog.
Es sind die Folgen eines phasenweise spektakulären Bundesligaspiels, das auch 3:3 statt 1:1 (0:0) hätte ausgehen können. Aber es war auch eine Begegnung der verpassten Chancen. Leipzig hatte in der ersten Halbzeit mehrere hochkarätige Gelegenheiten, vergab sie aber teils fahrlässig. Über einen deutlichen Pausenrückstand hätte sich niemand in Leverkusen beschweren können. Dann verordnete Trainer Peter Bosz der Werkself ein defensiveres Konzept, das aufging, dem Unterhaltungswert der Partie aber nicht zuträglich war.
Nach etwas mehr als einer Stunde traf Kevin Volland zum 1:0 – und für ein paar Minuten war Leverkusen gar Tabellenführer. Doch Nkunku markierte mit einem Treffer, den man eher in einem Playstation-Spiel als in der Realität erwartet, den Ausgleich.
Der 21-Jährige hielt nach einer Hereingabe von Marcel Halstenberg den Ball hoch, jonglierte die Kugel artistisch mit zwei Kontakten über etwaige Verteidiger hinweg und mit der dritten Berührung an Lukas Hradecky vorbei – ein potenzielles Tor des Jahres.
Kurz vor dem Schlusspfiff hatte Volland noch eine Großchance auf den Siegtreffer, doch „das wäre nicht verdient gewesen“, wie Bosz einräumte. Sein Gegenüber Julian Nagelsmann hatte „ein tolles, rassiges, geiles Fußballspiel mit vielen Facetten“ gesehen. „Da war alles drin“, schwärmte er. Das Ergebnis empfanden beide als letztlich gerecht. Sie konnten jedoch nicht die auf dem Silbertablett servierte Vorlage nutzen, an München vorbeizuziehen und Dortmund zu distanzieren. Stattdessen hat nun Mönchengladbach die Tabellenspitze erobert.
Doch immerhin hat Nkuku eine letzte Chance nicht verpasst: Er ging nach der Partie in die Leverkusener Kabine und entschuldigte sich bei Aránguiz für sein Foul.